Problem von Smulinko - 43 Jahre

Witwe und Witwer verlieben sich

Liebes Kummerkasten-Team,

ich bin seit 18 Monaten verwitwet (Unfalltod meines Mannes) und habe eine 5jährige Tochter. Vor 6 Monaten habe ich eine Mutter-Kind-Kur zur psychologischen Aufarbeitung und körperlichen Regeneration in einer Spezialklinik gemacht. In der Klinik habe ich einen Witwer mit 6 jährigem Sohn kennengelernt. Es war von Beginn an große Sympathie, wir haben alles gemeinsam unternommen. Unsere Verliebtheit haben wir uns erst am Ende der Zeit dort gestanden, da wir beide noch nicht wahrhaben wollten, daß es uns tatsächlich passiert ist. Problem: 640 km Distanz liegen zwischen uns. Wir haben uns zurück zu Hause sehr vermisst, täglich stundenlang telefoniert und beschlossen uns wiederzusehen. Ich war mehrmals mit meiner Tochter bei ihm, er mit Sohn bei uns und wir haben im Sommer 1 Woche Urlaub zusammengemacht. Er sprach sehr oft schon von unserer Zukunft, Heiraten, dem Wunsch noch eines gemeinsamen Kindes. Es passte einfach alles - auch die Kinder haben sich ineinander "verliebt" - sein Sohn fragte mich sogar, ob ich nicht seine neue Mama werden wollte. Unbewußt lastete dieser Druck einer schnellen Entscheidung des Zusammenlebens auf uns, auch da meine Tochter im nächsten Sommer eingeschult wird. Zuletzt war ich für 12 Tage bei ihm - wir wollten "Alltag leben"....es waren sehr schöne Tage. Nach meiner Abreise fiel er wieder (wie regelmässig) in ein Loch. Diesmal so sehr, daß er mir nach einem Gespräch mit seiner Psychologin mitteilte, daß er Angst hat, wieder zu lieben, da seine Ehe wohl mit sehr vielen Verletzungen verbunden war. Er sei wohl (noch) nicht bindungsfähig und könnte den entscheidenden Schritt nicht wagen, ohne mit andauernd mit seinen noch nicht verarbeiteten Altlasten zu verletzen. Er hätte Angst, mich nicht glücklich machen zu können. Ich war sehr schockiert und habe in meiner Panik ihn zu verlieren mit einem "Leb wohl" am Telefon reagiert, da eine Distanzbeziehung ohne Perspektive zum Scheitern verurteilt sei. Natürlich hat mir das fast das Herz gebrochen, als kein Widerstand von ihm kam. Wir haben aber wieder telefoniert und wollen uns in zwei Wochen das erste Mal ein Wochenende ohne Kinder gönnen, uns wiedersehen, obwohl er keine Verbindlichkeit wünscht- heisst: er möchte die Beziehung so weiterführen aber mir keine Versprechungen für die Zukunft machen. Dies ist natürlich die Kurzversion von allem. Aber wie soll ich jetzt damit umgehen? Vernünftig wäre: Zeit lassen, abwarten, ihn zur Ruhe kommen lassen. Aber das ist sehr schwer, da meine Gefühle sehr stark für ihn sind. Ich war schon vom großen Glück nach schwerem Schicksalschlag überzeugt. Ich müßte in jedem Fall zu ihm ziehen, da er einen eigenen Betrieb hat. Auch das hatte ich schon alles überlegt und beschlossen, dieses Risiko für meine Liebe zu ihm einzugehen. Wie kann man seine Reaktion erklären? Bei meiner Abreise haben wir beide noch geweint, er sagte: Fahr nicht und daß wir es beim nächsten Mal auf eine Schwangerschaft ankommen lassen sollten, um so das Schicksal herauszufordern und zu einer schnellen Entscheidung gezwungen würden... Wahrscheinlich haben wir uns beide zu sehr unter Druck gesetzt und er ist an den Erwartungen an mich und auch an sich selbst "zerbrochen". Was soll ich jetzt tun??

Danke für Euren Rat.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich kann Deine Sorgen und Befürchtung gut verstehen; aber leider kaum etwas tun, als Dir zu schreiben, was auch die Vernunft sagt. Lass ihm die Zeit, die er braucht. Er selbst erscheint mir ziemlich zerrissen. Auf der einen Seite hat er noch vieles aufzuarbeiten und auf der anderen, plant er die Zukunft, wünscht sich ein Kind mit Dir. Vielleicht fragst Du ihn einmal, ob er weiß, was ihm helfen würde, für sich selbst auch klarer zu sehen?

Führt er weiter die Gespräche mit dem Psychologen, um sich selbst näher zu kommen und auch leichter und schneller verarbeiten zu können? Mir scheint das ratsam.

Und noch einmal kurz zur Stimme der Vernunft: sagt es nur die Vernunft? ich denke, das Herz sagt sehr ähnliches, oder? Die neue Beziehung ist nicht so leicht, wie es sich anfühlte und wie es aussah. Aber ich denke, auch das Herz lässt gerne Zeit.

Du hast Dich innerlich schon sehr damit auseinandergesetzt, in seine Region zu ziehen. Ob Du das Risiko eingehen möchtest -auch in der jetzigen Situation- bleibt Deine Entscheidung. Vielleicht wird es für alle leichter, wenn euch nicht mehr die vielen Kilometer trennen? Getrennte Wohnungen und doch zusammensein können, wenn ihr es braucht. Natürlich gibt es das Risiko, dass es auch dann nicht funktioniert und er noch nicht so weit ist, eine Beziehung zu führen und sich ggf sogar trennt. Ob Du dieses Risiko tragen kannst und möchtest, wirst Du für Dich entscheiden müssen.

Alles Gute!
Dana