Problem von anonym (m) - 17 Jahre

Beziehung zu meinem Vater

Hey Leute,

will euch erstmal sagen, dass ihr wunderbare Menschen seid!
Nehmt euch andauernd den Problemen anderer Leute an, obwohl ihr doch auch bloß Menschen seid und wohl auch mit so manchem zu kämpfen habt!
Daumen hoch!

Aber kommen wir nun zu meinem Problem...

Ich fühle einfach 0 Verbundenheit zu meinem Vater. Ich kriege kaum ein ordentliches Gespräch mit ihm hin weil wir uns einfach total verschieden sind.
Ist wirklich schwer zu beschreiben. Dies macht mich in seiner Anwesenheit immer traurig. Ich kann meinen Vater auch nur sehr schlecht einschätzen. Es ist so als würde ich diesen Mann nicht kennen.
Weil ich ja auch eine solch innige Beziehung zu meinen Eltern haben möchte die meine Freunde auch schließlich haben. Desöfteren könnte ich direkt losheulen wenn ich sehe wie fröhlich meine Freunde sich teilweise mit ihren Vätern verstehen.
Es schmerzt zu wissen, dass es doch diese Familien gibt wie sie aus TV-Sendungen gibt.

Ich denke es liegt daran, dass mein Vater sich früher noch zu meiner Grundschulzeit zu wenig Zeit genommen hat. Er hat wirklich sehr viel gearbeitet. War auch oft auf Seminaren und ähnlichen Veranstaltungen.
Ein sehr wichtiger Mann eben wie ich früher dachte. Nach dem gemeinsamen Sonntagsfrühstück wurde direkt der Laptop ausgepackt.
Heute könnte ich nur sagen:"Papa, du bist ein Arschloch!"
Gleichzeitig, weiß ich auch dass das nicht fair ist, da er sicherlich auch nur das Beste für uns wollte.
Früher in meiner Kindheit hatte ich auch wenig Probleme damit. Ich kannte es ja nunmal nicht anders.
Aber heute fehlt einfach so einiges an Zeit.

Die mein Vater mit mir aufholen möchte... Sei es nun ein Konzert oder ein gemeinsamer Urlaub. Aber ich will das nicht mehr! Es ist einfach zu spät, und es ist jedes mal wie ein Stich in mein Herz wenn mein Vater mich anspricht.
Es ist wirklich schlecht zu beschreiben. In seiner Gegenwart fühle ich mich sehr unsicher. Immer darauf bedacht nichts falsches zu sagen. Immer darauf bedacht darauf zu achten dass ich ihm keine Möglichkeit gebe mich zu hassen.

War auch früher in meiner Grundschulzeit ein Kind das sehr oft gehänselt wurd.
Tja, da steh ich drüber heute. Habe ein relativ gutes Selbstbewusstsein, bin in meiner neuen Schule sehr beliebt. Habe keinen Stress mit irgendjemandem.
Bin aber trotzdem unzufrieden mit mir selbst.
Ich selbst erachte mich oft als wertlos und denke so auch, dass mein Vater über mich denkt.

Hängt wohl auch viel damit zusammen, dass mein Bruder wohl wie ich finde einfach der "bessere" in unserer Familie ist.
(Jaja, der Geschwistervergleich. Der ist blöd - ich weiß ;D )
Ist sportlich, hat bessere Noten und wird bald auch den Beruf meines Vaters ausüben. Nämlich den Polizisten. Ja, da liegt ja wohl für mich an der Hand wer der beliebtere von uns beiden ist.
Ich dagegen habe keinen Plan was aus mir später werden soll.

Meine Mutter ist auch relativ schwer zu verstehen. Sehr oft schimpft sie über mich, sei es die Schule. Ja, letztens sogar sagte meine Mutter mir sogar wie mieserabel ich aussehe. Sie selbst hatte aber sehr große Probleme in ihrer Kindheit, großartige. Und hat auch schon einen Selbstmordversuch hinter sich.

Das alles bietet keine schöne Zukunft für mich.
Bin gefrustet, lebensmüde (nicht suizidgefährdet, nein einfach nur müde davon jeden Tag wieder aufzustehen und einem sinnlosen Tag gegenüber zu stehen.)

Ich möchte meinem Vater dies auch nicht erzählen aus Angst ihm zu verletzen.
Mir selbst tut es ja schon weh eingestehen zu müssen, dass mein Verhältnis zu meinem Vater wirklich scheuslich ist.
Darüberhinaus habe ich aus "offenen" Gesprächen ? la "Komm zu uns! Du kannst mit uns über alles reden!" nur gelernt, dass das Erzählte immer nur Gegen einen verwendet wird. Da erzählt man seiner eigenen Mutter etwas total intimes, persönliches. Und dann wird das bei einem Streit dies vor der ganzen Familie ausgebreitet. Dieses Gefühl möchte ich nie wieder erleben.

Achja, ziemlich verzwickt.
Gibt eigentlich noch sovieles was bei mir im Moment schief läuft.
Sei es der regelmäßige Cannabiskonsum (den ich in Zukunft vorhabe einzustellen - zur Zeit fehlt mir aber die nötige Kraft um mich diesem befreienden Gefühls zu entreissen) sei es Liebeskummer oder sonstiges. Aber damit möchte ich eure Zeit nun wahrhaftig nicht stehlen.

Wenn ich mich so rumlese denke ich wie oberflächlich es nicht ist einen solchen Brief abzuschicken während andere Menschen noch größere Probleme haben.

Ich denke da kann auch nur selbst ich mir helfen, aber irgendwie musste ich meine Tränen in Schrift umsetzen.
Danke das ihr mir hier dazu Möglichkeit bietet!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich denke, es passiert in verschiedenen Lebe öfter als wir denken: Wir wünschen uns etwas sehr und lange - aber der Weg dorthin scheint uns unüberwindbar und zu steinig. Also bleiben wir stehen und halten das Leid fest. Das ist es, was Du gerade auch tust. Du fühlst Dich schlecht, weil Dir die innige Beziehung zu Deinem Vater fehlt - aber seine Versuche, das zu verändern und zu verbessern, nimmst Du nicht an. Also die Frage: Was willst Du? Soll es so bleiben? Soll es sich ändern? Sicher kann man die Kindheit nicht aufholen, aber das heißt doch nicht, dass alles so bleiben muss, wie es heute ist. Solange ich denken kann, ist mein Vater nur am Wochenende zu Hause, gemeinsame Zeit gab es in meiner Kindheit nicht. Wenn er da war, war Hausbau auf dem Plan, Reperaturen und noch tausend andere Dinge. Und doch gibt es diese innige Verbindung - und ich denke, sie kann jederzeit auch bei euch wachsen. Ich verbringe heute intensiver Zeit mit ihm; und das wortlos-verstehen funktioniert auch nicht schon immer. Lass zu, dass Du bekommst, was Du Dir wünschst. Und geh dafür auch durch die Momente, in denen Dir deutlich wird, dass Du es noch nicht hast.

Dein Leben gestaltest Du - es ist nicht immer leicht, aber das ist die Verantwortung, die wir alle für uns auch tragen. Kinder tragen sie nicht, aber in der Pubertät beginnt es und Du wirst mehr und mehr lernen, dass am Spruch "Jeder ist seines Glückes Schmied" eine Menge dran ist.

Wenn mir jemand sagt, ich habe vor, meinen Drogenkonsum einzustellen, aber heute fehlt mir die Kraft, ist in mir sofort der Gedanke an die Sucht. Warum schiebst Du es auf, wenn Du es doch lassen möchtest? Das befreiende Gefühl fehlt Dir in zwei Monaten ggf. noch immer. Und auch nächstes Jahr. Denn die Sucht wird stärker. Dein Geist wird mehr und mehr verlernen, sich allein zu entspannen - er ruft nach der Hilfe durch die Droge. Ich bin gerne unabhängig - und Du?

Alles Gute!
Dana