Problem von Anonym - 16 Jahre

Von einem extrem zum anderen

Hallo...

Wenn man mich im Alltag und in der Öffentlichkeit beobachtet, denkt man wahrscheinlich, dass ich der glücklichste und ausgeglichenste Mensch bin, da ich vor allem während der Schule immer fröhlich und gut gelaunt. Aber ehrlich gesagt weiß ich, dass ich zu sensibel bin und dass mich dieser Umstand in der Öffentlichkeit sehr schnell einholen kann, wenn am falschen Tag das Falsche passiert. Und genau das ist heute passiert...

Heute haben wir die Kleider, die wir in der Werkstätte produziert haben, der Vorständin des Faches präsentiert. An solchen Tagen bin ich schon angespannt, da ich irgendwie ein bisschen Angst vor dieser Frau habe und als wir dann alle in unseren Kleidern vor ihr gestanden sind wäre ich vor Aufregung am liebsten im Boden versunken. Jeder bekam Komplimente für sein Kleid und alles hat gepasst und als ich dann dranwar, hat sie mich auf einen Fehler hingewiesen und diese "Prozedur" ist immer ziemlich erniedrigend. (Das Kleid hat eine sehr aufwendige Schlitzverarbeitung und da hat etwas nicht gestimmt, dass mir aber unsere Fachlehrerin aber auch falsch angesagt hat.)
Das habe ich noch ausgehalten, aber der Umstand dass sie meine weitere Präsentation so unterbunden hat und mir nicht mal die Information hat zukommen lassen, ob mein Kleid jetzt gut aussieht oder nicht und dass meine Mitschüler weder etwas falsch haben, noch fehlende Informationen über das Aussehen ihres Stückes, zusammen mit ein paar privaten Umständen die mir in letzter Zeit das Leben schwer machen, hat mich das ganze viel schlimmer getroffen als eigentlich normal ist und nachdem wir wieder in unsere Werkstätten zurückgegangen sind kamen die Tränen einfach so heraus.
Eigentlich hätte ich intelligenterweise gleich den Weg auf die Toilette wählen sollen, aber vor lauter Dummheit bin ich den anderen einfach hinterher gegangen. Weil es mir endlos peinlich war, wegen einer solchen Lapalie zu heulen, hab ich mich unter den Tisch versteckt und zu den anderen gesagt sie sollten weiterarbeiten, was sei natürlich nicht getan haben. Ich bekam es nicht genau mit, aber sie versuchten mich aufzuheitern und weil das so lustig war, haben sie selbst die ganze Zeit gelacht und das hat in meiner Situation nicht so gut gewirkt. Deswegen bin ich dann eben nachträglich auf die Toilette gerannt um zu warten bis das weggeht und ich nicht mehr so fertig aussehe. Natürlich stehen 5 minuten darauf wieder einige Leute vor der Tür, die ich außer einer Person, die mich am besten kennt, verscheucht hab. Dann hab ich ihr erzählt, wie ich mich fühle, auch wenn ich weiß, dass sie nicht damit umgehen kann, da sie nicht so sonderlich sensibel ist, sie ist der erste Mensch mit dem ich darüber geredet hab, wie mich der Umstand mitnimmt, dass mein Urgroßvater (den ich sehr mag) bald sterben wird und alle nur darauf zu warten scheinen und das meine Mutter in letzter Zeit sehr gereizt ist, sodass wir wegen schlechter Laune und Temperament jeden Tag heftig streiten.

Aber die Freundin die sich das mitangehört hat, wusste natürlich auch keinen Rat und hat versucht mich zu beruhigen. In meiner ganzen Dummheit habe ich, als ich uns allein geglaubt hab, gesagt, dass ich meine Werkstättengruppe nicht sozial finde, weil mich das Lachen so aufgeregt hat, obwohl ich es nicht so gemeint habe, sondern eher auf die Situation bezogen. Auch wenn ich hinterher der Meinung bin, dass es wirklich lieb war, mich aufheitern zu wollen.

Aber falsch gedacht, anscheinend waren wir nicht allein, und dieser jemand der das mitgekriegt hat, ist sofort zur Gruppe gerennt und hat ihnen das gesagt und als ich 10 min später wieder halbwegs motiviert zurückgekommen bin war jeder sehr sauer auf mich. Dann habe ich die restlichen 2 Stunden sehr gekämpft deswegen nicht nochmal loszuheulen und hab mich dann vom Unterricht befreien lassen und bin nach Hause gefahren. Und ich weiß genau, was meine Klasse dann in meiner Abwesenheit gesagt hat... Dass ich mich unter den Tisch gesetzt hatte fanden sie übertrieben, wie soll ich ihnen sagen, dass ich mich geschämt habe? Wahrscheinlich würden sie es eh nicht einsehen. Sie sind böse, wegen dem was ich gesagt habe, aber wenn sie meine Entschuldigung nicht annehmen, werden meine Rechtfertigungen auch nichts nützen.
Und ein paar Leute der Klasse haben die Gelegenheit genutzt um sich auch über meine bessere Zeiten auszulassen, warum können sie mir nicht ins Gesicht sagen was sie stört?

Jetzt sitze ich hier im Elend und weiß ganz genau, dass es eine lange Zeit nicht mehr so werden kann wie früher, da fast keiner, diese Seite von mir gekannt hat und ich diesen Blödsinn gesagt habe. Alle meine Bezugsperson sind jetzt sauer auf mich und ich weiß nicht was ich machen soll, natürlich hab ich vor mich morgen zu entschuldigen, aber damit hat sich das noch lange nicht geklärt und selbst wenn es so wird wie vorher, was kann ich dagegen tun, das so etwas noch mal passiert und wie beherscht man seinen Tränenfluss besser? Bin ich ein schlechter Mensch, weil ich nicht anerkannt habe, was meine Gruppe für mich macht? Warum fühle ich mich jetzt so elend?
Bitte helft mir! Vielen Dank

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Weßt Du, viele Menschen ich schon hab weinen sehen? In passenden und 'gefühlten' unpassenden Situationen; Menschen, von denen ich wusste, wie nah sie am Wasser gebaut sind und Menschen, die ich jahrelang höchstens mit Lachtränen in den Augen gesehen habe. Und wieviele haben mich tränenüberströhmt auf einer eigentlich lustigen Party gesehen, weil für mich mal wieder alles schief ging oder mir die Last der letzen Wochen plötzlich einfach zu viel wurde und gerade in lustiger Runde so schwer wurde?

Tränen passieren und sind keine Dummheit; jeder vergießt sie mal. Nicht jeder kann immer jeden Grund nachvollziehen, aber ich denke, wir haben es alle schon einmal erlebt, dass viele kleinere und größere Dinge zusammen uns einfach zum Weinen bringen. Das geht nicht nur Dir so; das haben auch sicher einige Deiner Klassenkameraden schon erlebt.

Entschuldige Dich und sage ihnen, dass Dich im Moment viel drückt und dass da der Tadel der Lehrerin der Tropfen war, der das Fass zum Überlaufen brachte. Es war Dir peinlich, dass Du die Tränen nicht im Zaum hattest und es tut Dir Leid, dass Du in der Wut, die Du mehr auf Dich als auf die anderen hattest, die anderen beschimpft hast. Ich gehe davon aus, dass sie es verstehen - denn Deine Situation haben so und ähnlich schon fast alle mal erlebt.

Alles Gute!
Dana