Problem von Anonym - 16 Jahre

Selbstmord

Hallo.. ich bin 16 Jahre alt und war das letzte Mal vor 2 Jahren richtig glücklich..
Jetzt denke ich jeden Tag nur noch daran,wann der Zeitpunkt gekommen ist,an dem ich endlich sterben kann und ans Essen. Oder besser ans Nicht-Essen.
Ich hasse und verabscheue mich, doch mit niemandem kann ich darüber reden,denn für alle bin ich das schlaue,etwas arrogante aber liebenswerte Kind, das vielleicht im Moment wenig isst und weniger lächelt aber sonst wie immer ist.
Ja,ich habe schon versucht,mich jemandem anzuvertrauen.Doch dann kam die Frage nach dem "Warum?" und naja.das weiß ich selber nicht so genau.es gibt so vieles in meinem leben was einfach scheiße gelaufen ist.mit 6 jahren wurde ich mehr als einmal von meinem großvater vergewaltigt,ich bin vor meinem 7.lebensjahr bereits 5 mal umgezogen.als ich 8 war wurde ich von jugendlichen nachbarskindern zum sex mit meinem -ebenfalls 8-jährigem-nachbarn gezwungen.bis vor 4 jahren haben sie wenn sie mich gesehen haben gebrüllt wie denn der sex war.niemand weiß etwas davon. nur die sache mit meinem großvater habe ich ein paar leuten anvertraut.die haben mir auch teilweise zugehört.meine tante zum beispiel und meine cousine,die haben mir zugehört,mich getröstet.doch dann kamen auch die fragen "ja lügst du denn nich?der opa ist doch so nett,das kann ich garnicht glauben"und "wie?steckte der richtig in dir drin??"
ich habe nie wieder darüber geredet..
doch die vergewaltigungen sind nicht alles.
meine mutter und mein vater haben ein merkwürdiges verhältnis.sie sind noch verheiratet,aber doch streiten sie sich ständig.mein vater hat keine lust mehr auf den ganzen streit und ist eigentlich dauerhaft auf montage,so dass meine mum und ich ihn in 2 wochen nur einen tag zu sehen bekommen.mein papi,den ich so liebe..
meine 2 brüder leben seit 6 monaten nicht mehr zuhause.deshalb leben meine mutter und ich nur zu zweit in einer großen wohnung.wie haben ein sehr schwieriges verhältnis.so schwierig,dass ich in der schule mit einem vertrauenslehrer geredet habe,das jugendamt eingeschaltet wurde und die rede von einem kinderheim war.so gerne würde ich in einem kinderheim leben.doch außer einem gespräch mit einer frau von jugendamt und mit dem vertrauenslehrer,der schlicht keine zeit hatte, ist nichts passiert.heute hat es schon wieder jeder vergessen.
sogar meinem besten freund und seiner mutter habe ich erzählt,dass ich einfach nur weg von zu hause will.doch die meinten nur:"ach deine mama ist bestimmt sehr nett,das ist nur eine phase".
es ist jetzt schon über 4 monat her,dass ich das letzte mal irgendwem von meinen problemen erzählt habe.es bringt ja eh nichts,außer dass man sich entblößt.
alles habe ich runtergeschluckt.verdrängt.durch hungern,fressen und kotzen ausgeblendet.geheult habe ich schon lange nicht mehr.es ist schwach gefühle zu zeigen-dachte ich.jetzt will ich heulen doch kann nicht mehr.
meine arme sind aufgeritzt und verkrustet.kleine glücksgefühle habe ich nur noch bei schmerz.
in meinem tagebuch stehen(wenn ich überhaupt noch schreibe)nur noch beteuerungen,dass mein leben bald zuende ist.dass nichts einen sinn hat.
meine tagebucheinträge vor ein paar jahren triefen nur so vor optimismus.

ich hasse mein leben und will es beenden.sogar das "wie" weiß ich schon:
ich möchte mir eine rote rose kaufen,ein bisschen verwelkt aber trotzdem noch wunderschön.mich ganz schön schminken.die lippen rot,die wangen rot,die augen schwarz.dann mit den dornen der rose meine pulsadern aufschlitzen und in meinem blut zugrunde gehen.mit der rose in der hand..

das ist krank..ja..

und es gibt nochnichtmals einen grund dafür.
deshalb erzähle ich niemandem davon.weil ich es nicht verdient habe angehört zu werden.

aber es wäre so schön..angehört zu werden.jemanden zum zuhören zu haben.wirkliche beste freunde zu haben,die alles von einem wissen.nicht mehr hungern oder kotzen zu müssen.und nicht mehr ritzen zu müssen um glücklich zu sein.
gerne wäre ich wieder das mädchen von früher.
die immer-glückliche...

Anwort von Sabine

Hallo!

Es scheint sich eine Menge über die Jahre in Dir angestaut zu haben. Eine Menge Probleme, von denen Du Dich noch nie so richtig lösen konntest. Kann das sein?

Ich möchte mich erst einmal für Deine Mail und Dein Vertrauen an uns bedanken. Ich kann mir auch vorstellen, dass es Dir gut getan hat einmal so offen darüber zu sprechen, was tief in Dir vorgeht.

Du schreibst, dass Du Essen erbrichst und auch gar nicht vernünftig ist und das Du ritzt und an Selbstmord denkst. Das alles sagt mir und gibt Dir auch zu erkennen, dass Du mit alle dem um Dich herum überhaupt nicht mehr klar kommst und Du Hilfe haben möchtest. Wie Du schreibst "das Mädchen von früher".

Ja, es gibt diese Möglichkeit wieder so zu werden und wieder glücklich zu sein. Nur, Du musst auch dazu stehen Hilfe an Dich heranzulassen. Lass zu, dass Dich jemand annimmt und versucht in Deinen Gedanken und Gefühlen aufzuräumen. Alleine ist es - gerade mit 16 Jahren - super schwer und es ist auch nicht immer leicht mit Verwandten oder den Eltern darüber zu sprechen, denn sie meinen oftmals, dass sie einen kennen und dann kommen diese Fragen wie "ist es eine Lüge?".

Ich sehe in Deiner Mail, dass Du Deine Probleme erkannt hast und ich sehe auch, dass Du Hilfe möchtest. Dies war Dein erster Schritt um wieder die zu werden, die Du einmal warst. Nun Dein zweiter Schritt. Sprich mit Deinen Eltern, dass Du Hilfe möchtest um all diese blöden Gefühle und Angewohnheiten wie Erbrechen und das Ritzen loszuwerden. Je offener Du damit umgehst, um so schneller kannst Du Hilfe bekommen. Es wäre auch eine Möglichkeit mit Deinem Hausarzt (er hat Schweigepflicht Deinen Eltern gegenüber) zu sprechen und ihm offen - wie hier in Deiner Mail - anzuvertrauen, wie es Dir geht. Er kann Dir dann Tipps geben, wie Du Hilfe bekommen kannst. Dies wäre Dein zweiter Schritt, damit Du das Mädchen - so glücklich und zufrieden - wieder werden kannst, dass Du einmal warst.

LG, Sabine