Problem von Anonym - 27 Jahre

Depressionen bei der Mutter

seit meinem 13 Lebensjahr geraten meine Mutter und ich aneinander. Immer und immer wieder. Ich war in meiner Teenagerzeit ziemlich rebellisch, frech und habe mich auch meiner Mutter gegenüber so verhalten. Jetzt sind diese rebellischen Zeiten schon lange vorbei und es hat sich nichts geändert. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal mit meiner Mutter ein richtig gutes Gespräch führen konnte! Ich kann mich nicht erinnern, wann meine Mutter das letzte Mal so herzhaft gelacht hat. Je länger je mehr realisiere ich, dass sie viele Probleme mit sich selber hat. Sie ist seit ich mich erinnern kann, niedergeschlagen, weint sehr viel und lässt niemanden an sich ran. Sie hat eine Zeitlang auch Antidepressiva genommen, ob sie es immer noch nimmt, weiss ich nicht. Sie würde es mir nie sagen oder zugeben, wenn ich fragen würde. Letzten Sommer ist es dann richtig schlimm geworden, ich hatte Angst, dass sie sich etwas antun würde. Ich weiss nicht, ob es mit ihrer Kindheit zu tun hat, denn diese war ziemlich schlimm. (wurde missbraucht, wollte sich mit 21 umbringen und hatte eine Abtreibung). Keine Ahnung, ob man das bei ihr Depressionen nennen kann, denn sie ist seit Jahren so, darum ist es für mich so schwierig, mit ihr darüber zu reden. Vor ein paar Wochen habe ich es versucht, ohne Erfolg. Die Antwort war, dies ist mein Leben und ich werde dir nie wieder etwas erzählen, denn du wälzt es in Probleme um, die gar nicht existieren. Und damals sei es meine Schuld gewesen, dass sie depressiv wurde, da ich ihr als Teenager so viel Kummer bereitet hätte.

Ich bin die Älteste von drei Kinder. Bei meinem Vater und Geschwister habe ich das Gefühl, die wollen das gar nicht sehen und verstehen, sie nehmen es einfach so hin und es wirkt auf mich alles ziemlich oberflächlich. Über Probleme sprechen in der Familie konnten wir noch nie, es wird dann entweder ignoriert oder abgeschoben. Ich habe jetzt versucht, das Ganze mit mehr Abstand zu sehen, aber dann plagt mich das schlechte Gewissen, was ist, wenn sie sich etwas antut und ich war nicht da? Umgekehrt macht es mich aber auch enorm traurig, denn wenn ich ihr etwas erzähle von meinem Leben kann sie es gar nicht aufnehmen. Als Schlimmstes empfinde ich, dass sie alles beleugnet, dass sie sagt, es sei alles in Ordnung, sie hätte keine Probleme, sie sei einfach von Natur aus so. Manchmal denke ich, vielleicht hat sie Recht, vielleicht ist sie einfach so. Aber normal ist das ganz bestimmt nicht. Und dann kommen Zweifel in mir hoch, vielleicht bin ich diejeniege, die es ihr nur noch schwerer macht. Was denkst du, was kann ich tun, damit unser Verhältnis besser wird? Das Ganze belastet mich einfach enorm und ich würde gerne ein gutes Verhältnis mit ihr haben. Vielen Dank für deinen Ratschlag

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Am Helfen ist oft das Schwierigste, zu akzeptieren, dass man es nur dann kann, wenn der andere die Hilfe auch annehmen kann und sie haben möchte. Es kann innerlich schier verzweifelt machen, wenn man will und einfach nicht kann, weil man gegen Wände und Blockaden rennt. Ich war, wenn ich so zurückblicke, schon häufiger in der Situation und heraus aus den Zweifeln kam ich mit der Antwort auf die Frage: Habe ich getan, was ich konnte? Sobald da ein "Ja" drauf folgt, konnte ich auch mehr loslassen.

Ich würde versuche, die Probleme einmal außen vor zu lassen und über normal Alltagsdinge mit ihr zu sprechen. Es müssen nicht gleich tiefgründige Gespräche sein, die machen, dass man sich so nah fühlt. Erst einmal einfach Zeit mit einander verbringen; schöne Erlebnisse teilen. Ich kenne eure Interessen nicht, aber ein Theaterbesuch, Kino, Essen, ein gemeinsamer Sport... könnte euer Verhältnis zueinander verbessern und euch auch zusammenschweißen.

Und vielleicht kann sie durch diese gemeinsamen Erlebnisse auch eines Tages Hilfe von Dir annehmen?

Alles Gute!
Dana