Problem von Eva - 31 Jahre

Trennung oder zu anspruchsvoll?

Ich bin seit 4 Jahren mit meinem Freund zusammen, seit 2,5 Jahren wohnen wir zusammen. Er ist ein lieber Mensch, 34 Jahre, aber ich bin nicht (mehr) glücklich mit ihm. Wir hatten von Anfang an Probleme mit dem Sex, weil wir da sehr unterschiedlich sind. Ich bin eher wild und mag es unkonventionell (geht bei ihm gar nicht), er steht auf Verführung der Frau mit Reizwäsche und so - das mag ich nicht. Der Sex an sich hat mir auch nie so besonders gefallen, auch wenn wir oft geredet haben, was ich mag und er besser machen könnte. Von seinen Eigenschaften stören mich auch ziemlich viele, weil ich so völlig anders bin. Er ist pedantisch, ich etwas chaotisch. Er total sparsam (geizig), ich gebe das Geld immer komplett aus. Ich liebe Urlaube, er mag sie gar nicht. Ich mag Hitze, er Kälte. Er liebt Autos, ich fahre nicht mal Auto usw...das ist vielleicht unbedeutend, wenn man sich liebt, aber auf Dauer habe ich das Gefühl gehabt, dass uns diese Unterschiede auseinandergerissen haben, weil wir immer nur Kompromisse machen, die keinen zufrieden stellen. Seit 2 Jahren hadere ich mit der Beziehung, wir haben auch schon viel darüber geredet. Eigentlich hatte ich anfangs vor, mit ihm mein Leben zu teilen und Kinder zu bekommen, aber das kann ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen. Trotz fehlender Liebe verstehen wir uns noch ganz gut, fast wie ein uraltes Paar oder eine WG. Es ist immer ein Zwischending aus "es ist doch gar nicht so schlecht" und "ich bin total genervt von ihm". Er sagt zwar immer, dass er mich total liebt, aber so ganz glaube ich ihm das nicht. Er hat auch kein Verlangen nach Sex, wir küssen uns nie (!) und von Heirat, Kinder oder sonstigen ZUkunftsplänen sagt er auch nichts. Jetzt bin ich leider auch noch betriebsbedingt gekündigt worden und arbeitslos. Da er sehr viel verdient, war für mich klar, dass er mich auch unterstützt. DAs hat er auch mehrfach gesagt, aber es kam nichts. Nachdem ich mit 800 Euro in den Miesen war, hab ich ihn dann angesprochen. Wir hatten dann einige Gespräche, die mich sehr runtergezogen haben, weil er meinte, dass er mit sich geizig ist und bei mir wäre das nicht anders. Er würde mir schon was geben, aber halt ungern. Das fand ich ganz schlimm - alle Freunde von mir haben mir ungefragt Geld angeboten, obwohl sie viel weniger haben. Man sagt ja immer, man soll sich trennen, wenn es einem besser allein geht als zu zweit. Nur leider weiß ich das nicht. Ich stecke total in der Zwickmühle: es ist noch zu gut, um ihn zu verlassen, aber zu schlecht, um weiterzumachen. Und finanziell gesehen geht es leider momentan auch nicht - ich habe nicht mal Geld für eine neue Wohnung, würde als Arbeitslose ja auch gar keine bekommen. Mein Hauptprojekt ist also erstmal, einen neuen Job zu finden und dann meine Beziehungsprobleme in den Griff zu kriegen. Meine Hauptangst ist aber, dass ich zu anspruchsvoll bin und zufrieden sein müsste mit ihm. Objektiv gesehen liebt er mich, ist treu, verständnisvoll und gibt mir Sicherheit. Ich habe einfach ANgst, dass ich beim Nächsten wieder reinfalle und mir dann etwas anderes missfällt - ich habe mich meistens nach 2-3 Jahren von meinen Beziehungen getrennt. Aber ich möchte auch nicht in einer Beziehung leben, in der man nur KOmpromisse macht und nie Dinge teilen kann, die beiden wichtig sind. Und mir fehlt das Bauchgefühl, dieses "ach, ist er süß..". Das hatte ich ehrlich gesagt nur die ersten 3 Monate, danach ging dieses Gefühl über in "wow, der liebt mich aber wirklich", weil er mich sehr umgarnt hat. Von meiner Seite aus war er nie so ganz mein Typ, eher charakterlich. HAbt ihr Tipps für mich, wie man die Liebe wiederholen kann? Oder reichen zwei Jahre Beziehungsfrust aus, dass ich mich wirklcih besser trennen sollte? Ich sitze wie ein Kaninchen vor der Schlange und weiß nicht, was ich tun soll....

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Eva!

Eine Antwort fällt mir schwer, weil ich vermeiden möchte, Dich in eine Richtung zu ziehen, zu treiben. Denn die Entscheidung solltest Du allein fällen. Es geht um Deine Beziehung, Dein Leben, Deine Zukunft - daher ist es auch Deine Entscheidung, was Du möchtest und was nicht.

Zwei Jahre Frust? Wie ist es, wenn Du Dir einmal gezielt die schönen Momente ins Gedächnis rufst? Gibt es die noch? Das gemeinsame Lachen, das Gefühl der Geborgenheit und Zugehörigkeit, gemeinsame Erlebnisse, die Du nicht missen möchtest? Gab es diese Dinge in den letzten Zwei Jahren und sind vom Frust verschüttet oder ist der Frust so groß, dass er es gar nicht mehr zulässt?

Wenn Du Dich zurücklehnst, die Augen schließt und Dich in Deinem Leben ein Jahr voraus träumst - wie sieht Dein Leben dann aus? Ist er noch an Deiner Seite? Solche gezielten Tagträumereien können die eigenen Gefühle und Vorstellungen für das Leben deutlicher machen.

Er war der Mann, den Du heiraten und mit dem Du Kinder wolltest - Du sagst, diese Themen spricht er gar nicht mehr an. Tust Du es? Wahrscheinlich nicht, weil Du gar nicht klar sagen könntest, was Du möchtest. Aber dann kann man es dem anderen auch nicht vorhalten. Ihr küsst euch im Alltag nie - auch etwas, was von beiden Seiten kommt. Niemand muss auf den Kuss am Morgen warten; jeder kann ihn geben. Veränderungen finden immer auch auf beiden Seiten statt; und jeder kann den ersten Schritt dorthin tun.

Wenn ihr um diese Beziehung kämpfen wollt, den gemeinsamen Weg für euch finden möchtest und Kompromisse suchen, die euch auch glücklich machen, dann kann ich euch nur raten, viel über euch, die Wünsche, Bedürfnisse, Vorstellungen zu sprechen. Jeder über die eigenen; nicht über das Verhalten des anderen. Diese Gesprächstipps werden euch dabei helfen:

http://www.zeitzuleben.de/artikel/kommunikation/gespraechsfuehrung.html

Ich kann Dir beim besten Willen nicht sagen, ob Du zu anspruchsvoll bist und kompromissbereiter werden solltest oder ob die Trennung für Dich und Euch der richtige Weg ist. Das kann jeder nur für sich sagen; ich kann es nicht anhand einer Mail.

Alles Gute!
Dana