Problem von Sofie - 28 Jahre

Eine Familie werden

Ich bin seit anderthalb Jahren mit meinem Freund (41) zusammen. Anfangs hatten wir eine Fernbeziehung, vor 8 Monaten bin ich zu Ihm gezogen. Alles läuft gut, wir sind sehr glücklich miteinander, ich habe meine Probezeit im neuen Job gut überstanden und wir denken zusammen übers heiraten nach. Ich möchte definitiv eine Familie, er eigentlich auch, er traut sich aber nicht. Seine frühere Freundin ist vor 6 Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Die beiden wollten im gleichen Monat heiraten, sie war im 5 Monat schwanger. Ich bin seither die erste Frau in seinem Leben.
Wenn wir einander sehr nah sind macht er manchmal dicht. Ich weiß mittlerweile, dass er Angst hat noch einmal so viel zu verlieren. Er hat die Hoffnung auf eine eigene Familie eigentlich schon begraben und kann noch nicht wieder so richtig daran glauben. Er überlegt ob er nicht schon zu alt ist, er zweifelt dann an sich, an mir und an uns beiden.
Ich kann ihn verstehen, Familie ist ein ganz heißes Thema, von schweigen bis zu nächtlichen Tränen ist jede Reaktion drin. Ich weiß, dass er mich wirklich liebt, dass er mich auf keinen Fall verlieren will und dass er schon seit Jahren nicht mehr so glücklich war wie jetzt. Mir geht es mit ihm genau so, wir können miteinander reden, lachen und weinen. Ich wünsche mir aus ganzem Herzen mit ihm glücklich zu leben und Kinder zu haben. Kinder sind der Knackpunkt.
- Ist er wirklich zu alt? (find ich nicht)
- Wie kann ich Ihm seine Verlustängste nehmen? (Sicherheit vermitteln)
- Wie kann ich seinen Kinderwunsch stärken? (Kinder ausleihen?)
- Was soll ich nur tun wenn wir nicht einig werden? (schieb ich vor mir her)
Ich habe mich selbst hinterfragt und bin sicher, dass ich nicht ohne Not auf ein Kind verzichten möchte. Ich will ihn weder austricksen noch überreden. Mich austricksen oder überreden lassen will ich aber auch nicht.
- Haltet ihr es für sinnvoll wenn ich versuche meine Einstellung zu ändern?
- Macht es in dieser Situation Sinn weiter übers heiraten zu sprechen?
- Was haltet ihr davon, wenn wir einander mehr Zeit geben? Einerseits meint er jetzt schon spät dran zu sein, andererseits gibt eine längere Beziehung auch mehr Sicherheit
Vielleicht findet ja jemand Zeit sich mit uns beiden zu befassen. Ich habe das Gefühl schon weit gekommen zu sein und jetzt vor wichtigen Entscheidungen zu stehen. Ich bin so unsicher und jetzt auch ein bisschen erleichtert weil ich in Worte fassen konnte was mich umtreibt.

Dank euch und alles Liebe
Sofie

Anwort von Kerstin

Hallo Sofie,

dein Freund hat diesen schweren Schicksalsschlag noch nicht verwunden. Das könnte daran liegen, dass er ihn bisher verdrängt hat aus Angst vor den Schmerz. Wenn du das Thema KInder ansprichst dann kommt ihm das alles vermutlich wieder schmerzlich hoch und das tut weh.
Ob du ihn therapieren kannst wage ich mal zu bezweifeln, denn du bist ihm dazu viel zu nahe und in so einem schweren Fall werden kleine Trickserein nicht viel bewirken. Es wäre für ihn bestimmt gut, wenn er in einer Therapie sein Trauma bearbeiten könnte - das ist zwar bestimmt kein Spaziergang aber er hätte dann jemanden der professionelle Hilfe geben könnte, wenn es ihm wieder sehr schlecht geht. Der Verlust von Frau und Kind ist mit Sicherheit keine Kleinigkeit.
Versuche mal ihm den Gedanken daran näherzubringen.
Im übrigen hat seine Reaktion nichts mit seiner Liebe zu dir zu tun. Du bist vermutlich sein ganz großés Glück und genau deshalb hat er möglicherweise solche Angst davor, wieder so einen Verlust zu erleben.
Für zu alt halte ich ihn im übrigen nicht.
Ich wünsch euch beiden alles Gute
Kerstin