Problem von Anonym - 16 Jahre

Mein Vater hat sich erschossen

Liebes Team,
eigendlich habe ich mich auf das lange Wochenende gefreut, doch als die Kripo am 1. Mai vor unserer Tür stand war es vorbei mit der Ruhe.
Sie haben uns erzählt, dass sich mein Vater im Geräteschuppen seines Hauses erschossen hat. ( Man muss dazu sagen, meine Eltern sind seit acht Jahren getrennt und er lebte im Haus seiner Eltern) Ich hatte keine Ahnung was ich machen sollte, es war voll der Schock, einerseits musste ich an die Gewalt denken, die herrschte, als er noch bei uns war, die Streiterei usw. andererseits war/ ist er mein Vater!
Ich bin am nächsten Tag mit meiner Mama und meiner Schwester ins Saarland gefahren, wo er wohnte, dort direkt zur Polizei, um genaueres zu erfahren. Die Polizistin erklärte uns, dass er wohl wieder mal getrunken hatte und sich danach erschossen hat.

Ich mach mir irgendwie voll die Vorwürfe, weil an dem Tag ja auch Vatertag war, und ich ihn nie besuchen wollte, weil er mir und meiner Mutter so viel schlimmes angetan hat, vielleicht war er einsam, aber er war eigendlich selbst schuld, er hat mit seiner Art jeden, der es gut mit ihm meinte vertrieben!

Ich sehe immer wieder seinen Gang zum Schuppen, wie er da läuft mit der Waffe in der Hand! Was soll ich jetzt bloß tun? Ich muss doch stark sein, meine Mama braucht mich doch, sie leidet nämlich viel mehr darunter ! Ist das normal, einerseits tiefsten Hass, andererseits elendige Trauer zu verspüren?
Ich weiß auch nicht, ob es besser ist ihn im Saarland beerdigen zu lassen, obwohl sich da niemand ums Grab kümmern kann ( wir sind die einzigen Angehörigen) , oder doch besser bei uns ?

Anwort von Sabine

Hallo!

Es klingt in Deiner Mail, als würdest Du Dir jetzt selber Vorwürfe machen. Du bist doch nicht Schuld an dem, was passiert ist und wie es dazu gekommen ist und was aus ihm geworden ist.

Du schreibst, dass es früher schon Probleme mit ihm wegen dem Alkohol gegeben hat. Den Alkohol hat ihm niemand zwangszweise eingeflösst. Er hat ihn sich selber zugeführt. Es ist sein Verschulden und er war wahrscheinlich nach all den Jahren auch schon krank und hat es selber nicht erkannt. Suchtkranken Menschen kann man nur sehr schwer helfen als Familienangehörige. Sie benötigen professionelle Hilfe. Wenn man es grob betrachtet, dann hat ihn seine Sucht wahrscheinlich umgebracht. Er war vielleicht gar nicht mehr in der Lage sein Handeln und Tun zu kontrollieren.

Was das Grab angeht, würde ich die Entscheidung Deiner Mutter überlassen. Sprich einmal mit ihr darüber, was sie denkt, was am besten ist.

LG, Sabine