Problem von anonym (m) - 27 Jahre

Wieso habe ich kein Glück?

Hallo,

im Prinzip bin ich ja der Meinung, dass man nur sich selber helfen kann. Momentan sehe ich aber keine Lösung meines Problems. Das Problem ist mein momentanes Leben an sich. Es geht irgendwie alles schief, was schief gehen kann. Früher habe ich immer Kraft aus meiner Familie und mir selbst geschöpft. Seit sich die Probleme aber häufen, auch in meiner Familie, sehe ich kein Licht mehr am Tunnel.
Vieles fing vielleicht schon mit dem Tod meiner Großeltern an, als ich 14 bzw. 16 war. Diese Phase hat mich sehr geprägt. Beide starben an Krebs und ich habe in dieser Zeit viel Leid mitbekommen. Damals half mir meine starke Familie (Eltern).
Seit 2 Jahren geht meiner Familie und mir die Kraft aus. Es fing damit an, dass meinem Vater eigentlich grundlos gekündigt worden ist, was sich auf zwischenmenschlichen Problemen mit seinem damaligen Chef begründen. Ein Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber (Bausparkassenbereich) hatte nur noch eine schlechtere Auswirkung auf unsere finanziellen Verhältnisse bis Heute. Mittlerweile musste mein Vater Unterstützung vom Arbeitsamt anfordern, um Rechnungen zu zahlen und weitermachen zu können. Meine Mutter wurde vor 3 Jahren krank, Diabetes, hat aber mittlerweile eigentlich von allen in der Familie ihre Probleme gelöst, leidet aber sehr unter der Situation mit meinem Vater. Ich selbst habe derzeit meine eigenen großen Sorgen. Unterstütze meinen Vater, wo es nur geht. Arbeite selbstständig als DJ und verdiene soweit ganz gut Geld, um Rechnungen und andere Dinge zu zahlen. Mein Studium ist momentan aber mein größtes Problem. Ich muss dazu sagen, dass ich in meinem ersten Studium nicht sehr glücklich war, weil es einfach nicht meine Welt war. Dafür habe ich dort sehr viele Leute kennen gelernt, mit denen ich heute noch befreundet bin. Jetzt läuft es in meinem anderen Studium genau anders. Ich habe zu meinen Kommilitonen kaum Kontakt und finde auch keine Leute, mit denen ich mehr Zeit verbringen möchte.
Leider zu den Problemen in meiner Familie noch andere Probleme im Studium ergeben. Ich habe eine Prüfung nicht bestanden, die ich nur zweimal schreiben darf. Das war der zweite Versuch. Ich war mir mit dieser Prüfung so sicher, dass ich sie bestanden habe, dass ich total deprimiert bin und nicht verstehe, wieso ich sie nicht bestanden habe. Des Weiteren kommt noch eine Prüfung, die sehr schlecht gelaufen ist und die ich eigentlich bestehen muss. Eine weitere Prüfung, die ich aber noch öfters schreiben darf, habe ich bereits auch nicht bestanden, obwohl ich dafür das ganze Semester Nachhilfe genommen habe und viel gelernt habe. Und dazu kommt, dass mein ehemaliger Mitbewohner, der wesentlich weniger getan hat, diese jetzt noch bestanden hat. Das erste Semester war echt gut, alle Prüfungen bestanden. Im zweiten war es soweit ok, bis auf die zwei wichtigen Prüfungen, die ich jetzt wahrscheinlich auch nicht bestanden habe. Obwohl ich viel getan habe. Ich fühle mich momentan als Versager, drehe mich nur auf der Stelle und sehe wie anderen das Glück förmlich zu läuft, im Studium, Beruf und anderen Dingen. Natürlich steckt bei denen auch Arbeit dahinter, trotzdem weniger und dann noch in Verbindung mit Glück, was ich nicht habe und mich sehr trauig macht. Ich bin mittlerweile 27 und stehe vor den Scherbenhaufen meines Lebens, so könnte ich es beschreiben. Pech, Unvermögen, Dummheit? Keine Ahnung. Ich weiß nicht, was ich falsch mache. Und ich befinde mich in einem Kreis, der mich wieder in die Anfänge meines ersten Studiums drück, welches ich wegen einer nicht bestanden Prüfung aufgeben musste. Es fehlten damals 2,5 Punkte. Ich hasse momentan mein Leben, ich hasse meine Person, weil ich nicht weiterkomme. Weil ich mir irgendwie keinen Respekt in meiner Umwelt erarbeite und ich einfach ein zu lieber Mensch in meinen Augen bin. Wie soll jemand wie ich in der Gesellschaft überhaupt bestehen. So fühle ich mich. Wieder 1 Jahr verloren...Und wieder der gleiche Stress noch mal. Und dabei hatte ich Träume und freute mich schon nach den Prüfungen darauf, mal zu entspannen. Jetzt stehe ich genau wieder da, wo ich vor einem halben Jahr stand. Und diesmal muss ich hoffen, dass man mir noch eine Chance gibt. Meine Erfahrungen aus dem anderen Studium haben mir gezeigt, dass man mir diese Hoffnung ohne weiteres nehmen kann, wenn diesem Antrag nicht zugestimmt wird. Vielleicht bin ich einfach zu blöd. Ich hatte schon immer irgendwie Schwierigkeiten in meiner schulischen Laufbahn. Gymnasium abgebrochen, aus eigenen Antrieb die Fachhochschulreife mit 2,2 nachgemacht. Aber, ich scheitere immer an den Hürden, bevor es dann zu den Studieninhalten kommt, die mich interessieren. Was soll ich tun? Zu dem verliere ich meinen Baföganspruch, weil ich mit meinen Studiumsleistungen hinterher hänge. Das sind immerhin 400? monatlich.
Ich habe jegliches Selbstwertgefühl verloren und Selbstbewusstsein sowieso. Ich habe keine Freundin, weil ich einfach zu dick bin oder keine Ausstrahlung haben kann, wenn man so durchs leben schleift. Antriebslos schlafe ich zurzeit viel, weil ich keine Freude daran habe, irgendwas vom Tag mitzunehmen. Meine Eltern sind zwar immer für mich da, aber wie sollen sie mir Kraft geben, wenn Sie selber so viele Probleme haben. Sie versuchen es, aber wissen nicht mal über die gesamte Situation bescheid, weil ich sie damit nicht belasten will. Ich wünsche mir doch eigentlich auch nur mal das bisschen Glück, was andere Leute auch haben. Ist das zuviel verlangt? Ist das ne strafe Gottes, weil ich nicht an ihn glaube...An so doofe Sachen denke ich schon. Ich glaube nicht, dass ich Kraft aus Gott ziehen könnte. Zu sehr müsste ich über meinen Schatten springen um zu beten oder in die Kirche zu gehen.
Es tut gut, das alles Mal niederzuschreiben. Ich bin zwar gesund, aber nicht glücklich und weiß momentan nicht, was für einen Sinn mein doofes Leben macht. Keine Sorge, Selbstmord ist kein Gedanke von mir. Ich frage mich nur, was ich noch alles durchmachen muss, um endlich ein geregeltes Leben zu erreichen und wieder glücklich zu sein.

Gruß

XXX

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich kann gut verstehen, dass Dir das Gesamtpaket so viel Kraft raubt. Aber dennoch muss ich sagen, dass es nicht besser wird, wenn Du jetzt stehenbleibst. Die Lust, mit dem Tag etwas anzufangen, Dinge anzupacken und zu bewegen, kommt oft nicht einfach wieder. Sie kommt erst dann, wenn man begonnen hat und die ersten Schritte hinter sich hat. So jedenfalls kenne ich es von mir.

Du schaust Dir die anderen Menschen an und fragst Dich, warum sie Glück haben und Du nicht. Warum ihnen die Dinge auch ein Stück weit zufallen und Dir nicht. Auch das kenne ich. Aber was siehst Du wirklich von den anderen? Würden sie auch von sich sagen, Glück im Leben zu haben? Von mir z.B. sagen es andere. Ein schönes, geordnetes Leben. Ja, das habe ich. Und doch plagen mich tausend Gedanken und Sorgen, die jemand, den ich nicht wirkich kenne, gar nicht sieht und nichts von ihnen wissen kann. Und ich spreche wirklich von Sorgen; nicht von Wehwehchen. Verstehst Du, was ich meine? Könnten andere Dich nicht auch sehen, wie Du sie? Was ist eine versemmelte Prüfung, wenn man eine tolle Familie hat und Rückhalt im Leben? Vielleicht sagt da jemand, er würde lieber Prüfungen nicht bestehen, auf Bafög verzichten, wenn sich dafür das eine und andere in der Familie ändern würde.

Auch in Deiner Familie ist es nicht mehr so glatt wie es einmal war. Aber dennoch ist da Zusammenhalt. Und das würde ich von außen doch auch unter Glück verbuchen. Ziele haben, sie anstreben, Rückschläge wegstecken, das Leben füllen. Ist das kein Glück?

Alles Gute!
Dana