Problem von Greeneyed - 18 Jahre

Auslandsjahr trotz psychischer Altlasten?

Hallo liebes Kummerkastenteam,

vielen Dank schonmal für eure Hilfe.

Es handelt sich um folgendes Problem,das momentan schwer auf mir lastet,weil es die nahe Zukunft betrifft und ich momentan nicht weiß,was ich tun soll.

Und zwar,habe ich seit ca 2 Jahren beschlossen nach dem Abi ein Soziales Jahr in Südamerika zu machen.
Dies aus mehreren Gründen:einmal,um mit Kindern zu arbeiten,zweitens,um der(damals empfundenen) Beengtheit und "Spießigkeit" zu entfliehen um auf eigenen Beinen zu stehen und wie man so schön sagt "den Horizont zu erweitern".

Zwischendrin habe ich auch ein halbes Jahr diesen Gedanken wieder verworfen,weil ich aufgrund vieler Probleme zu Hause und mit mir selbst,mir einfach nicht vorstellen konnte,diesen Schritt zu wagen.

Die Probleme rühren daher,dass mein Bruder seit 4 Jahren psychisch krank ist(er hat schizophrene Züge und hat oft schon von suizid gesprochen) und medikamentös behandelt werden muss.
Das wirkte sich natürlich auf die gesamte Familie aus und jeder versucht so gut wie es geht klarzukommen.Dies funktioniert aber leider eher schlecht als recht,denn meine Mutter leidet (nach Meinung ihres Psychologens und mir) an einem "Burnout"syndrom und ich habe schon sehr oft praktisch ihre Rolle übernehmen müssen.(Ich bin diejenige,die tröstet und sicherheit ausstrahlen soll und hatte lange zeit einfach kaum einen Ansprechpartner für meine probleme)
Zudem leidet mein Vater seit einem halben Jahr an schwerwiegenden Schmerzen,die vermutlich ebenfalls psychosomatisch sind.
Außerdem ist die Ehe meiner Eltern so ziemlich am Ende.

Das bedeutet,dass ich zu Hause meist nur mit negativer Stimmun (jammern,schuldzuweisungen) konfrontiert war und bin und ich stellenweise nicht mehr damit klargekommen bin.

Mit 16 habe ich eine Zeitlang gehungert,um (wie ich heute weiß) Aufmerksamkeit zu erregen und ich betreibe in kleinem STil SVV durch Acnee excorie.(Aufkratzen von wunden,dass mich wirklich nervt)

Ich hatte schon mehrere Zusammenbrüche,sprich Tage,an denen ich nicht mehr aufhören konnte zu weinen und selbst an suizid dachte.

Was mich wieder dazu bewogen hat,mein Auslandsjahr doch in Angriff zu nehmen,war eine Verbindung zu einem Menschen,der für eine zeitlang Freund und Ansprechperson für mich war.Durch ihn hatte ich die Kraft,bzw den Mut mich dafür zu bewerben und die Auswahlverfahren zu überstehen.
Leider ist der kontakt jedoch aus verschiedenen gründen ziemlich abgerissen.

Jedenfalls war ich wieder voller Elan und ich dachte an die postiven seiten und hoffte einfach darauf,dass ich dieser erfahrung gewachsen sein würde.

Jedoch hatte ich seitdem wieder einige Zusammenbrüche(Tage,an denen die Belastungen für mich zu groß waren) die auch meine Leistungen in der schule negativ beeinflussen.Ich habe aus diesem Grund damals beschlossen,mich in Gesprächstherapie zu begeben und ich gehe jetzt regelmäßig zu einem Psychologen.
Jedoch geht es mir seitdem nicht besser,weil wieder alte wunden dabei aufreißen und ich oft Ängste habe,wie z.B. selbst psychisch krank zu sein.

Ich habe meiner Organisation für das FSJ im Zuge des Auswahlverfahrens von einigen Problemen erzählt und gemeint,dass ich die Probleme durch die Therapie wieder in den Griff bekomme.

Aber ich habe momentan (abgesehen vom Abistress) kein gutes Gefühl bei der Sache und zweifle sehr ob ich das Jahr durchhalte.
Zudem sind meine ELtern (aus Angst um mich)absolut dagegen und ich bekäme dort kaum Rückendeckung von ihnen.
Andererseits möchte ich keinen Rückschritt machen und das wäre es in meinen Augen schon.
Zudem habe ich schon vielen Menschen von meinem Vorhaben erzählt und auch wenns blöd klingt,ich würde mich total inkonsequent und schwach fühlen,wenn ich es nicht tun würde.
Und ein letzter grund ist noch,dass die Vorbereitung schon im vollem Gange ist und ein Absprung jetzt für meine Organisation sehr schlecht käme und problematisch ist.

Aber das schwerwiegendste ist wohl,dass ich mein Leben lang sagen würde"ich wollte mal nach südamerika,habs aber dann doch gelassen". Also sozusagen als feigling vor mir selbst darstehen und in alte Muster zurückfallen.(Etwas sagen und es nicht tun,was ich echt hasse)


So,jetzt habe ich lange genug geschrieben.Es hat mir schon gut getan alles in Worte zu fassen.

Ich würde mich über eine schnelle Antwort sehr freuen,weil die Vorbereitungen wie gesagt laufen und es mir einfach momentan ziemlich schlecht geht,weil ich nicht weiß ,was ich tun soll.
(Natürlich weiß ich,dass ich die Entscheidung selbst treffen muss,aber es wäre gut eine weitestgehend objektive Meinung dazu zu bekommen.)


Vielen Dank!!

Greeneyed

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo,

wie du siehst, hängen wir leider im Moment ziemlich hinterher mit der Beantwortung von Problemen. Ich hoffe deshalb, dass meine Antwort nicht schon zu spät kommt.

In Anbetracht all deiner Probleme würde ich es persönlich für das Beste halten, wenn du das Auslandsjahr durchziehen würdest. Es bringt nur Vorteile für dich. Und du musst auch mal an dich selber denken, so edel wie das auch ist, wenn du dich um alles kümmerst. Aber du kommst dabei selber zu kurz. Was ist mit deinem Leben? Du kannst dich nicht um alles kümmern, deshalb hast du auch gar keinen Grund für ein schlechtes Gewissen.

Mach das Auslandsjahr! Es wird dir gut tun. Und du wirst ein neuer Mensch sein, wenn du zurück bist, lebenserfahrener, weiser...und du wirst gelernt haben, deine Probleme aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Deine psychischen Probleme wirst du dadurch viel besser in den Griff bekommen. Und letztendlich kannst du damit ein besserer Halt für deine Familie sein. Also du siehst, es bringt nur Vorteile, nicht nur für dich, sondern für alle Beteiligten :)

Ich wünsch dir eine schöne Zeit in Südafrika!

LG
Jeanett