Problem von anonym (m) - 17 Jahre

Angst vor der Gewissheit

Hallo.

Ich habe mehrere Probleme, die alle mit der Zeit kamen und von denen ich glaube, dass sie alle in irgendeiner Form zusammenhängen.

Ich fange aber mal ganz am Anfang an:

Vor 4 Jahren musste ich die 7. Klasse wiederholen. In der neuen Klasse gab es ein Mädchen, das mir sofort auffiel. Ich fand es sehr sympathisch und hübsch und wegen ihrer Herkunft (Asien) war sie für mich das absolute Traummädchen. Wir lernten uns mit der Zeit einander kennen und redeten viel.
Schließlich verliebte ich mich in sie. Sie war das erste und bis heute einzige Mädchen, das sich wirklich für mich interessiert hatte. Ich habe ihr meine Gefühle nicht gestanden, weil ich mich erst einmal an dieses neue Gefühl gewöhnen musste. Es war schön. Zumal ich auch noch das Gefühl hatte, dass sie auch für mich etwas empfindet.
Ein halbes Jahr später kam die Klassefahrt. In dieser Zeit war sie sehr zuvorkommend zu mir. Sie war oft bei mir und ging auch des öfteren von ihren Freundinnen weg, um zu mir zu kommen. Das hat mir sehr viel bedeutet. Somit entschloss ich, als ich am letzen Abend der Klassenfahrt im Bett lag, ihr es zu sagen, wenn wir wieder zu Hause sind. Als dann der große Tag kam, ging ich sehr aufgeregt in die Schule, weil ich es ihr dort sagen wollte. Doch der erste Schlag kam früh: Normalerweise umarmten wir uns immer, wenn wir uns morgens sahen. An diesem Morgen ging sie mit einem kalten "Hi!" an alle vorbei. Davon ließ ich mich aber nicht abschrecken und wartete den Vormittag ab. Allerdings war sie die ganze Zeit abweisend. Zwar nicht so, dass sie vielleicht böse auf mich gewesen sein könnte; sie war auch zu anderen so komisch. Das hat mich so erschrocken, dass ich mich schließlich doch nicht mehr getraut habe.
Und so ging das Woche für Woche, Monat für Monat - mal war sie sehr nett zu mir, dann wieder so kalt und abweisend. Und mit der Zeit beobachtet ich, wie sie nur zu mir so war. Freude und Enttäuschung wechselten sich ab. Ich fühlte mich immer unwohler. Ich konnte in der Schule nichts mehr essen, weil mir jeden morgen schlecht war. Wenn ich bei anderen zu Gast war, fiel mir das Essen sehr schwer - dieses Problem verfolgt mich zwar schon mein Leben lang, doch nie war es so schlimm, wie zu dieser Zeit. Ich nahm immer mehr ab und wurde dünner. Es war keine Magersucht oder ähnliches - zu Hause konnte ich essen ohne Ende, nur eben in Anwesenheit von Freunden, Bekannten oder gar Fremden ging es gar nicht.
Da wir zudem in einem kleinen Dorf wohnen, verstärkte das die ganze Sache noch zusätzlich. Ich hatte keine Freunde, die vorbei kamen, mit denen ich reden konnte. Ich zog mich immer mehr zurück und ließ niemanden mehr an meine Probleme ran.

Um aber wieder auf die Sache mit dem Mädchen zurückzukommen:
Irgendwann war es soweit und sie sagte, oder viel mehr schrieb über ICQ, mir, dass ich ihr bester Freund sei. Ich konnte es kaum glauben. Dieser eine Satz hat mir wieder Mut gegeben, um sie zu kämpfen. Dann allerdings kam ein neuer Schüler in die Klasse. Anfangs hatten er und das Mädchen nicht viel miteinander zu tun. Mit der Zeit entwickelte sich aber da etwas - es war keine Liebe, sonder Freundschaft. Somit war nicht mehr ich ihr Ansprechpartner, sondern er. Das hat mich wieder ein ganzes Stück zurückgeworfen.
Aber dann kam der große Schlag, durch den alles zusammenbrach, was ich in den vielen Jahren erkämpft hatte: Sie hatte sich in einen Jungen von einer anderen Schule verliebt. Zwar wurde nie etwas daraus, trotzdem hat mich das so niedergeworfen, dass ich eine ganze Zeit lang nicht mehr mit ihr geredet und versucht habe, ihr aus dem Weg zu gehen. Wir hatten nicht mehr viel miteinander zu tun. Wenn sie mit jemandem reden wollte, ging sie zu dem Jungen, der damals in unsere Klasse kam. Ich wollte sie vergessen. Ich wollte sie nicht mehr lieben. Aber wie geht das, wenn ich sie jeden Tag sehe. Mein Herz gewann schließlich und ich tastet mich langsam wieder an sie heran. Wir redeten und schrieben wieder öfters. Telefonate, die wir früher fast jeden Abend hatten, kamen allerdings nicht mehr zustande. Manchmal gab es ein "HDL" am Ende eines ICQ-Gespräches. Und nun bin ich hier, schreibe aus lauter Verzweiflung eine Mail an einen Online-Kummerkasten. Ich habe ihr bis heute nicht meine Gefühle gestanden. Fast 4 Jahre bin ich in sie verliebt. 4 Jahre, in denen sich Freude, Zuversicht, Enttäuschung, Frust und Selbstvorwürfe derartig abgewechselt haben, dass sich meine Gefühle mehr und mehr abgestumpft haben. Ich habe mich zurückgezogen. Ich wurde launisch. Ich rede nicht mehr viel mit meinen Eltern, weil mir einfach die Lust dazu fehlt. Früher war ich für jeden Spaß zu haben, heute ist das anders. Vielleicht ist das Pupertät, ich weiß es nicht. Ich habe mich sehr verändert.
Ich rege mich über Sachen auf, die mir früher nicht einmal aufgefallen sind. Manchmal überkommt es mich auch, wenn ich zu Hause bin und z.B. am PC etwas nicht klappt - das überkommt mich die Mut. Ich weiß nicht, ob das alles zusammenhängt. Mein ganzes Leben hat sich einfach verändert.
Am liebsten würde ich ganz wegziehen. Mein Abi machen und dann nichts wie weg. Ganz weg von Hannover (wo ich wohne). Ein eigenes Leben und endlich Freiheit haben.

Seitdem ich mich in sie verliebt habe, hat sich mein leben so drastisch verändert.

Und das alles nur, weil ich nicht den Mut dazu habe, einem Mädchen diese bestimmten "3 Wörter" zu sagen. Dann hätte ich Gewissheit. Dann wüsste ich, ob sie es erwidert und ich mein Leben mit ihr teilen darf oder ob es entgültg aus ist. Beide würde zu einem guten Schluss führen: Dass ich mein Leben wieder leben kann. Aber ich habe Angst vor der Wahrheit. Dass die Wahrheit doch die 2. Möglichkeit sein könnte. Dass 4 Jahre Kampf für nichts waren.

Ich bitte euch nicht um Hilfe, sondern nur darum, mir vielleicht ein paar passende Worte zu schenken, die mein Problem auffassen.

Bitte.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Den Weg aus dem Gefühlschaos hinaus hast Du erkannt - gehen wirst Du ihn wohl auch allein müssen. Die Angst, dass vier Jahre Kampf umsonst sind, dass es keine Beziehung geben wird, kann riesengroß sein und blockieren. Aber wie ist es, wenn Du dieser Angst eine andere gegenüber stellst: nämlich die Angst, dass alles bleibt, wie es ist? Welche ist dann größer?

"Es wird sich dann etwas ändern, wenn Du etwas änderst"

Alles Gute!
Dana