Problem von Clarissa - 14 Jahre

Der Vater meiner Freundin

Hey,
meine Freundin und ich wir kennen uns schon seit Jahren, genauer gesagt seit dem Kindergarten. Wir haben bisher alle Hürden geschafft, bis auf die eine. Meine Freundin ist gebürtige Russin. Und letztes Jahr ist ihr Vater zurück zu seiner Frau nach Deutschland gezogen.
Seit diesem Zeitpunkt änderte sie sich vollkommen. Sie brach den Kontakt zu ihrem besten Freund komplett ab und auch zu mir wurde der Draht schwächer.
Sie hatte sich andere Freunde gesucht und ich dachte mir, es sei normal, dass man sich sozusagen "auseinanderlebt" hätten. Doch irgendwann bermerkte ich in ihren icq-Notizen eine ständige Depression (da stand: Wer in den Himmel schaut, der vergisst alles Iridische uns sowas) Also habe ich sie gefragt, was das bedeuten sollte und ob ich ihr irgendwie helfen könnte. Sie kam mir verwirrt vor und ich habe im Endeffekt nur herausgefunden, dass sie Probleme mit ihrer Familie hätte. Weiterdrauf eingehen konnte nicht, sie wieß mich sofort ab und machte zu.
Ich wollte mich damit nicht abfinden, es kam mir einfach alles so komisch vor. Also beschloss sie mal zu besuchen.
Als ich bei ihnen eintraf, war alles anders, alles komisch. Die Mutter die sonst immer freundlich und nett begrüßt hatte, stand nur abwesend da und sagte mir das Christina oben sei. Ich ging nach oben, doch Christina schien der Besuch unwohl zu sein. Sie sagte mir sie "dürfte" nicht drüber reden, zeigte mir aber einen Brief von ihr an ihre Mutter, den ich schnell lesen sollte, weil gleich ihre Freundin Asal käme.
Der Brief hat mich schockiert, es ging um Vergewaltiungen und Schläge durch den Vater. Sowas hatte ich noch nie erlebt! Ich wusste gar nicht wie ich reagieren sollte, doch bevor ich irgendetwas fragen konnte, klingelte es und ich wurde durch die Hintertüre rausgeschickt. Heute denke ich, dass es Asal, ihre iranische Freudin war.
Mir gings den Rest des Tages total schlecht, ich versuchte sie nochmal auf dem Handy zu erreichen, doch sie drückte mich immer weg. Erst am Abend nahm ging sie ran und sie reagierte komplett anders, als ich es mir vorgestellt hatte.
Sie meinte, dass wäre alles halb so wild und wer glaubt der würde das schon überstehen. Ich dachte mich trifft ein Schlag, okay wir sind beide gläubige Christen, aber sowas, sowas hätte ich mir nicht mehr vorstellen können. Ich versuchte sie zu überreden, mit Lehrern zu sprechen, aber ohne Erfolg.
An dem Abend kontaktierte ich einen gemeinsamen Freund, Darshan, mit dem Christina vor geraumer Zeit einmal zusammen war. Er hatte auch etwas mitgekriegt, doch auch er kam an Christina nicht mehr ran. Gemeinsam unterhielten wir uns mit Olga, ihrer Cousine, doch auch sie wieß ab.
Nachdem dies erfolglso geschehen war, rief Darshan bei Christina an und es ging so gar jemand dran, aber nicht Christina, sondern Asal. Wir hatten Konferenzschaltung so hörte ich alles mit. Darshan ist manchmal aufbrausend, dass stimmt, aber er hat lediglich gesagt, dass er Christina sprechen wolle, doch anscheinend stelle sie nur auf laut. Darshan schlug vor zum Jugenamt zu gehen oder zu anderen Organisationen, denn so könne es nicht weiter gehen. Auch ich meinte, dass wir doch für sie da seien, wenn sowas ist. Auf jeden Fall bekamen wir dann die Antwort von Asal, dass wir doch nur neidisch seien und man das so überstehen muss. Ich dachte ich höre nicht richitg, ne Vergewaltigung? Überstehen? Doch diese Empörung sprach Darshan als erster aus, bis Christina ihm mit einer Anzeige drohte, wegen Belästigung. Also eigentlich war das so das Asal flüsteterte: jetzt und erst danach fing Christina damit an. Uns wurde aufgelegt.
Okay, Asal kommt aus dem Iran, lebt aber schon länger in Deutschland und ich hatte nicht, das Gefühl, dass sie so Sachen wir Gewalt normal findet.

Unser Problem ist jetzt... wir wissen nicht was wir tuen sollen. Das Jugendamt wäre natürlich die beste Anlaufstelle, aber Christina müsste auch was sagen und es auch wollen. Wir möchten sie ja zu nichts zwingen. Vielleicht wisst ihr ja eine Antwort. Wäre total super.

LG

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Clarissa!

Schwierige Situation... Denn zum einen ist es so, dass man nur den Menschen helfen kann, die das auch wollen - aber zum anderen, dass man dieses Wissen nicht einfach ausblenden kann und zur Tagesordnung übergehen kann. Und ich denke, wir sollten handeln, wenn wir solche schrecklichen Dinge aus dem Leben eines anderen wissen. Ich wünsche Christina und auch euch, dass sie dann die Hilfe auch annehmen kann.

Ihr braucht mindestens einen Erwachsenen im Boot, denn ich denke, es ist für eure jungen Schultern einfach zu viel, zu schwer, zu mächtig. Da wäre der Weg zum Jugendamt. Ihr könntet aber auch 'kleinere Schritte' gehen und euch Eltern von euch anvertrauen, um mehr Unterstützung zu bekommen. Vielleicht sprecht ihr auch mit dem Vertrauenslehrer (geht ihr auf dieselbe Schule?) sprechen. Gebt die Verantwortung, die ihr so fest spürt, auch ein Stück an andere ab.

Alles Gute!
Dana