Problem von Mirco - 19 Jahre

Melancholie

Hallo.
zu beginn möchte ich sagen, das ich sagen, wie sehr ich die hier geleistete arbeit wertschätze. sowas ist nicht gerade selbstverständlich, und jeder sollte dankbar sein, das ihm oder ihr die möglichkeit gegeben ist, seine sorgen hier kund zu tun.

ganz generell gilt für mich, das ich eine für andere sehr seltsam anmutende sicht der welt habe.
ich versuche, eine situation so objektiv zu betrachten, wie es möglich ist, verfalle allerdings dann in auf eine sehr pessimistische einstellung zurück, frei nach dem motto "optimismuss ist purer informationsmangel".

ich bin idealist.
jedoch erschrecke ich jedes mal, wenn ich, wie aus heiterem himmel merke, wie schlecht unsere welt geworden ist/schon immer war, und genau das geht mir, besonders in letzter zeit sehr sehr nahe (als ich gesehen habe, das es auf dieser seite über 700 seiten mit themen wie unzufriedenheit, sexueller gewalt oder dergleichen gibt, war mir wirklich nach weinen zu mute, so lachhaft das vielleicht auch klingen mag)

es fällt mir in letzter zeit immer schwerer und schwerer, mir meine idealistische einstellung zu bewahren... die frage nach dem häßlichen "warum?" wirft sich wieder und wieder auf und schreit nach beantwortung...

ich bin derzeit in der 13. klasse eines gymnasiums, auf dem weg zum abitur.
in meiner freizeit, die in letzter zeit eigentlich zu kurz kommt, beschäftige ich mich mit meinen bekannten, dem pc oder schlicht und einfach mit fernsehen.
eine feste beziehung hatte ich bisher noch nicht.

gerade in letzter zeit fällt es mir schwerer und schwerer, mich für irgendetwas zu motivieren. perspektivenlosigkeit steht mir auf der stirn geschrieben.
dies soll nicht bedeuten, das ich nicht spontan oder der gleichen bin, nein, aber ich weiß einfach nicht, wozu ich mir all das, was mich tagtäglich bewegt antue.
ich beneide meine freunde, bzw, alle menschen, die genau wissen, wohin sie im leben wollen. wie schon geschrieben arbeite ich derzeit an meinem abitur, und meine motivation sinkt deutlich... jeden tag frage ich mich, wo ich eigentlich hin will.
es gibt eigentlich nichts, was ich wirklich "gerne" tue, einen großen traum oder ein ziel im leben habe ich nicht. bis heute kam mir dies immer gut vor - wer sich keine ziele steckt, kann auch nicht enttäuscht werden, wenn er sie nicht erreicht.

heute, am letzten ferientag der herbstferien, keine woche vor meinem vor-abitur ist mir allerdings aufgefallen, wie lächerlich, ja gradezu idiotisch das klingt, auch wenn ich nicht weiß, wie ich mir einen -realistischen- traum oder ziel erwählen kann.

ich versuche, jeden tag so zu leben, wie ich es für richtig halte, nichts zu bereuen, keine fehler zu begehen, die sich nicht geradebiegen lassen... aber mit dem heutigen tag erscheint mir dieses... vor-sich-hin-vegetieren doch zu wenig. ich weiß nicht, was ich will. ich habe immer gedacht, bis es so weit ist, ist noch genügend zeit, und das komplizierteste aller themen immer wieder verschoben. aber nun merke ich, wie mir die zeit, dieses kostbare kleinod, mehr und mehr durch die finger rinnt, wie sand, der duch ein sieb gegossen wird... ich weiß nicht, was ich tun soll.

ich habe mich mit vielen herkömmlichen informationen versorgt, berufs/studienberatung, das arbeitsamt, vorstellungsgespräche für dies und das, etc etc... aber trotz allem fühle ich mich, was meine zukunft angeht, einfach nur leer.
es erscheint mir sinnlos, mich auf etwas zu fixieren, das weiter entfernt liegt, als die nächste klausur, denn wer weiß, was sich bis dahin alles verändert...
dies soll nicht bedeuten, das ich angst vor der veränderung oder dem ungewissen haben, aber ich sehe mehr und mehr, wie mir meine fälle davonschwimmen... torschluss-panik...

wenn ich von meinen bekannten&freunden höre, sie hätten sich auf ein duales studium bei der bank beworben, oder sich beim bund auf x jahre verpflichtet, bin ich neidisch (auch dieser neid auf andere macht mir irgendwie zu schaffen)
und fühle mich frustriet, ja zurückgelassen.

ich habe immer gedacht, ich führe ein sorgloses und problemloses leben, auch in zukunft, "irgendwie wird das schon", natürlich, das hört sich kindisch an und ist eigentlich unangemessen für jemandem, der kurz davorsteht, zu entscheiden, wie es in seinem leben weitergehen soll...

aber das ändert nichts an der tatsache, das ich mir aus tiefster seele wünsche, auch einen traum, oder ein festes ziel zu haben, wie andere, und nicht bloß meine alibi-notlösung einer zukunft...

ich sehne mich nach einem fels in der brandung, nach etwas, an dem ich mich festhalten kann, wenn die strömung beginnt, mich davonzutragen, die sache ist nur die, das ich daran zweifle, ob dieser fels die Last meiner emotionalen sorgen wirklich aushalten könnte, wenn selbst ich dazu nicht stark genug bin.

genau aus diesem grund ist eine feste freundin als "fest" eigentlich keine wirkliche alternative. wie kann ich das was ich selbst nicht geregelt bekomme auf andere abwälzen...? das wäre egoistisch.

auch wenn geteiltes leid nur halbes leid ist, würde ich es keinem menschen wünschen, mit den selben moralischen konflikten und problemen konfrontiert zu sein wie ich, nichteinmal in ansatz.

vielleicht bin ich zu gleichgültig, das sei einfach mal so dahingestellt, aber ich sehe einfach nicht mehr den sinn darin, wirklich "alles" zu geben, da ich nicht weiß, wofür...

es gibt niemandem, der von mir abhängig wäre, daher bin ich auch niemandem verpflichtet, und es gibt niemanden, bei dem ich das gefühl habe, das ich ihm etwas schulde... nur diese Co-existenz, jenseits meines charakters in meinem alltag verzehrt mich auch dauer.

ich war, und bin, eigentlich immer der meinung gewesen, das letztenendes die guten gewinnen, obwohl ich da wohl durch meine erziehung vorbelastet bin, doch nun, je älter ich werde, desto unrealistischer erscheint mir das alles...
korruption, mord, totschlag, diebstahl, etc etc etc, sich weltweit an der tagesordnung. gerechtigkeit gibt es nicht, und mehr und mehr verschwimmen für mich die grenzen zwischen dem, was für mich "richtig" ist, und dem, was in der gesellschaft anerkannt wird...

leider funktioniert das leben nicht so wie im film&den büchern (eigentlich schade... die guten tun gute dinge, und die bösen tun böse dinge, die grauzonen verschwinden, alles wird einfacher...)

ich würde dieses problem eigentlich niemals jemandem anvertrauen - ich bin die schulter, an der man sich ausweint, und nicht der weinende- wobei es mir hierbei nicht darum geht, irgendwelche stereo-typen verhaltensmuster einzuhalten, sondern vielmehr das, was ich von mir selbst erwarte. ich bin es, der mit seinen eigenen problemen klar kommt, und niemand anderes, den ich damit belasen würde.

vielleicht habe ich auch einfach nur angst, vor der zukunft, wer weiß... vielleicht sehe ich das alles ZU skeptisch und pessimistisch. vermutlich missverstehe ich nur meine situation, wer weiß...

tatsache war, das es für mich so nicht weitergehen kann. ich muss etwas in meine, kargen und emotionslosen leben verändern, denn so, wie es jetzt ist, kann es auf lange sich nicht weitergehen.
ich weiß nur, das ich nicht davonlaufen werde. dies erscheint mir zum einen feige, und zum anderen sinnlos.



auch wenn der text durch viel editieren und hinzugefüge vermutlich ein kleines bisschen chaotisch gewordne ist, hoffe ich, das man ihn irgendwie verstehen kann.

puhh... tat gut, sich das mal von der seele zu schreiben.
ich bin mir bewust, das das kein geringes problem ist, und ich bin mir auch bewust, das die thematik alles andere als leichte kost ist, da ich psychisch ein bisschen... kompliziert bin.

danke auf jeden fall fürs lesen - das ist an sich schon mehr als ich erwarten kann.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Mirco!

Krieg und Gewalt in dieser Welt kann ich nicht schönreden und ich kann Dir das Warum dazu auch nicht erklären. Wenn ich etwas nicht verstehe, dann wohl das... Aber ich denke auch, dass Du Deinen Blick auf die Welt ein wenig verändern solltest. Du findest z.B. hier im Kummerkasten oder auch in den abendlichen Nachrichten eine Schreckenmeldung nach der anderen - vielleicht richtest Du Deinen Blick einmal mehr auf das Glück, das es ebenso in der Welt gibt. Die Meldungen dazu hört man nicht in den Nachrichten, sondern sieht sie im Alltag.

Geh einfach mal lächelnd über die Fußgängerzone Deiner Stadt - Du wirst auch Lächeln zurückbekommen. Schau hin, wieviele Menschen lächeln und lachen, wieviele ausgelassen. Und das nicht mit dem Gedanken: Die haben das, was ich suche, sondern mit einem: schau, das kann man also auch finden.

Sicher kann man nicht enttäuscht werden, wenn man keine Ziele verfolgt. Man geht Rückschlägen aus dem Weg - aber man nimmt sich auch das Gefühl des Erfolgs, des Stolzes auf sich und das Glück. Ich persönlich erlebe lieber eine Niederlage, als ganz auf die positiven Seiten der Ziele zu verzichten.

Wie Deine Ziele aussehen könnten, kann ich Dir natürlich nicht sagen. Eines ist das Abi. Deine Motivation schwindet im Moment und es könnte daran liegen, dass Du auch ein wenig Angst hast vor dem Danach. Bis jetzt war Dein beruflicher bzw. schulischer Weg vorgezeichnet; nun steht eine eigene Entscheidung an, die wichtig und groß ist. Ich denke, das darf auch Angst machen. Wo Deine Interessen und Begabungen liegen, kann ich über die Mail nicht herausfinden. Was kannst Du Dir für Dich vorstellen? Was ist Dir wichtig?

Gehe gezielt von den negativen Gedanken weg, sondern stelle Dir vor, wie es sein soll. Damit siehst Du vor dem inneren Auge auch die Ziele.

Wenn Du für Dich erkennst, dass aus der Melancholie eine Depression wird, dann scheue nicht zurück und spreche mit einem Arzt darüber.

Alles Gute!
Dana