Problem von Johannes - 47 Jahre

Wie sagt sie es ihrem Mann ?

Hallo, schön das es Euch gibt ! Mein Problem berührt nur am Rande mich selbst, da es eigentlich um die Frau geht die ich liebe. Ich muß ein wenig weiter aus,holen und hoffe sehr, das ein Rat das Resultat sein kann.

Ich selbst war 26 Jahre verheiratet und habe nach 21 gemerkt, das ich nicht lebe, sondern gelebt werde. 5 Jahre lang versuchten meine Ex Frau und ich allles mögliche um die Beziehung wieder hin zu bekommen - natürlich auch Therapie - das Problem besteht aber darin, das wir uns zwar lieb haben, aber nicht lieben.
Insbesondere meine Ex Frau kann mich nicht so nehmen wie ich bin, sondern liebt ein Wunschbild, das sie gerne aus mir machen wollte.
Ich habe lange gebraucht ihr in schonenden Gesprächen zu erklären wie die Empfindungen sind, auch weil ich sie lange Zeit nicht in Worte zu fassen wußte.
Wir sind mitlerweile geschieden und meien Ex Frau hat einen Partner gefunden, der ihr mein Verhalten bestätigt. Die Trennung war besser für uns beide. Jetzt hat sie einen Menschen den sie liebt.

In der Trennungsphase war es irgendwann soweit, das auch ausserhalb der Ehe Beziehungen gesucht wurden. Wir sind sehr offen mit den Problemen umgegangen und dennoch fühlte meine Frau sich verletzt, wenn eine tiefer gehende Beziehung bestand. Wir kamen sehr gut miteinander zurecht, was wirtschaftliche Dinge und versorgt sein betrifft und bis zum Tag der Scheidung hatte meine Ex Frau latent die Hoffnung es könnte doch wieder ein Zueinander geben.
Vor 2 Jahren lernte ich auf einem Seminar eine 35 jährige Frau kennen. Wir schlossen recht schnell Freundschaft miteinander und stellten überrascht fest, das wir in vielen Dingen sehr stark übereinstimmen ( überrascht, weil wir nicht einfach sind und sehr facettenreicht ).
Am ersten Wochenende erzählte ich zu Hause von der Faszination die diese Frau auf mich ausübt, aber auch das sie verheiratet ist und 2 Kinder hat und wohl unerreichbar für mich sei.
So war auch mein Empfinden und die Gefühle die wir uns entgegenbrachten waren sehr intensiv, aber nur freundschaftlich - obwohl wir uns beide sehr attraktiv fanden, kein Gedanke an intensive Körperlichkeit -.
Wir suchten Nähe und machten in Arbeitsgruppen viel gemeinsam, lachten über die gleichen Dinge, stellten fest, das auch Lebensziele und Emotionen in ähnlicher Weise bestehen und funktionieren.
In der zweiten Woche ( Hotelunterbringung und kleine Gruppe von 20 Leuten ) intensivierte sich die Freundschaft und wir begannen uns auch privat intensiver aus zu tauschen. Sie lebte in einer ganz ähnlichen Situation und hatte seit 3 Jahren ( mit der Schwangerschaft des zweiten Kindes ) das Dilemma erkannt, aus dem ihr Leben bestand. Ihr Mann verstand nicht was sie sagte, unterschiedlicher als ihr Mann und sie konnten zwei Menschen nicht sein. Kommunikation war nicht möglich, weil beide auf völlig unterschiedliche Art miteinander redeten. Der eine sagt etwas, was bei dem anderen völlig falsch ankommt. Er denkt und lebt eher traditionell, sie abstrakt, Erziehung ist gemeinsam überhaupt nicht möglich, er ist unzufrieden mit ihr und ihrer Lebensführung, Sexualität spielt seit Jahren kaum eine Rolle in der Beziehung, sie ist ihm interlektuell hoch überlegen, gemeinsame Interessen gibt es nicht, das Zusammenleben ist eher kumpelhaft und auf Versorgungsgemeinschaft ( aditive Lebensführung seinerseits, erodaler Typus ihrerseits ) ausgerichtet.
Der Kinder wegen wagte sie nicht den Schritt zur Trennung ( heute 10 und 5 Jahre alt ) ohne wirtschaftlich unabhängig zu sein.

Mitte der zweiten Woche fand ein sogenanntes Bergfest statt. Alle im Haus untergebrachten Seminare gemeinsam in der Hotelbar.
Es war nur noch ein Barhocker frei, den wir gemeinsam nutzten, jeder die Hälfte. Der erste enge Kontakt, der uns beiden nur Wohlbehagen bereitete.
Alles war normal, aber keiner von uns beiden wollte sich auch nur für eine Sekunde von dem anderen lösen. Im Takt der Musik war es ein Gefühl, als schlügen die Herzen im Gleichtakt. Gegenseitig entstand bei uns das starke Gefühl angenommen, gut aufgehoben, geborgen zu sein und wir schmiegten uns unauffällig aneinander, gegenseitig nicht ahnend wie sehr wir uns zueinander hingezogen fühlten.

An diesem Abend ist es geschehen. Wir haben uns beide fürchterlich ineinander verliebt und ich wagte um 4 Uhr morgens, als der Abend zu Ende ging, ihr einen zärtlichen Kuß auf dei Lippen zu drücken - was alle Anwesenden ein wenig irritierte ( ein wenig, weil ich zu allen Damen des Seminars eine recht gute Beziehung hatte und die jungen Mädels sich einen Jucks daraus machten sich einen gute Nacht Kuss oder eine Umarmung am Morgen zu holen - nichts sexuelles oder so, ich bin ein sehr geselliger Mensch und recht weltoffen und werde auch meist so angenommen ) - den sie auch erwiederte.

Am nächsten Tag war Abreise, Seminarende für sie, ich hatte noch eine dritte Woche anstehen. In dieser Woche hatte ich mit meiner Ex Frau die endgültige Trennung besprochen und einer lieben Freundin klar gemacht, das ich nicht ihrem Wunsch folgend mit ihr leben könnte, weil ich mich nicht mehr intensiv auf eine Beziehung einlassen möchte, wenn ich nicht überzeugt bin mit ihr das zu leben, wonach ich schon so lange suche.
Wir hatten gemeinsam gefrühstückt ( mit 3 anderen am Tisch ) und uns sofort wieder wohl gefühlt, hielten aber Distanz.
Das Gefühl füreinander läßt sich am besten so umschreiben, wie ich es anderen in der dritten Woche gesagt habe, die natürlich gefragt haben was da zwischen uns sei : Wären wir beide nicht verheiratet, wären wir es sicher miteinander.
Das ging uns beiden so.
Die Heimreise führte fast 200 km über die gleiche Strecke. Sie mußte noch tanken und ich war schon unterwegs. Nach 20 km schoßen mir die Tränen in die Augen und ich war verzweifelt mit dem Gedanken, daß es dies nun gewesen sein sollte - das wir uns vielleicht niemals wieder sehen.
Sie hatte mir ihre Mobilnummer gegeben und ich hielt an einem Parkplatz an und schrieb eine sms in der ich ihr mitteilte was geschah.
Keine Minute später ihre Reaktion, ein Anruf " ich dachte schon Du wärst doch nur so ein Arschloch und mir geht es ähnlich - wollen wir uns am Rastplatz treffen ? "
Wir gingen 2 Stunden Hand in Hand im Wald spazieren, erlebten eine innige Umarmung und den ersten Kuss, tauschten uns intensiver über die gespannten Situationen zu Hause bei jedem von uns aus und verabredeten den Kontakt nicht einfach so sterben zu lassen.

Die Zärtlichkeiten hatten uns beiden sehr gut getan. Das Leben begann ein anderes zu werden. Wir telefonierten 3 bis 4 mal, schrieben sms und es führte dazu, das sie Donnerstag der dritten Woche zu mir ins Hotel kam.
Wir wollten uns - egal was folgte - diese eine Nacht schenken, eine Nacht voller Zärtlichkeit, nach der wir beide seit Jahren Verlangen hatten, aber beide nicht den Partner, der dieses hätte stillen können.
Es war wunderschön. Meine Traumfrau, ich ihr Märchenprinz. Wieder eine gemeinsame Heimfahrt. 6 Stunden für 200 km, weitere Gespräche, Zärtlichkeiten am laufenden Band.
- Klar verliebt wie junge Teeníes -
Es blieb so wie an diesem ersten Tag, es intensivierte sich sogar alles in einem unfassbaren Maße. Wir scheinen wie füreinander geschaffen. Tiefes Verstehen, Vertrauen. Sie lebt ihre Gefühle - allerdings heimlich, es ist ja sicher nur Verliebtheit und ich ein Schwerenöter der sie dann sitzen läßt wenn es ernst wird.

Das war im April 2006. Im Juni habe ich ihr zum ersten mal gesagt, das ich mit ihr leben möchte. Sie war auf Mutter Kind Kur in Bayern. 4 lange Wochen nicht sehen - aber stundenlang telefonieren, Briefe schreiben.
Im Juli schaut sie sich nach einer Wohnung um, möchte mit den 2 Kindern ausziehen. Mit ihrem Mann kann sie nicht reden, er hört ihr nicht zu und von Verstehen ist schon lange keine Rede mehr. Sie nimmt sich eine Scheidungsanwältin und beginnt ernst zu machen.
Im Zuge ihrer Wohnungssuche findet sie eine, die ideal für mich ist. Bis dahin lebte ich in der Eifel, sie im Ruhrgebiet.
Uns ist klar, das es eine Weile dauern wird, bis wir zusammen leben können. Alleine der Kinder wegen und um nicht von einer Beziehung in die nächste zu leben wird wohl mindestens ein Jahr nötig sein.

Wir sehen uns so oft es geht, die liebe wird nicht kleiner sondern immer intensiver. Keiner kann ohne den anderen mehr sein. Alles funktioniert, wir stimmen in allen wichtigen Lebens- und "Funktionsbereichen" ( man merkt das ich mich mit Beziehungen intensiv auseinander gesetzt habe - oder ? )überein und haben dennoch genug Unterschiede um interessant füreinander zu bleiben.
Wir versuchen auch Alltag zu leben und testen natürlich einander aus - ob es denn wirklich sein kann das so etwas funktioniert.
Ende August sieht ihr Mann uns an einer Autowaschanlage in enger Umarmung.
Szene, Streit - was läuft da zwischen Euch, wieso umarmen Sie MEINE Frau ?
Er macht mit ihr was er immer macht ( das wissen wir durch die Scheidungsanwältin, die das Problem exakt umschreibt, wenn sie sagt : Sie wird nicht schaffen sich zu trennen. Sie lebt ihre Ängste und er hat sie ausgesucht, weil er es versteht sie mit ihren Ängsten zu manipulieren ) er schürt Ängste.
Sie steht in so fern zu mir, als sie offen sagt wie tief ihre Gefühle für mich sind.
Dennoch macht sie mit der Wohnung erst mal einen Rückzieher.

Im November sieht er uns ein zweites mal am Reitstall - diesmal Hand in Hand.
Szene Streit, verbale Angriffe ein körperlicher Angriff auf mich ( er ist gegen mich ein Schlappi ! ) den ich ignoriere. "Geht das immer noch mit Euch"
Er unterstellt ein sexuelles Verhältnis. SEINE Frau poppt mit einem anderen.
Dezember 2006 die dritte Begegnung auf einer Nikolausfeier im Reitstall.
Wieder greift er mich an, im Beisein ihrer Mutter und unter Zeugen, ein Faustschlag in den Magen - wieder beherrsche ich mich und ignoriere seine Attacken und ziehe mich zurück.

Er verschärft seine Kontrollen ( sie lebt seit 10 Jahren total kontrolliert - er verlangt Rechenschaft über jede Minute ihres Tagesablaufes, sehr unschöne Szenen wie sie am Arm in die Pizzeria schleifen und die Kellner fragen mit wem sie dagewesen sei -- vor unserer Zeit und sie ist absolut treu, hat keinerlei Ambitionen auf Abenteuer, was er aber ständig unterstellt ).
Er taucht unvermittelt überall auf, wo sie sein könnte und arbeitet mit miesen psychischen Maschen um sie fertig zu machen und ins Abseits zu stellen.
Er kontrolliert ihre Post, ihr Handy - alles auch schon vor unserer Zeit - jetzt noch intensiver.
März 2007 - sie schreibt mir, das sie nicht für mich sein kann was ich brauche, sie müsse ihr Ding ( wirtschaftlich von ihm unabhängig werden ) durchziehen und sie könnte mich nicht so leben lassen, wie es jetzt sei. Ich solle gehen.
April 2007 - sie schreibt mir, sie kann ohne mich nicht leben und möchte die Beziehung als heimliche Affaire fortsetzen.
Angesichts der nach wie vor ernsten Ambition lasse ich mich auf darauf ein.
Mit all den Nachteilen die das mit sich bringt.

Bis heute hat sich an unseren Gefühlen nichts geändert.
Sie kommt nicht raus, weil er ihr nicht zu hört.
Sie hat erkannt, das er sie als ihr Eigentum betrachtet, das es keinerlei Liebe ist, was er für sie und sie für ihn empfindet.
Das Leben ist unerträglich kontrolliert und sie rettet sich in den Freiraum der Arbeit mit ihrem Pferd.
Aber auch, das sie wirtschafltich schon auf ihn angewiesen ist.

Nun ist die Frage ob es wirklich in Deutschland so ist, das eine Frau mit 2 Kindern auf Gedeih und Verderben einem Arschloch ausgeliefert ist weil er natürlich sagt er lasse sie untergehen, wenn sie sich trennt.
Der die Beziehung für "normal" hält, auch wenn seit 2 Jahren keine Sexualität läuft, keine zärtlichen Berührungspunkte vorhanden sind, das Leben eher ein Gegen- als Miteinander ist.
Gibt es eine Möglichkeit wie sie ihn dazu bringt ihr zu zu hören, endlich ihre und nicht nur seine Position zu sehen. Die Beziehungsprobleme nicht auf mich und meine Existenz für seine Frau, sondern auf die eigene kaputte Situation zu reflektieren ?
Ich weiß mir keinen Rat mehr.
Er weiß nicht was alles zwischen uns gelaufen ist - wir reden mit niemandem darüber was wirklich ist - aber eben das intensivere Gefühle zwischen uns existieren als zu irgend jemand anders.

Würde mich freuen, wenn ich Rat bekomme.
Liebe Grüße
Johannes

Anwort von Sabine

Hallo Jahannes

danke für Deine Mail und Dein Vertrauen.

Doch, es ist möglich sich als Mutter mit zwei Kindern vom Partner zu trennen und eine Zukunft aufzubauen. Sicherlich mag es nicht leicht sein, besonders, was die finanzielle Angelegenheit angeht, aber es geht. Warum ich es behaupten mag? Weil ich auch alleinerziehende Mutter von 2 Kids bin und ich den Absprung vor ein paar Jahren auch gewagt habe.

Die Probleme, die Du beschreibst, von denen hört man in Beziehungen sehr oft. Paare leben sich auseinander und verrennen sich. Ähnlich, wie es euch beiden passiert ist.

Johannes, wenn eine Frau wirklich gehen will, dann geht sie auch. Genau wie ein Mann. Wenn sich ein Partner in einer Beziehung dazu entschlossen hat, dann findet er auch einen Weg. Das es einfach ist, das behauptet niemand, aber es geht. Sie hat Ansprüche, die ihr helfen und mit denen sie eine neue Existens aufbauen könnte.

Wenn sie sagt, dass sie abhängig von ihm ist, dann ist sie vielleicht noch gar nicht soweit oder will es gar nicht richtig. So sehe ich das zumindest. Ihr geht es finanziell jetzt gut und sie kann auch ihren Kindern alles bieten. Nur, sie hat vielleicht Angst, das weitere Probleme kommen, denen sie sich stellen müsste und dazu braucht man Kraft. Wie gesagt, für mich klingt es nach Angst. Eine Affäre wäre für sie einfacher.

LG Sabine