Problem von Nicole - 14 Jahre

Wann hört es endlich auf so weh zu tun?

Liebes Kummerkasten-Team,

ich habe euch vor ein paar Monaten mal wieder geschrieben:
http://mein-kummerkasten.de/135724/Meine-Eltern-verstehen-mich-nicht.html

Der Entschluss meiner Eltern war leider nicht zu aendern. Ich gehe seit Januar auf ein Internat in Schottland. Es ist gar nicht mal so schlecht. Ich habe viel Spass und die Schule laeuft sehr gut. Mit meinen Eltern verstehe ich mich besser weil es keinen Stress mehr gibt und wenn ich mal zu Hause bin ist es entspannter. Ich hoffe, dass das auch so bleibt. Wir haben hier einen durchorganisierten Tagesablauf und nur ein paar Stunden Freizeit. Das macht aber nichts weil zum Tagesablauf auch Pausen, AGs und Sport gehoeren.

Aber so richtig gut geht es mir leider nicht. Mir fehlt mein Bruder immer noch so sehr. Sobald ich etwas Ruhe habe werde ich wieder traurig und ich weine fast jeden Abend wenn ich in meinem Zimmer bin. Mit meinen Eltern kann ich da immer noch nicht drueber reden. Die sagen immer nur dass es doch nun schon 6 Monate her ist und ich mich nicht so anstellen soll. Mit tut es so leid dass ich nicht mehr jeden Tag zu seinem Grab gehen kann. Die Lehrer und Betreuer hier wissen auch nicht dass mein Bruder gestorben ist. Meine Eltern wollten nicht dass ich es erzaehle und ich habe Angst dass es wieder Aerger gibt wenn man sie dann drauf anspricht. Jetzt bin ich ganz alleine mit meinem Problem. Einer Freundin hier habe ich es erzaehlt aber ich will sie damit nicht nerven. Tagsueber schaffe ich es so zu tun als waere alles in Ordnung. Ich habe Angst dass ich hier sonst keine richtigen Freunde finde und mich nicht einlebe. Aber ich glaube dass ich das so auf Dauer nicht durchhalte. Heute ist schulfrei und ich muss mich den ganzen Tag ablenken um nicht so traurug zu sein. Ich hatte ein Photo von ihm hier aber das hat men Vater wieder mitgenommen. Ich moechte ja dass es mir gut geht aber immer so zu tun als haette es ihn nie gegeben geht doch nicht. Er ist doch ein Teil von meinem Leben und ich moechte ihn niemals vergessen. Meine Eltern haetten das aber gerne. Was kann ich machen damit es mir besser geht?

Vielen Dank fuer eure Antwort. Ich bin echt froh, dass es euch gibt. Macht weiter so!

Nicole

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Nicole!

Mit der Trauer geht jeder ein Stück anders um - die einen schieben die Erinnerungen weg und sehen darin den besten Weg, mit der Verlust zu leben. Andere brauchen aber die Erinnerungen und auch ein Ventil für die Trauer. Dieser Unterschied im Umgang mit dem Tod wird in Deiner Mail sehr deutlich. Deine Eltern gehen einen anderen Weg und denken automatisch, auch für Dich ist es der richtige. Aber es quält Dich nur noch mehr. Sie meinen es gut, wollen nicht, dass Du leidest - leider sehen sie nicht, dass Du es dadurch fast noch ein Stück mehr tust.

Versuche das einmal deutlich zu sagen; erkläre, was Du brauchst, um die Traurigkeit loslassen zu können. Das kann ungemein schwer sein - aber ich denke, es wird Dir große Schritte helfen. Erkläre Deinen Eltern, wie es in Dir aussieht und dass 6 Monate zwar eine lange Zeit sein können, aber vergessen kann man einen geliebten Menschen nie; egal, wie lang die Zeit ist.

Sage deutlich, dass Du jemanden brauchst, mit dem Du darüber sprechen kannst, damit sich die Gefühle nicht so festfressen können. Hol Dir sozusagen die Erlaubnis, Dir im Internat einen 'Verbündeten' zu suchen. Du musst es nicht jedem erzählen, aber mindestens einem, wo Du dann auch Halt finden kannst.

Alles Gute!
Dana