Problem von anonym (w) - 24 Jahre

Probleme mit der Mutter

Ich weiss zunächst gar nicht wie ich anfangen soll da die Probleme insbesondere mit meiner Mutter sehr schlimm für mich sind.
Alles was ich mache ist falsch.
Ich bin vor drei jahren ausgezogen und meine Eltern kommen mich seitdem nur an meinem Geburtstag besuchen und bleiben dann auch allerdings nicht länger als eine Stunde. Manchmal behauptet meine Mutter es läge an meinem Freund mit dem ich zusammenlebe, manchmal hebt sie ihn regelrecht in den Himmel.
Wenn ich anrufe, werde ich jedesmal abgewürgt, doch wenn ich dies eine zeitlang nicht tue bekomme ich Vorwürfe, dass ich mich ja mal hätte melden können.
Meine Eltern haben ein Ferienhäuschen.
Da ich selbst arbeitslos bin und mir keinen richtigen Urlaub leisten kann wollten mein Freund und ich meine Eltern dort im letzten Sommer ein Wochenende lang besuchen.
Am Telefon hörte ich meinen Vater im Hintergrund sofort ja sagen, meine Mutter allerdings behauptete direkt darauf es würde meinem Vater nicht sehr gut gehen und er bräuchte seine Ruhe.
Die Arbeitslosigkeit ist ebenfalls eine schwere Belastung für mich doch noch schwerer sind die Vorwürfe meiner Mutter.
Sie behauptet ich würde mich nicht genügend um eine Arbeit bemühen und dies ist auch alles worüber sie mit mir diskutieren will wenn wir sie hin und wieder besuchen fahren.
Mein Vater sagt zu diesem Thema überhaupt nichts, von ihm bekomme ich gelegentlich ein knurren oder ein *rede nicht immer solche Stuss* zuhören was mich sehr verletzt.
Die meisste Zeit über ignoriert er mich was es aber auch nicht einfacher macht.
Er leidet an einer Herzkrankheit und schon als kleines Mädchen hat mir meine Mutter immer vorgeworfen ich wäre schuld wenn es ihm schlecht geht da ich nur Unruhe verbreite und dass ich ihn damit noch eines tages ins Grab bringen würde.
In meiner Familie stehen alle unter dem Pantoffel meiner Mutter und ich selbst fühle mich als wenn ich überhaupt keine Familie hätte.
Der Bruch mit meiner Mutter allerdings liegt noch viel viel weiter zurück. Als ich noch sehr klein war habe ich Schläge mit dem Holzlöffel und mit den Fäusten bekommen. Manchmal bekam ich Stubenarrest und wurde sogar eingesperrt. Ich durfte nie so lang draussen spielen wie meine Freunde und musste auch immer die Sachen tragen die meine Mutter mir genäht hat. Sobald ich mich dagegen aufgelehnt habe kam der Holzlöffel ins Spiel. Als ich mich meiner Oma anvertraut habe hat diese dies nur als Wichtigtuerei abgekenzelt. Noch heute zucke ich zusammen wenn meine Mutter ruckartige Bewegungen macht. Als ich 2000 meine Ausbildung begonnen und gleichzeitig meinen ersten Freund kennen gelernt habe ging es erst richtig los. Der Freund wurde nicht akzeptiert da ich mich voll und ganz auf meine Arbeit konzentrieren sollte. Daher durfte ich ihn nur an zwei Tagen unter der Woche und am Wochenende sehen. Auch am Wochenende musste ich immer abends nach Hause kommen da meine Mutter immer Angst hatte ich würde schwanger werden. Nachdem wir zwei Jahre zusammen waren fing er an zu trinken. Dann fing er an mich zu schlagen und hat mich während seiner Trunkenheit sogar mehrmals vergewaltigt. Doch da meine Ausbildung die Hölle für mich war war er mein einziger Halt. Wenn er nüchtern war war er der einzige Mensch der für mich da war. Während dieser Zeit habe ich durch den Stress über zehn Kilo abgenommen. Trotzdem wollten meine Eltern mir nicht glauben, dass ich in meiner Ausbildung zugrunde gehe. Dies haben sie erst bemerkt als ich damit drohte mir das Leben zu nehmen. Erst da bekam ich Hilfe und Unterstützung von ihnen. Doch als diese Sache durchgestanden war blieb mir noch das Problem mit meinem Freund. Ich vertraute mich meiner Mutter an, doch die liess es völlig kalt was er mir angetan hatte. Sie glaubte mir nicht. Kurz darauf trennte ich mich von ihm doch er stellte mir noch monate lang nach, dass wir öfters sogar die Polizei rufen mussten. Dies alles hält mir meine Mutter noch bis heute vor.
Während meiner Kindzeit habe ich auch kaum Freunde gehabt da ich jedes Wochenende mit ins Ferienhäuschen fahren musste und so in unserer Gegend völlig den Anschluss verpasst habe. Mein bester Freund dort hinten war der Fernseher. Nun wo ich erwachsen bin und mit meinem Freund die Ruhe dort hinten zu schätzen weiss meint sie dazu wäre es nun zu spät. Da ich damals nicht dort hin wollte bräuchte ich es heute auch nicht mehr.
Da ich das Gefühl habe von meiner eigenen Familie ausgeschlossen zu sein wünsche ich mir nichts mehr als eine eigene Familie. Den perfekten Mann um eine Familie zu gründen habe ich allerdings fehlt an allen ecken und enden das geld sodass wir zu zweit auf 30qm leben. Der Kinderwunsch geht mittlerweile so weit dass mir laut meiner Gynäkologin mein Körper jeden Monat eine Schwangerschaft vorgaukelt.
Das Gespräch habe ich bei meiner Mutter schon oft gesucht, doch ich komme niemals zu ihr durch. Ich hoffe Sie können mir einen Rat geben wie ich meine Familie zurückbekomme. Ich habe keine Kraft mehr um ständig um Anerkennung zu kämpfen.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Das Rezept gegen solche Situationen ist eigentlich ganz einfach: Klar formulieren, was sich verändern sollte, was man sich wünscht und was man selbst bereit ist, dafür zu tun. Es wird Dich in Deiner Beziehung zu Deiner Mutter nicht weiterbringen, wenn es Vorwürfe gibt und immer wieder über 'alte Geschichten' gesprochen wird. Um die geht es nicht mehr. Heute geht es darum, wie es morgen sein soll. Kannst Du genau sagen, was Du Dir von ihr wünschst und auch ein Stück weit erwartest? Dann sag es ihr. Spreche einfach mal aus, welches Verhalten Du Dir von ihr wünschst und frage, was Du tun kannst, damit es so passieren kann.

Du fühlst Dich ausgeschlossen aus der Familie; das kann ich nach der Mail auch gut nachvollziehen. Aber ich schaue auch gern einmal rüber auf die andere Seite - das hilft im Verstehen. Deine Mutter könnte denken: "Das Ferienhaus wollte sie nie, es war nicht toll genug, sie wollte die Zeit nie mit uns verbringen." Auch ein Gedanke, der von innen hart machen kann, oder? Oder auch: "Ich hab immer gesagt und gewusst, dass ihr Freund nicht gut für sie ist - aber sie wollte ja nicht hören." Versteh mich nicht falsch, ich ergreife hier keine Partei; sondern formuliere, was ich mir im Kopf Deiner Mutter vorstelle. Und mit diesen Gedanken kann man vielleicht die Siuation auch wieder ein wenig mehr verstehen. Beide Seiten sind verhärtet und vielleicht fühlen sich beide auch vom jeweils anderen unverstanden, nicht akzeptiert und übergangen?

Wie gesagt, all die alten Dinge könnt ihr wohl kaum noch aufräumen; aber einen Neustart für euch beginnen. Und das würde ich eben über die Wünsche und Erwartungen, die ich habe versuchen. Nicht über das Fehlverhalten, das mir weh tut - sondern über das, was ich haben möchte.

Du sagst, Du hast das Gespräch schon oft gesucht - hast Du auch diese Gesprächstaktik versucht? Ich habe schon einige Male erlebt bzw. gehört oder als Feedback gelesen, dass es gut funktionierte.

Die Sehnsucht nach einer eigenen Familie kann ich auch verstehen - aber würde ein Kind eines der Probleme lösen? Und kann ein Baby die Verantwortung tragen, jemanden glücklich machen zu sollen? Dein Verhältnis zu Deiner Mutter, noch die finanziellen Schwierigkeiten, die Wohnsituation - all das, was Dir auf der Seele lastet, wird bleiben. Und ich selbst würde lieber erst einmal Harmonie und ein Stück Sorglosigkeit in mein Leben holen, als dass ich versuche, mit einem Kind den vorhandenen Kummer zu stillen / zu überdecken. Ich fürchte, das kann nicht funktionieren.

Alles Gute!
Dana