Problem von Nikki - 42 Jahre

Patchworkfamilie

hallo...ich bin recht verzweifelt, dass ich mich hier an euch wende...auch ich lebe in einer patchworkfamilie...mein mann und ich lieben uns sehr, gehen sehr harmonisch miteinander um, haben ein liebevolles und respektvoller klima miteinander...gehabt...leider....vor etwa 3 monaten zog der 13 jährige sohn meines mannes bei uns ein....ich habe noch alles dazu unterstützt, da dieser seit ca 2 jahren sich selbst überlassen war( er lebte nach der trennung bei seiner mutter, die aber fast nie zu hause war- sich nicht um ihn kümmerte, er lebte mit chips vorm fernseher ohne jeden halt, jeden zuspruch, jede kontrolle)...bei uns lebt auch noch mein 11 jähriger sohn....bei den jungs treten immer wieder probleme auf....verständlich sagten wir uns- wäre ja bei leiblichen geschwistern nicht anders...nun kommt aber zutage, dass der 13jährige den kleineren bedroht+ einschüchtert....der große versucht, dem kleinen seine freunde auszuspannen, mischt sich überall ein, droht ihm( " wenn du was sagst, dann...." usw)....der große macht dinge kaputt und lügt uns an- er wäre es nicht gewesen, wisse nichts usw....oft weiß ich genau, wer es war, weil ich es gesehen habe, aber dann bin ich nur die böse stiefmutter, die alles unserem großen zuschiebt....der 11jährige stand jetzt vor uns und sagte: ich hasse mein leben seit ??? bei uns wohnt.....er weinte bitterlich und war nicht zu beruhigen....mir als mutter ging es genauso schlecht....mein mann steht immer noch seinem sohn bei- er hatte ne harte zeit, wir müssen rücksicht nehmen, er macht doch nichts, er nun mal keine freunde hier usw....das kann doch aber kein dauerzustand sein, oder????....wir haben seit 4 wochen eine kleine gemeinsame tochter und mir geht es mit der situation sehr sehr schlecht emotional...es gibt keinerlei streitpunkte zwischen uns, ausser unsere jungs....mein mann will mir dann immer klar machen, dass mein sohn alles auslöst u.ä......sicher löst nie einer allein das alles aus, aber sein sohn hört auf mich überhaupt nicht, geht mit dem kleineren nicht so um, wie wir uns das wünschen, und dann soll der kleinere sich komplett einschränken....ich weiß nicht mehr weiter....möchte meine beziehung nicht aufgeben, aber so weiterleben möchte ich auch nicht....habe angst um beide jungs, denn weder ihr verhalten, noch unsere reaktionen darauf sind gut für uns alle...mir geht es so nahe, dass ich erhebliche schwierigkeiten beim stillen habe( nach einem streit war die milch schon komplett weg und wurde mühseelig mit milchpumpe wieder in gang gebracht)....der große muss immer der größte+beste sein, immer im mittelpunkt stehen, mischt sich in jedes gespräch zwischen uns erwachsenen+ jedes telefonat usw ein, bekommt der kleine ein paar schuhe oder ähnliches, muss der große es auch gleich haben( obwohl er wenige tage zuvor neue bekommen hat) usw....ich denke ohne familienberatung werden wir da nicht vorwärts kommen....ich lebte mit meinen kindern vorher ca 6 jahre allein, mein mann ist seit 2 jahren getrennt von seiner familie....habt ihr nen rat für mich????????????????

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Nikki!

Meinen Rat nimmst Du schon vorweg: "ich denke ohne familienberatung werden wir da nicht vorwärts kommen" - holt euch diese Hilfe oder auch die einer Familientherapie möglichst schnell, damit sich die Fronten nicht weiter verhärten.

Der Junge kam zu euch mit einer Menge 'Seelenballast'; er konnte sich nicht so leicht einfügen, wie ihr es euch gewünscht und vielleicht vorgestellt habt. Heute fühlt er sich vielleicht oft unverstanden, ungerecht behandelt, sieht in Deinem Sohn eine Art Rivalen um die Aufmerksamkeit, fühlt sich ausgerenzt. So jedenfalls sehe ich es, wenn ich mich in seine Situation hineinfühle. Sicher kann man sagen "Er muss sich doch nur ändern..." - aber so leicht ist das für ein Kind eben auch nicht. Und schon gar nicht, wenn er die letzten Jahre um Liebe, Aufmerksamkeit, Lob kämpfen musste oder es auch gar nicht erfahren hat. Er kennt das Familienleben, wie ihr es führt, nicht.

Natürlich sehe ich genauso Deine Sorgen und Probleme in der Siutation. Und dass Du Dich schützend vor Deinen Sohn stellst ist wohl nahezu selbstverständlich. Leider kann es genau das sein, dass die Spirale weiter vorant treibt und das Gefühl des 'nicht-dazu-gehörens' bei dem 13jährigen stärken. Also lehnt er sich noch mehr auf; er gehört ja ohnehin nicht dazu und Aufmerksamkeit bekommt er dann, wenn er sich falsch verhält. Dann ist er der Mittelpunkt und hat Kontrolle.

Dem entgegenzuwirken ist nicht leicht - daher würde ich, wie schon gesagt, mir die fachliche Hilfe ins Boot holen. Einen Schritt (aber es kann und wird nicht der einzige sein können, denke ich), sehe ich darin, dass Du Dir Zeit für seinen Sohn nimmst. D.h. einen tag in der Wochen/alle zwei Wochen etwas nur mit ihm unternimmst, um euch näher zu kommen. So einen Tag sollte Dein Mann ebenfalls haben. Schaut dass ihr beiden Jungen Zeit mit euch gebt; die 'Kinderzeit' teilt auf, so dass jeder regelmäßig ungeteilt die Aufmerksamkeit, Gespräche, Liebe bekommt.

Alles Gute!
Dana