Hallo John!

Danke für Deine Mail und Dein Vertrauen.

Die Angst bei Bewerbungen, die kenne ich und ich kann Deine Angst gut nachvollziehen. Dennoch solltest Du den glauben an Dich nicht verlieren. Egal, was die anderen sagen. Höre zu, wenn man Tipps für Dich hat und ignoriere Vorwürfe. Oftmals sind Menschen sehr schnell mit Vorwürfen und merken dabei gar nicht, dass sie einen verletzen. In solchen Momente reagiere schnell und sage demjenigen Dir gegenüber dann auch, dass Vorwürfe nur zum Streit führen und verletzen. Für Tipps wärst Du jedoch immer dankbar. Niemand kann Dir sagen welchen Weg zu gehen musst. Du kennst Dich, Du weißt was Du kannst oder nicht kannst und so kannst Du herausfinden, was Du willst. Nicht jede Entscheidung, die man im Leben trifft (auch als 30 oder 40 oder 50jährige) ist richtig und man lernt aus den Fehlern. Es gibt Menschen, die machen 2 Ausbildungen, weil sie festgestellt haben, dass die erste Wahl nicht die richtige Entscheidung war. Auch Du wirst herausfinden, was Dir liegt und was Dir nicht liegt. Du machst derzeit ein Praktikum und es gefällt Dir. Sehen die Mitarbeiter, dass Du angagiert bist und Interesse zeigst und aus dem Spaß an dem Job der Fleiß zu erkennen ist, dann werden sie Dich im Auge behalten. Sei ehrlich zu Dir selber und zu dem, was Du kannst und nicht kannst. Eine schulische 5 in Mathe kann viele Gründe haben. Deswegen kann es später aber im Beruf klappen. Bei Bewerbungen sind die Vorstellungsgespräche oftmals viel gravierender als die schriftliche Bewerbung. Der Boss oder Oberguru kann sich persönlich ein Bild von Dir machen und nicht nur sehen, was da auf dem Papier steht. Niemand weiß, wie eine Zensur zu STande gekommen ist. Vielleicht bist Du im Schriftlichen gut, aber im mündlichen bekommst Du es nicht erklärt. Vielleicht sind diese Voraussetzungen für den ein anderen Beruf gar nicht gravierend oder eben gravierend. Wie Du siehst, es ist super schwer abzuschätzen.
Soll ich Dir mal was verraten? Ja!
Ich bin mit einer 4 in Deutsch von der Schule gegangen und weißt Du was ich jetzt seit 18 Jahren machen? Ich arbeite in einem Sekretäriat. Was muss man da? Schreiben und auf die Rechtschreibform achten. Sicherlich mache ich auch Fehler. Sicherlich auch in dieser Antwortmail, aber es killt mich nicht und wirft mich auch nicht zurück. Aus Fehlern lernt man. Deswegen bin ich doch kein schlechter Mensch.
Lieber John, was ich Dir sagen möchte ist, dass Du Stärken und Schwächen hast wie jeder Mensch. Dein Vater hat einen Beruf und zwar den, den er gut kann und auch gelernt hat. Richtig gelernt hat er ihn, als er eingestiegen ist. Es ist wie mit dem Führerschein. Das tatsächliche Fahren oder richtige Verhalten lernt man erst, wenn man den Führerschein hat. Du bestehst die Prüfung zum Führerschein, da Du dem Prüfer beweist, dass Du die Grundregeln kannst, aber die kleinen Regeln, die bringen erst die Fahrpraxis nach bestandener Prüfung. Das Leen ist eine Schule und man hört nie auf zu lernen. Meine Oma lernt heute auch noch. Warum? Weil das Leben nicht stehenbleibt und es immer weitergeht. Was Du in der Schule in Mathe gelernt hast, kann in 10 Jahren schon wieder ganz anders aussehen und neue Regeln wurden aufgestellt. Ich sehe es an meinen Kindern, die zur Grundschule und Realschule gehen. Sie erkären mir heute, wie die neuen Rechenformen funktionieren. Ganz anders als zu meinen Zeiten. Du siehst, ich lerne jeden Tag dazu und ich bin 38 Jahre.
Habe keine Angst vor dem, was kommt oder wird. Du lernst jeden Tag und wenn Du der Welt da draußen zeigst, was Du kannst und was Du lernen willst, dann wird sie Dich auch mit offenen Armen empfangen. Schau nach dem, was Du kannst und willst und nicht nach dem, was Du nicht kannst. Das Leben lehrt Dich. Halt nur die Augen auf.

LG, Sabine