Problem von Helene - 29 Jahre

Meine Mutter

Hallo. Ich bin total am verzweifeln wg. der Beziehung zu meiner Mutter. Vor knapp 6 Jahren haben sich meine Eltern nach 20 jähriger Ehe getrennt, die Ehe hat jedoch schon seit längerer Zeit nicht mehr funktioniert. "Das Problem" in der Familie war und ist unsere Mutter. Sie hat meinen Vater richtig fertig gemacht wg. jeder Kleinigkeit, hat ihn vor den Bekannten, Freunden immer schlecht dargestellt, beschimpft. Waren die Leute weg, kam sie zu ihm und tat so als wäre nichts gewesen. Das größte Problem ist jedoch, dass sie nur an sich denkt und an ihre Figur. Sie hat sich weder um mich noch um meine jüngere Schwester, geschweige denn um meinen Vater gekümmert. War nur Draußen unterwegs um Sport zu treiben, vom Kochen und Putzen bzw. andere Haushaltsarbeiten brauchen wir nicht zu reden. Das Meiste wurde von uns erledigt nach der Schule bzw. nach der Arbeit. Irgendwann mal ging es einfach nicht mehr. Wir sind erwachsen geworden und mein Vater, der in ihrer Anwesenheit nur noch vor sich hin schweigte und weder lachte noch irgendwelche andere Emotionen zeigte, hat den Schlussstrich gezogen und ausgezogen. Ich und meine Schwester sind auch ziemlich schnell in die eigene Wohnungen gezogen, leben beide in guten Beziehungen. Nun ist die Mutter allein in ihrer neuen 1,5 Zimmer Wohnung, arbeitslos und einsam. Das, was sie uns immer eingeredet hatte, nach dem Motto, ? wir wären blöd, böse und würden nie einen Mann finden? hat sich daher in keiner Weise bestätigt. Ich meine schon das ? welche Mutter spricht so über ihre eigenen Kinder? Soll ich sie dafür mehr lieben??
Jetzt nervt sie einfach damit, dass sie mehrmals in der Woche anruft und eigentlich nichts zu berichten hat, als immer wieder das Gleiche über ihre tolle Figur und die schöne Zeit, die sie jetzt hat, zu berichten. Sie weiß genau, unter welchem Stress wir mit meinem Mann stehen, er arbeitet, ich studiere. Sie interessiert sich ein Dreck um mein Leben oder um das Leben meiner Schwester. Sie will nur sich darstellen, immer bewundert werden usw. Mich stört einfach, dass sie sich wie ein kleines dummes, naives, stures und total überfordertes Kind aufführt und ich mir wie ihre Mutter vorkomme. Egal wann wir uns sehen oder hören, egal welches Thema angesprochen wird, sie kommt immer wieder auf ihr Problem namens Gesundheitswahn - ich soll Essig trinken, spazieren gehen, Sport treiben usw. Diese tollen Ratschläge erfolgen kontinuierlich zum 100. Mal, obwohl sie weiß, dass ich im Moment andere Prioritäten wg. bevorstehendem Examen zu bewältigen habe. Manchmal kommt es mir so vor, als will sie mich ärgern, als wäre sie so was wie ein Blutsauger, das immer jemanden verletzen muss, um sich selbst besser zu fühlen. Sie redet alles schlecht, alles sind scheiße und fett.
Ich hoffe, ich konnte mein Verzweifeln und mein Problem irgendwie verständlich machen. Das Einzige was ich will - eine normale Mutter wie sie alle meine Freundinnen haben, mit der ich meine Ängste teilen kann und einen Rat holen kann. Die mir zuhört, ohne zu unterbrechen um zu sagen "Guck dir mal die schönen Vögel an" oder "Da läuft aber einer mit einem dicken Arsch vorbei". Sie macht mich nur fertig, indem sie die ganze Zeit sich immer wieder mit mir treffen will, um spazieren zu gehen. Das ist die einzige Sorge in ihrem Leben. Ins Cafe zu gehen, einkaufen oder Kino kommt nicht in Frage, da kriegt sie keine Luft. Sie muss nämlich immer lüften, auch wenn irgendwo zu Besuch ist. Dass sie anderen frieren interessiert sie nicht. Sie ist überzeugt, für alle das Beste zu tun. Sie sieht einfach nicht ein, dass ich jung bin und mein Leben einfach nur genießen möchte, auch mal Schokolade oder Eis essen oder abends mal ausgehen möchte und nicht wie sie um 21.00 Uhr ins Bett gehen will. Dass ich keine Zeit dafür habe, stundenlang mit ihr spazieren zu gehen und ihre Wiederholungen über die gesunde Ernährung, Sport usw. zu hören, kapiert sie einfach nicht. Dazu fragt sie jedes Mal "Was macht Ihr morgen", "wann sehen wir uns wieder". - Hallo. Ich hab vielleicht eine Beziehung, die ich intakt halten möchte, ein bevorstehendes Examen und andere Leute, mit denen ich viel lieber meine Freizeit verbringen möchte. Ich empfinde sie als eine sehr egoistische und eigensinnige Frau, die sich um niemanden kümmert, nur große Worte um sich schlägt, jedoch keinerlei Unterstützung ihren Kindern anbietet, geschweige denn ihrer Verantwortung als Mutter bewusst ist. Hat einerseits keine Lust zu arbeiten, langweilt sich jedoch andererseits und nervt aus diesem Grund ununterbrochen. Ich kann mit ihr überhaupt nicht ernst reden. Sie hatte bereits (nach ihrer Aussage) eine Überweisung zum Therapeuten, wo sie jedoch nicht hingegangen ist, da sie es alleine schaffen könne. Seit über 5 Jahren warte ich nun darauf, dass meine Mutter nach der Trennung irgendwie zur Normalität zurückfindet, leider vergeblich. Bitte, helfen Sie mir. Was kann ich machen? Wie kann ich ihr beibringen, dass sie Hilfe braucht. Sie sieht es überhaupt nicht ein und sagt, sie wolle nur, dass ich gesund bleibe. Ich sehe überhaupt keinen Grund für ihre übertriebene "angebliche" Sorge im Hinblick auf meine Gesundheit - bin weder übergewichtig noch sonst irgendwie erkrankt. Nur sie macht mich eben krank und das ist leider Dauerzustand. Ich möchte einfach, dass sie mich in Ruhe lässt bzw. Hilfe in Anspruch nimmt.
Ich hoffe, dass ich einen nützlichen Tipp von Euch bekommen werde. Viele Grüße

Anwort von Kerstin

Hallo Helene,

man kann andere Menschen nicht ändern, das können nur sie selbst tun.
Aber du kannst deine Einstellung zu deiner Mutter ändern. Du siehst in ihr jemanden, der etwas gut zu machen hat und hoffst insgeheim auf Wiedergutmachung ihrer Fehler. Indirekt teilst du ihr das auch mit, sie hingegen antwortet indem sie dir ihre Art und Weise wie sie mit Menschen und mit sich selbst umgeht, dass sie keine Lust auf Veränderung hat.
Du verwendest viel Energie damit dir den Kopf über deine Mutter zu zerbrechen und hast ein genaues Idealbild davon wie sie deiner Meinung nach zu sein hat. Ich will sie hier auf keinen Fall in Schutz nehmen, aber ich denke dass jeder Mensch ein Recht auf seine Sicht der Dinge haben sollte. Du kannst dies annehmen und sie so lassen wie sie ist, dann wirst du nicht mehr so viel Energie in diesen Konflikt fliessen lassen oder du kämpfst weiter mit deinem Idealbild von Mutter, dem sie vermutlich nicht entsprechen kann und auch möchte.
Du könntest einmal folgendes tun:
Setz dich hin und schreibe deiner Mutter einen Brief. In dem Brief bringst du alles zur Sprache, was dich an ihr stört und wie du dich dabei fühlst - dann bring aber auch die guten Seiten an ihr mit hinein - z.Beispiel, dafür dass sie dich geboren hat und du dadurch ein Mensch geworden bist, der gut im Leben steht. Ich denke es gibt neben den ganzen schlechten Bild auch schöne warme und gute Seiten an ihr - wie an jedem Menschen.
Du brauchst ihr den Brief nicht geben - du kannst ihn anschließend vernichten - denn du tust das ganze nur für dich.
Ich denke es könnte helfen wenn du dir überlegst, welche Umstände sie dazu gebracht haben so zu werden. Meist gibt es dafür Gründe, dass ein Mensch so kritisch mit anderen Leuten umgeht.
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen
Liebe Grüße Kerstin