Problem von Anna - 22 Jahre

Meine Mutter hasst mich

Hallo,
ich schleppe dieses Problem seit vielen Monaten mit mir rum und halte es nicht mehr aus.Das Verhältnis zu meiner Mutter war nie besonders herzlich.Ich stand immer im Schatten meiner großen Schwester (25)
Meine Eltern sind sehr wohlhabend und wollten immer die Vorzeigefamilie aus dem Bilderbuch haben.Ich entsprach ihren Idealen von Anfang an nicht.
In der Schule war ich kein Ass,mir gelang das Abi nur mit Mühe u. Not,war nie so zielstrebig wie meine Schwester und ich hab auch dieses Unberechenbare wie meine Eltern nicht in mir.
Hab mich immer wie adoptiert gefühlt ,was ich ganz sicher leider nicht bin :-(
Von klein auf versuchte ich meiner Mutter zu gefallen,aber sie hatte immer nur Augen für meine Schwester.Alles drehte sich um sie.Mein Vater arbeitet sehr viel und meine Mutter hat Zuhause das Ruder in der Hand.Ich denke heute im Nachhinein,dass mein Vater vieles anders gemacht hätte,aber sich nicht getraut hat meiner Mutter Gegenwind zu bieten.
Sie ist von Natur aus sehr profitorientiert und hat nur sehr wenig für ihre Mitmenschen übrig.Der einzige Mensch der ihr im Leben etwas bedeutet ist meine Schwester.Für sie würde sie alles tun.Schon als Kind wurde meine Schwester immer vergöttert und ich war das schwarze Schaf ,das immer alles falsch machte.Mit etwa 15 Jahren fing ich an mich gegen die Ungerechtigkeit zu wehren,wollte nicht mehr nur still erdulden.Ich stellte mich gegen meine Familie,riss von zu Hause aus und wollte nichts mehr mit meiner Familie zu tun haben.Dass man mit 15 ,ohne Einkommen und Sicherheiten nicht weit kommt merkte ich paar Tage später.Mir blieb nichts anderes übrig als in mein altes Leben zurück zukehren.Meine Mutter empfing mich alles andere als herzlich.Sie beschimpfte mich als undankbar und schlug mich.Hätte mein Vater sie nicht festgehalten wäre weit mehr passiert.Noch dazu kam ,dass ich immer mehr merkte,dass ich mit Männern nichts anfangen kann.Als ich mit 17 meine erste Freundin hatte wusste ich,dass ich lesbisch bin.Ich hielt es geheim,da ich wusste meine Mutter würde mich verstossen,wenn sie dahinter kommt.
Meine Eltern merkten nicht was mit mir geschieht.Ich nahm über 10 kg ab,war nur noch Haut und Knochen.Freunde sprachen mit schon drauf an ,ob ich magersüchtig bin.Als ich einen Zusammenbruch hatte wurden sie erst darauf aufmerksam.Meine Mutter versprach sich zu bessern und ich glaubte fest daran .Meine Freundin hielt ich immernoch geheim,da ich auf den richtigen Zeitpunkt wartete.Als ich endlich Mut fasste wurde ein großes Disaster draus.
Ich war zwar schon fast 19 aber meine Mutter meinte immernoch über mein Leben bestimmen zu dürfen.Ich müsste die Beziehung sofort beenden anderenfalls würde sie mich aus der Wohnung werfen.Sie könne sich nicht damit abfinden,dass ihre Tochter lesbisch ist.Das wäre eine Katastrophe für sie.Ich machte ihr deutlich,dass ich mich unter keinen Umständen von meiner Freundin trenne und ich lieber in Kauf nehme von ihr verstossen zu werden.Sie warf mich am selben Tag aus der Wohnung ,wechselte die Schlösser aus und sagte,dass ich ab dem Tag für sie gestorben bin.Ich litt sehr darunter ,da ich meine Mutter trotz allem sehr liebe und es nicht akzeptieren kann,dass sie nichts mit mir zu tun haben will.Meine Beziehung zerbrach und ich fing auch keine neue mehr an.Mein Vater versuchte immer wieder zwischen meiner Mutter und mir zu verhandeln ,doch sie sagte immer nur,dass sie keine Tochter wie mich will und ich aus ihrem Leben verschwinden soll.
Seit drei Jahren sehe ich meine Mutter alle paar Monate mal und dann auch nur rein zufällig.Ich habe oft das Gespräch mit ihr gesucht ,doch sie machte mir schon vorher deutlich,dass ich in ihrem Leben keinen Platz mehr habe.
Mein Vater versteht meine Mutter nicht mehr ,die Ehe der beiden droht auch in die Brüche zu gehen,wofür meine Mutter mir auch die Schuld gibt.
Sie hält an ihren Idealen fest ,auch wenn die Ehe der Beiden durch beiderseitige Seitensprünge und viele Lügen gezeichnet ist.Ich leide unter der Situation sehr,frage mich immer wieder was ich als Kind falsch gemacht habe,dass sie mich so behandelt?Sie hat mich auf ihre Weise geliebt und konnte es mir nicht so wie meiner Schwester zeigen.Während meine Schwester für gute Leistungen Liebe und Zuneigung bekam hörte ich nur ein "Gut gemacht",für schlechte Leistungen gab es für beide Schläge und tagelanges Ignorieren. Ich kann mich an wenige Male erinnern in denen meine Mutter mich in den Arm nahm.Als Kind verletzte es mich sehr ,wenn sie mich wegstieß ,weil sie angeblich keine Zeit hatte.
Ich suchte ihre Nähe und wollte genauso wie meine Schwester zu ihr ins Bett dürfen ,mit ihr shoppen gehen,reden können.Meine Schwester versteht nicht was in mir vorgeht.Sie hat unsere Mutter immer als strenge aber liebevolle Mutter erlebt.Sie hatte auch oft unter der Diktatur unserer Mutter zu leiden,kein Freund war gut genug,jede Entscheidung von Mutter musste so hingenommen werden.Sie ist der unterwürfige Typ und hat die Entscheidungen unserer Mutter nie in Frage gestellt.Ist das mein Fehler? Dass ich nicht so bin wie sie mich will?Dass ich mich nicht einfach unterwerfen kann/möchte ?Mein Vater darf nur in geheimen mit mir Kontakt haben und das auch nur ,wenn er mich besucht,denn die Wohnung meiner Eltern darf ich nicht betreten.Ich will die Beziehung zu meiner Mutter nicht aufgeben,weil ich sie trotz allem sehr liebe und sie nicht aus meinem Leben streichen will.
Ich weiß nur nicht wie ich mich ihr annähern kann,wenn sie jeden Kontakt ablehnt.Ich habe nichtmal ihre Telefonnummer,weiß nur wo sie arbeitet und natürlich wo sie wohnt.Hab ich Anspruch auf eine Mutter?
Bitte helft mir !
Liebe Grüße
Anna

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Anna!

All die Gefühle aus der Kindheit, die Schuldgefühle, die Verantwortungen, die Dir aufgelastet sind, können wir hier nicht aufarbeiten. Da Du sehr leidest und unter dem Packen sehr erdrückt wirst, möchte ich Dir ans Herz legen, mit einem Therapeuten diese Dinge zu besprechen und so freier Deinen Weg gehen zu können. Ich kann dazu kaum mehr sagen, als dass Kinder nicht Schuld sein können. Das Gesetz gibt es klar vor - und ich finde, man kann es auch in der Gefühlswelt so sehen. Ich will einem Kind hier nicht von allem frei sprechen; aber die Mutter-/Vaterliebe, das Gefühl von Geborgenheit und Zugehörigkeit, einen festen Hafen genannt Familie sollten sie bekommen, ohne etwas leisten zu müssen. Bekommen sie es nicht, tragen sie keine Schuld. Die liegt ganz woanders.

In so eine Gesprächstherapie kannst Du über die Zeit auch Deinen Vater mit einbinden; gemeinsame Gespräche um innerlich ein Stück aufzuräumen. Und vielleicht wird es sogar so weit kommen, dass auch Deine Mutter Bereitschaft zeigt? Während einer Therapie werden oft Partnergespräche bzw. Familiengespräche angestrebt - ich denke, das kann für Dich ein sehr guter Weg sein.

Du hast oft versucht, die Dinge ins Reine zu bringen - leider erfolglos. Ich fürchte, dass ein nächster neuer Versuch, mit Deiner Mutter mehr Kontakt aufzubauen, sie mal zum Kaffee einzuladen, nicht erfolgversprechender sein wird... Daher würde ich den Weg mit der fachlichen Hilfe im Boot wählen.

Alles Gute!
Dana