Problem von Anika - 21 Jahre

Fühle mich verlassen

Hallo liebes KuKa-Team,

ich glaube mein Problem ist recht komplex. Vielleicht hab ich es auch nicht richtig überblickt, aber ich weiß nicht wo ich anfangen soll es zu lösen.

Vor ca. 6 Monaten hat mein Freund Schluss gemacht, weil er mich nicht mehr liebt, so sagte er. Ich habe ihn aber schon noch geliebt. Sehr sogar. Ich habe recht lange gebraucht um damit klar zu kommen. Ich war lange nicht so fröhlich und lebenslustig, wie ich es vor der Trennung war.

Gut, das ist jetzt schon recht lange her, und eigentlich versteh ich mich ganz gut mit meinem Exfreund. Wir wohnen sogar noch in einer WG. Wir machen ab und zu was zusammen und gehen die meiste Zeit ganz normal miteinander um. Aber in den letzten Wochen hatte ich das Gefühl, dass nicht nur er sich von mir zurück zieht, sondern auch meine anderen Freunde. Alle die mit uns beiden in einem Freundeskreis sind, ziehen sich auf einmal von mir zurück. Von ihm aber nicht. Es ist , als hätte er nach der Trennung den Freundeskreis übernommen und ich stehe jetzt mehr oder weniger alleine da. Und jetzt fühle ich mich sehr allein, weil ich jeden Abend alleine zu Hause sitze. Dazu muss ich erklären, dass ich nicht mehr bei meinen Eltern wohne, aber gerade dort zu Besuch bin, seit nun ca. 3 Wochen. Hier habe ich keine anderen Freunde, mit denen ich mich sonst treffen könnte und von denen die ich habe kriege ich häufig einen Korb, wenn ich was unternehmen möchte. Ich bin mir nicht sicher, was ich will. Eigentlich würde ich jetzt sagen, ach lass doch die blöden, ich such mir neue Freunde. Aber das ist auch wieder ein Problem. Ich tue mich sehr schwer neue Bekanntschaften zu machen. Seit ich in eine andere Stadt gezogen bin zum Studium, habe ich nciht viele neue Leute kennen gelernt. Jetzt habe ich Angst irgendwann ganz alleine dazustehen, und ich glaube nicht, dass ich so leben kann. Ich brauche die Menschen um mich herum, ohne die kann ich nicht leben. Ich hänge so an den paar Freunden, die ich noch habe. Und mit das schlimmste für mich ist, dass ich niemanden habe, um darüber zu reden. Wenn ich meine Freunde frage, warum sie sich von mir abwenden, kriege ich nur zu hören, dass ich mich nicht so anstellen soll usw. Keine konkrete Antwort. Ich weiß nicht mehr wohin ich gehöre, wohin ich mich wenden soll, und warum ich überhaupt lebe, wenn es niemanden interessiert ob ich da bin oder nicht, könnte ich doch auch sterben, oder? Bildlich gesprochen hänge ich grade in einem Strudel fest, und dreh mich mit großer Geschwindigkeit um mich selbst, ohne irgendwo halt zu finden. Es es geht immer weiter runter, und ich habe Angst, nicht mehr raus zu kommen. Nie wieder die Oberfläche zu sehen.
Ich glaube auch, dass ich ein Problem mit mir selbst habe. Ich habe es verlernt eigenständig zu sein. Ich kriege Panik, wenn ich allein bin. Und ich raste schnell aus. Wenn ich der Meinung bin, dass jemand mir was unrechtes tut, dann sage ich Sachen, die ich nicht so meine. Hinterher tut es mir leid. Bis jetzt haben meine Freunde meine Entschuldigungen auch immer angenommen, aber ich fühle mich so schlecht danach. Ich habe dann auf einmal solche Angst, dass es vielleicht das letzte Mal war, das sie mir verziehen haben. Und das schlimmste ist, wenn ich merke, dass diese Wut in mir hochkommt, dann denke ich mir, ich sollte lieber das Gespräch beenden, bevor es wieder eskaliert, aber ich kann es nicht. Ich kann nicht mehr klar denken. Vielleicht ist es ja schon so weit, und das ist der Grund, warum ich das Gefühl habe, dass sich alle von mir abwenden. Manchmal sitze ich stundenlang auf meinem Bett und weine, weil ich glaube alles falsch gemacht zu haben. Ich glaube, dass ich es mir mit den Menschen verscherzt habe, die mir am wichtigsten sind in meinem Leben.
Ich weiß, dass ich bis jetzt nur von meinen Freunden geredet habe. Ich habe nicht über meine Eltern geredet. Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu ihnen. Aber ich kann mich ihnen nicht anvertrauen, weil sie sehr viele eigene Probleme haben. Sie müssen meine Oma pflegen, die bei uns im Haus wohnt. Ich sage nicht, dass sie keine Zeit für mich haben. Aber ich möchte sie nicht zusätzlich belasten.
Ich wäre so gerne wieder glücklich, würde so gerne wieder mit meinen Freunden feiern, wie früher. Aber irgendwas ist im Weg. Und je mehr ich mch bemühe, dieses etwas aus dem Weg zu räumen, desto größer wird diese Barriere. Ich weiß nicht mehr was ich tun soll, denn mein Leben ist ein einziges großes Chaos und ich hab irgendwie den Überblick verloren. Wenn ich dazu noch meine Freunde verliere, möchte ich lieber nicht mehr weiter leben, denn dann macht gar nichts mehr sinn.
Einmal habe ich doch mit meinem Vater über meine Sorgen geredet, sie zumindest angerissen. Aber er meinte nur, dass ich doch viel zu gut für die sei, ich hätte was besseres verdient. Das freut mich zwar im erstsen Moment, dass er eine so hohe Meinung von mir hat, und irgendwie wollte ich ihm glauben. Aber ich glaube einfach nicht, dass ich was besonderes bin. Ich habe versagt, und das nicht zu knapp. Und wenn ich bewusst diese meine Freunde verlasse, dann krieg ich auch nichts besseres mehr. Aussichtslos.
Ich weiß nicht, wie das jetzt alles für einen Außenstehenden klingen muss. Ich habe mir schon oft überlegt, wenn ich wieder nächtelang wach gelegen habe, mal einen Psychotherapeuten aufzusuchen, weil ich irgendwie glaube, dass ich mit der Trennung noch nicht ganz abgeschlossen habe. Aber dann versuche ich meine Probleme mit den Augen eines fremden Menschen zu sehen und dann denke ich mir: "Wie lächerlich! Stell dich doch nicht so an." Ich habe Angst, dass mein Problem nicht groß genug ist, als dass es professionelle Hilfe rechtfertigen würde. Ich glaube ich kann mir selbst die Schwäche nicht eingestehen. Ich habe Angst, dass ein Therapeut mir ins Gesicht sagen könnte, dass ich mit meinen Kindergartenproblemen vielleicht doch besser zur Kindergärtnerin gehe, oder so.
Ich hätte so gerne eine Schulter zum Anlehnen, und einen Menschen zum Reden. Ich würde so gerne ernst genommen werden.
Jetzt habe ich angefangen zu schreiben, und jetzt finde ich kein Ende mehr. Ich könnte noch stundenlang weiter schreiben, aber ich glaube ich habe alles wichtige gesagt. Kann mir vielleicht irgendjemand sagen, wie ich es schaffe, wieder glücklich zu werden? Wie soll ich mit meinen Freunden umgehen? Soll ich sagen, wer in schlechten Zeiten nicht mehr Freund ist, der ist es auch in guten Zeiten nicht? Oder soll ich einfach so weiter machen, wie bisher? Soll ich einen Therapeuten aufsuchen? Oder würde der mich auslachen? Was kann ich tun, um diese aufkommende Wut zu kontrollieren? Alles in allem, wie kann ich mein Leben wieder in den Griff bekommen?

Liebe Grüße und vielen Dank für eure Hilfe
Anika

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Anika!

Wenden sich Deine Freunde ab? Oder fühlt es sich für Dich so an? Gefühlt macht es keinen Unterschied, aber für den Weg heraus doch. Denn in dem einen Fall wird es ggf. ein neuer Freundeskreis sein - im anderen das Loslassen der eigenen Erwartungen und das Einlassen auf das, was man hat.

Wenn Du Deinen Freunden konkret sagst, in welchen Situationen Du das Gefühl hast, Du seist nicht mehr wichtig, gehen sie dann darauf ein und versuchen, Dir dieses Gefühl zu nehmen?

Du möchtest Deine Eltern nicht zusätzlich belasten. Auf der einen Seite mag Dich das ehren - aber ist es wirklich der richtige Weg. Würdest Du selbst wollen, dass sie Dir Probleme verschweigen, weil Du selbst genug um die Ohren hast? Möchtest Du, dass Menschen, die Dir ganz nah am Herzen sind, nicht mit Dir über ihre Probleme sprechen, weil Du nicht belastet werden möchtest?

Ich habe noch nie gehört, dass ein Therapeut jemanden fortschickt und auslacht, weil die Probleme nichtig wären. Wenn es jemanden schlecht geht, dann ist es egal, warum es so ist. Allein die Tatsache, dass er die tiefe Trauer hat, so viel weint, keinen Sinn mehr sehen kann ist jede Hilfe wert und macht sie nötig.

Alles Gute!
Dana