Problem von Katja - 14 Jahre

Wie helfe ich meiner Freundin?

Aaalso
Es fing alles ganz schön an, ich hab in meiner neuen Freundin einer der besten Freunde gefunden die ich je hatte, sie ist immer für mich da und ich kann ihr alles erzählen. Sie erzählt mir auch alles und ich wünschte ich könnte ihr helfen.
Ich hab es schon früher bemerkt, dass sie sich ritzt. Als ich sie das erste Mal darauf ansprach, waren wir noch nicht so befreundet und sie meinte nur, als wär es egal:"Ja und??". Dann dachte ich nicht mehr viel darüber nach. Doch inzwischen weiß ich wieso. Sie hat sehr schlimmen Stress mit ihrer Mutter. Ihr Vater ist schon lange weggezogen. Sie meinte, dass ihre Mutter sich nie um sie gekümmert hat und jetzt plötzlich intressiert sie sich für ihre Tochter, nach 15 Jahren, und versucht sie zu erziehen. Sie sagt, sie HASST ihre Mutter über alles. Wenn man nach dem Grund fragt kriegt man keinen gescheiten.. nur eben das, was ich schon erzählt habe. Ich war schon öfters bei ihr, und hab es mit erlebt, wie sie ihre Mutter anfaucht, wie fies sie zu ihr ist. Alle meinen deswegen sie sei asozial, hat sie mir erzählt. Und auch ihr Onkel hat dies gesagt. Aber das ist sie nicht.. selbst ein Psychologe, bei dem sie nur einmal war, hat gesagt, dass hinter dieser sauren,agressiven Fassade sich eine große Menge Trauer befindet. Trauer die sie versucht zu verdrängen, indem sie sich ritzt. Große Narben sind über ihren Arm verbreitet. Ich versuche so oft sie zu bewegen, dass sie versucht mit ihrer Mutter friedlich zu leben. Doch nichts hat es bisher gebracht.

Eines Abends war ich mit ihr bei meinem Schwarm, weil ich nicht alleine wollte, wofür ich ihr auch dankbar bin. Danach waren wir noch bei ihr und ich war total glücklich. Sie nicht. Sie hatte sich wieder mit ihrer Mutter gestritten. Ich versuchte sie natürlich zu trösten. Doch dann, als wir kurz an ihrem PC warn hab ich mich plötzlich mit meinem Schwarm gestritten und .. naja ich wollte eigentlich bei meiner Freundin übernachten, doch ich wollte nur noch alleine sein. Ich wollte nicht den ganzen Abend über das fröhliche Mädchen spielen müssen, ich wollte sie aber auch nicht zusätzlich mit meinen Problemen belasten, weil sie schon so viele hat. Also hab ich zu Hause angerufen und wurde von ihrer Mum nach Hause gebracht.

Am nächsten Tag erfuhr ich dann, was passiert war, nachdem ich weg war. Ihre Mutter glaubte, dass ich gegangen sei, weil sie sich mit meiner Freundin gestritten hat. Aber das war natürlich nicht so. Ich verstehe das doch. Ich würde nie deswegen einfach abhauen. Das weiß meine Freundin. Doch ihre Mutter glaubte kein Wort und sie haben sich gestritten. Sie haben sich sogar gegenseitig angegriffen, hat sie erzählt. Und dann hat ihre Mutter gesagt, dass sie sie rausschmeißen will, und dass sie sich ein neues zu Hause suchen soll. Und dass sie vielleicht in ein Heim kommen wird.

Und das war nicht nur eine Drohung aus Wut. Auch in den nächsten Wochen haben sie sich noch einmal gekloppt, einmal hatte meine Freundin sogar eine richtig angeschwollene Nase, wegen eines Schlages, der aber nur Wehr war, weil sie ihre Mutter zuvor angegriffen hat. Wieso tut sie das bloß? In Wahrheit ist sie so ein netter Mensch.. und ich will ihr so gerne helfen und ich habe wahnsinnig Angst, dass sie in ein Heim kommt, oder ins Ausland ziehen muss, weil dort Verwandte von ihr wohnen, zu denen sie im Notfall muss. Ich will sie nicht verlieren und ich will nicht dass sie sich weiter ritzt. Ich will ihr so gerne helfen. Ich versuche es immer wieder, doch ich schaffe es nicht.. :(

Anwort von Sabine

Hallo Katja!

Ich kann mir denken, dass es einige Zeit dauern kann, bis Deine Freundin verstanden hat, dass Du für sie da bist. Anscheinend ist sie desöfteren verletzt worden und hat einfach Angst, dass sie weiter verletzt wird und lässt deswegen niemanden so richtig an sich heran. Vielleicht kann sie sich einige Dinge selber nicht erklären und ist ratlos. Denkt somit dann auch, dass Du ihr auch nicht helfen kannst. Im Grunde bist Du schon auf dem richtigen Weg, wnen Du ihr zeigst, dass Du für sie da bist und mit ihr sprechen willst. Von mal zu mal scheint sie lockerer zu werden und Du bekommst immer mehr aus ihrem Leben mit. Ich denke, sie wird es irgendwann schaffen sich Dich anzuvertrauen und genau das ist es, was sie braucht, nämlich jemanden zum Reden und jemand, der ihr die Gedanken und den Kummer aus dem Kopf nehmen kann. All das, was sie so sehr belastet. Du sprichst von einem Psychologen. Ist sie denn schon in einer Behandlung? Dann lass ihr ruhig noch ein wenig Zeit, bis sie es auch gelernt hat darüber zu spreche. Gewisse Dinge sind ihr mit Sicherheit sehr unangenehm und sie mag sich schämen. Wenn sie Dein Vertrauen annehmen kann, dann wird es bestimmt leichter für sie. Du hast ganz Recht. Das Ritzen bringt überhaupt nichts. Es lenkt die meißten Ritzer nur von den Problemen ab, aber es bringt keine Lösung. Ich persönlich sehe darin Verzweiflung und eine Art Hilferuf. Du hast erkannt, dass sie Hilfe braucht. Nur muß sie diese Hilfe auch annehmen wollen und das ist ein schwerer Weg. Zeige ihr weiterhin, dass Du für sie da bist und ich denke, so wirst Du sehr bald an sie herankommen.
Schläge in der Familie oder gar Prügeleien, wie Du es beschreibst, dürfen einfach nicht sein, da hast Du ganz Recht. Es ist sogar rechtlich verboten.
Wie gesagt, Du bist auf dem richtigen Weg, wenn Du ihr zeigst, dass Du für sie da bist. Annehmen muß sie es von sich aus und dafür braucht sie gewiss noch ein wenig Zeit um es zu lernen zu vertrauen.

Lieben Gruß.