Problem von anonym (w) - 18 Jahre

Ich bin kein Mensch für eine Fernbeziehung

Hallo liebes Kummerkasten-team!
Wie viele andere auch, führe ich mit meinem Freund seit fast zwei Jahren eine Fernbeziehung (260 km). Wir sehen uns mal alle zwei Wochen, dann mal doch nach drei Wochen und in der Prüfungszeit auch mal vier oder fünf Wochen lang gar nicht. In den Ferien kommt er meistens in die Gegend hier, weil seine Familie hier wohnt.
Nun ist es so, ich habe mich damals auf eine Fernbeziehung eingelassen, obwohl ich nicht wirklich wusste, was mich erwartet (es ist meine erste Beziehung). Anfangs hat er versucht regelmäßig alle zwei Wochen zu kommen, alle vier Wochen hat er was mit seinen Freunden unternommen, die zum Großteil auch hier wohnen und wir haben uns nur an einem Tag des Wochenendes gesehen. (Wir sehen uns wenn er kommt nur über das Wochenende). Dass die Zeit ein wenig beschränkt war, war mir nicht ganz unrecht, außerdem mussten die Gefühle noch "wachsen".
Irgendwann kam dann aber die Feststellung seinerseits (mit viel Hilfe seiner Eltern und vor allem seiner Schwester, die einen, meiner Meinung nach, ungewöhnlich starken Einfluss auf ihn hat), dass er sein Studium mit dieser Belastung nicht schafft. Also bat er mich nur noch alle drei Wochen kommen zu können. Dies tat mir sehr weh, nicht, weil ich ihn nicht verstanden hätte, sondern, weil ein Zwei-Wochen-Rhythmus für mich grade noch so erträglich in einer Beziehung ist.
Wie ihr vielleicht schon bemerkt habt, schreibe ich nur davon, dass er kommt. Das stimmt so schon, weil er derjenige ist, der reist, zumindest, wenn ich Schule habe. Ich fühle mich deswegen auch schlecht und habe ein schlechtes Gewissen, aber viele Möglichkeiten für mich zu reisen sehe ich nicht und außerdem lebe ich noch zu Hause (das heißt, bin finanziell abhängig von meinen Eltern), wogegen er studiert und alleine wohnt. Ich versuche, wenn möglich in den Ferien zu ihm zu kommen und bleibe dann auch gleich mehrere Tage bzw. über eine Woche da.
Das Problem ist nun aber, dass wenn er kommt er nicht bereit ist, seine ganze Zeit für mich zu nutzen (ich finde soetwas in einer Fernbeziehung angemessen), sondern sehr viel Wert darauf legt seine Familie zu sehen (er kann ohne sie nicht leben, obwohl er bereits 21 ist) und auch noch seine Freunde treffen möchte. Dies bedeutet, dass wir von der möglichen Zeit von Freitagabend bis Sonntagmittag nur noch die Hälfte für uns alleine haben. Dies finde ich sehr wenig und es tut mir auch sehr weh zu wissen, dass er in meiner Nähe ist und ich ihn trotzdem nicht sehen kann.
Er hingegen findet meine Verzweiflung und Trauer in dieser Situation mehr oder weniger übertrieben und meint, dass ich alleine damit klar kommen müsste beziehungsweise, dass ich Freunde konsultieren sollte, die mir dabei helfen dieses Problem zu bewältigen. Ist aber nicht eigentlich er für das Trösten und die Lösung dieses Problems mitverantwortlich? Ist es normal, dass er seiner Familie solch eine große Bedeutung zugesteht? Was kann ich tun, damit ich die Zeit, die er in meiner Nähe ist, in der wir aber nicht zusammen sind, nicht nur schmachtend und sehnend und traurig überdauer?
Die zweite Sache ist, dass sein einer Freund in der gleichen Stadt wie er studiert. Nun wollen sie zusammenziehen (ich werde nicht in die Stadt ziehen in der er stusiert, weil ich dort meinen Bildungsanspruch (Uni) nicht erfüllt sehe) und ich fürchte, dass dieser Freund zum ersten einen eher negativen Einfluss auf meinen Freund haben könnte (zum Beispiel in der Meinung über mich oder in manchen Gesellschaftsanschauungen, in denen sein Kumpel und ich uns absolut unterscheiden), zum zweiten, dass mein Freund weniger Zeit für mich hat (wir telefonieren täglich über eine Stunde), zum dritten, dass er sich seltener veranlasst fühl mit mir zu reden beziehungsweise hierher zu kommen (er hat ja seinen Kumpel und ist wunderbar glücklich mit ihm....), zum vierten, dass er sich Dinge angewöhnt, die ich überhaupt nicht mag (Bier trinken, viel und lange Computer spielen) und zum fünften, dass, wenn ich bei ihm bin, ich nicht ihn, sondern ihn und seinen Kumpel besuche, wir also keine Möglichkeit zur mir besonders fehlenden Zweisamkeit haben und auch keine zweisame Beziehung in der Zeit, die ich bei ihm verbringe, führen können, weil sein Kumpel ja ständig dabei ist. Ist diese Angst wirklich so irrational und verletzend, weil ich ihm damit Unterstellungen mache, wie er sagt, oder ist das normal so zu denken? Was kann man gegen diese Angst tun?
Noch eine Sache: Wir werden wahrscheinlich noch drei weitere Jahre in einer Fernbeziehung leben müssen, deswegen verstehe ich seinen Wunsch mit seinem Kumpel zusammenzuziehen schon zu einem gewissen Grad. Außerdem liebe ich ihn wirklich sehr doll und will ihn eigentlich auch nicht verlieren, weil ich nicht weiß, ob ich solch einen Menschen noch einmal treffen werde.
Vielen Dank für Ihre/Eure Hilfe!
Mit vielen lieben Grüßen, Sonnenschein

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ihr scheint unterschiedliche Vorstellungen von einer Beziehung haben; unterschiedliche Erwartungen, Forderungen und Wünsche - dabei gibt es kein 'richtig' oder 'falsch'; es ist eben unterschiedlich. Eure Aufgabe wird darin bestehen, Kompromisse zu finden, mit denen ihr beide glücklich seid. Zum Beispiel, dass Du dabei bist, wenn er seine Freunde trifft, um zumindest ein wenig Nähe zu haben und teilhaben zu können. So, wie es für mich aussieht, werdet ihr beide ein Stück weit Abstriche machen müssen, um die Beziehung halten zu können.

Auch was seinen Wunsch betrifft, viel Zeit mit der Familie zu verbringen, gibt es kein 'normal' - er hat dieses Bedürfnis und ihr werdet zusammen besprechen müssen, wie ihr das mit Deinen Bedürfnissen in Einklang bringen könnt. Kein Wunsch hat mehr Berechtigung, ist normaler oder wichtiger. Erzählt euch gegenseitig, was ihr braucht, wie die Beziehung aussehen soll und sucht den Kompromiss. Was kann der eine dem anderen zugestehen?

Dein Titel ist eine sehr deutliche Aussage - mir macht sie ein wenig Angst, wenn ich lese, drei Jahre wird es auf jeden Fall noch so sein. Glaubst Du von Dir, Du kannst das ausstehen?

Er möchte mit seinem Freund zusammenziehen. Mehr gibt es im Moment nicht an Fakten. All die Ängste, die Du hast, mögen vielleicht auch nachvollziehbar sein - aber ist er so wenig gefestigt, so zu beeinflussen, so leicht zu verändern, dass er sich voll und ganz einem Mitbewohner anpassen wird? Du hast Angst vor etwas, was ggf niemals eintrifft. Lass es auf Dich zukommen.

Alles Gute!
Dana