Problem von anonym (w) - 13 Jahre

Umgezogen und alles hat sich zum Schlechten gewandt

Ich bin Ende letztes Jahr in eine nicht weit von meinem früheren Zu Haus entfernte Stadt gezogen. Meine Mutter lernte nämlich einen neuen Freund kennen, der auch einen Sohn hat. Ich kam von Anfang an nicht damit klar, dass ich dann alle meine Freunde (viele kenne ich seit dem Kindergarten) verlassen muss und nochmal ganz von vorne anfangen müsste. Besonders der Gedanke meine beste Freundin nicht mehr täglich sehen zu können, hat mich Tag und Nacht belastet. Natürlich hätte ich auch da bleiben können, allerdings wollt ich nicht zu meinem Papa und auch nicht zu meiner Oma ziehen. Meine Mutter hat mich also gezwungen mitzukommen oder sie hätte mich ins Heim gebracht und da wollt ich auch nicht hin. Mit dem Sohn habe ich mich von Anfang an sehr gut verstanden, mit dem Freund meiner Mutter rede ich bis heute so gut wie gar nicht. Wir zogen also um. Mein Zimmer gefällt mir sehr, dass war am Anfang ein kleiner Trost für mich.

So und dann stand er an, der 1. Schultag!
Ich hatte die ganze Nacht geweint und hab mir Sorgen gemacht. In erster Linie weil ich sehr schüchtern und ruhig bin und ich lange brauche bis ich mich an Leute gewöhne und mit ihnen spreche und ganz offen sein kann.
Ich kam also unsicher in den Umkleideraum für Sport. Alle starrten mich an, als ob ich vom Mars komme. Die Lehrerin sagte, dass ich hergezogen wär und das erste Kommentar war: "In welche Klasse denn?". Und diese Person hat es nicht gerade freundlich gesagt. Da dachte ich mir schon oh nein, was kommt da nur auf mich zu. Ich verkroch mich in die letzte, hintere Ecke und zog mich still um. Dann setzte sich ein Mädchen aus meiner Klasse zu mir und fragte mich die üblichen Fragen....wo ich herkomme und so weiter. Ich antwortete kurz und knapp und versuchte dabei trotzdem irgendwie selbstbewusst zu wirken. Nun ging es ab in die Turnhalle. Wir spielten Abwerfball, mein absolutes Hass-Spiel, da ich mächtige Angst vor dem Ball hab, aber das wollte ich nun nicht zu geben. Ih wollt nicht gleich als Angst-Hase da stehen. Ich lächelte, obwohl ich eigentlich weinen wollte. Dann machte mir eine Mitschülerin das Angebot, mich neben sie setzen zu können. Super, dacht ich mir. Vielleicht ist es ja doch ganz schön. Wir saßen also zusammen und in der 1. Pause standen wir zusammen draußen und haben ein wenig erzählt. Ich versuchte so zu wirken, als ob ich nicht einen Funken schüchtern wär, was nicht ein wenig gelungen ist. Bereits in der letzten Stunde, stellte sie fest, dass ich extrem schüchtern und ruhig bin. In den nächsten Tagen sprach ich so gut wie gar nicht mit den anderen und ich war die, die immer auswärts stand. Ich lernte Larissa kennen, eine ganz tolle Freundin. Sie ist genau so wie ich und wir sind bis heute super befreundet und eigentlich auch meine einzige wirkliche Freundin auf der Schule und insgesamt in der neuen Stadt. Ich verstehe mich mit den anderen gut, aber ich rede so gut wie gar nicht mit ihnen und werde nie mit einbezogen sondern stehe außwärts. Auch Paula hat mich so gut wie "verlassen", sie kam nachmittags ab und zu zu mir und jetzt rennt sie förmlich vor mir weg. Viele tun so, als ob ich ihnen was getan hätte. Aber ich bin doch einfach nur ruhig und schüchtern und öffne mich erst, wenn Leute auf mich zu kommen und ich sie länger kenne, aber es kommt ja niemand auf mich zu, weil ich in ihren Augen nur "die schüchternde, langweilige mit der man keinen Spaß haben kann" bin. Das tut mir so weh. Wie gesagt, Larissa ist die einzige mit der ich eine richtig feste Freundschaft hab und sie zieht dieses Wochenende ganz weit weg und dann steh ich wirklich ganz allein da, dann ist niemand mehr da, außer Tobias (Sohn des Freundes von meiner Mutter). Er geht übrigends in die gleiche Klasse wie ich und wir haben Nachmittags immer Spaß zusammen. Ich kann so nicht mehr weiter leben. Ich habe Angst vor jedem Tag! Ich will das nicht mehr und ich werd mich auch nicht verbiegen, nur um den andern zu gefallen. Ich wollte schon so oft aufegben, tu es aber aus Liebe meiner Mutter nicht. Ich kenne einfach keinen Ausweg mehr. Ich brauch Hilfe.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Niemand erwartet von Dir, dass Du Dich verbiegst. Nur denke ich, dass Du auch nicht erwarten kannst, dass die anderen immer und auf jeden Fall den ersten Schritt tun müssen und auf Dich zukommen. Auch wenn es Dir schwer fällt - das ist der Weg, um Kontakte zu knüpfen. Kann man sagen "Ich bin halt jemand, der nicht auf die anderen zugeht" und sich dann ärgern, wenn die anderen es auch nicht tun? Verstehst Du, was ich meine? Was, wenn es den anderen auch nicht unbedingt leicht fällt? Was, wenn die anderen denken, Du möchtest den Kontakt gar nicht, weil sie davon ausgehen, dass Du Dich dann auch zu ihnen gesellen würdest?

Vielleicht kann Dich Tobias ein Stück unterstützen? Dass er in Deiner Klasse ist, ist doch ein kleiner Segen, oder nicht? Frage ihn, ob er Dir helfen kann und Dich mit einbinden? Vielleicht könnt ihr auch zusammen den Vorschlag einer Klassenfeier / Klassenzelten machen? Das sind meist gute Gelegenheiten, um sich besser kennenzulernen.

Übrigens finde ich es sehr schade, dass Du mit dem Freund Deiner Mutter kaum ein Wort wechselst. Macht ihr euch damit nicht das Leben unnötig schwer? Ich sehe es nach Deiner Mail auch nicht so, dass man Dich zum Umzug gezwungen hat. Du hattest Wahlmöglichkeiten und hast Dich entschieden, mit Deiner Mutter in die andere Stadt zu ziehen.

Alles Gute!
Dana