Problem von Anonym - 14 Jahre

Zu hohe Selbstanforderungen,

Hallo wohl erstmal...

Ich denke am besten ist es einfach anzufangen, also:

Es sit nicht so, dass ich Probleme in der Schule habe, oder anderswo, im Hobbie (Sport/Klavier) zum Beispiel, aber jenachdem wie ich die Dinge betrachte bin ich entweder nicht "gut genug" oder "zu faul" - nie ist irgendetwas anderes. - Wenn ich in der Klasse höre "Jaaa ich hab eine 3-" dann frag ich mich wie man sich darüber freuen kann, denn im im Grunde ist mir nur eine 1 gut genug - oder eine 2. Ab da ist alles zu schlecht und genau so fühl ich mich dann auch, oder auch nicht. Eigentlich bin ich dann sauer auf mich selbst, so wie heute wo ich eine 3+ zurückbekommen habe (Englisch) und mache hunderttausend Vorwürfe, rede mit niemanden und reagiere auf alles einfach nur stumpf, lustlos und platt weil ich einfach total unzufrieden mit mir bin.

Ein generelles problem das ich habe ist einfach, dass ich keine Ahnung habe, was genau ich fühle. - Als würde ich nicht selbst fühlen, sondern nur so wie andere. Wenn andere Happy sind, bin ich das auch. Braucht eine Freundin jemanden der sie aufmuntert, dann spiel ich den Clown, lache viel und bring sie auch zum lachen. Ist jemand deprimiert oder Emotional am Ende, dann höre ich einfach zu, weil ich das nicht nachvollziehen kann - jedenfalls nichta us den Gründen die sie nennen: Familie, Freund, "Harmonie" - Die einzige Sache wegen der ich schlecht drauf sein kann ist Schule. - Hier und da und überall - ebenso kann ich mich nur richtig freuen, wenn ich gute Noten habe.

Jetzt sollte ich villeicht nicht so ganz vom Thema abweichen... Wie gesagt, das eine Problem ist, dass ich keine richtige Ahnung habe wie ich mich fühle und "wie" ich fühle und die andere ist halt, das mir das beste nur gut genug ist und das ich irgendwie das Gefühl hab, das schaffen zu müssen.

Der kleine Nachteil bei letzterem ist aber, dass ich zwar immer sage was ich schaffen muss, es aber eigentlich garnicht will. - Was im Grunde ein Widerspruch ist. - Wenn es da keine Eltern gäbe, die bei einer 3 einen tiereischen Terz machen und einem immer den 1-er Bruder vorhalten, der noch ine ein schlechteres Zeugnis als 1,6 hatte. Und das Demotiviert mich dann wieder, anders gesagt: Ich will etwas schaffen und will das Ziel erreichen, vom Weg habe ich aber keine Ahnung.

Und in den letzten Tagen (die wohlbemerkt sehr stressig und für mich an einen Weltuntergang (schulmäßig) grenzten) habe ich dann festgestellt, dass ich es absolut albern finde in irgendeiner Weise sich etwas anmerken zu lassen, zu weinen weil man total am Ende ist oder was auch immer. Zunächst steiger ich mich hinein und dann denke ich ganz simpel "Das ist albern" und fertig. - Dann frisst sich alles direkt wieder in mich hinein und bleibt auch hübsch da, bis wieder so eine Situation kommt und dann geht das wieder von vorne. - Das letzte Mal wo ich länger als ein paar Sekunden tränen in den Augen hatte, weil ich geweint habe war als meine Oma gestorben ist... (nachdem sie zweieinhalb Jahre im Wachkoma lag und ehrlichgesagt war es auch da nur kurz).

Generell fällt es mir aber - und das ist ja denke ich auch ersichtlich gewesen - schwer mit irgendjemanden über das zu reden was mich belastet, aber ebenso was mich freut oder so. - Ich passe mich Gefühlsmäßig ganz meinem Umfeld an oder gebe ihm das was es haben will. - Zumindest, wenn es Leute sind, die ich kenne, oder kennen könnte. - Aus dem Grund bin ich auch hier gelandet. Anonym, unpersönlich und irgendwie kann man dann doch darüber schreiben ohne dass es letztenendes jemanden juckt. (das heißt nicht, dass ihr eure Sache nicht ernst nehmt.)

Die prinzipielle Frage ist jetzt eigentlich, ob das in irgendeiner Weise normal ist, ob das absolut "krank" ist oder was auch immer, denn ich weis einfach nicht, wie ich damit umgehen soll.

Anwort von Andrea

Hey du

prinzipiell ist eine höhere Selbstanforderung nicht schlecht - erst wenn man seinen Ansprüchen nicht mehr gerecht werden kann, wenn man daran zerbricht und sich nicht mehr gut genug fühlt, dann wird es meiner Meinung nach kritisch.

Aus deiner Mail lese ich für mich heraus, dass du gar nicht solche hohen Anforderungen haben würdest, wenn nicht deine Eltern einen hohen Leistungsanspruch auch an dich setzen würden?!

Erfolg ist abhängig von dem, was man sich als Ziel gesetzt hat - vielleicht hilft dir das, um die anderen zu verstehen, warum sie sich über eine 3 freuen. Wenn sie sich als Ziel eine 3 gesetzt haben, und das erreicht haben - ja dann freuen sie sich darüber. Wenn man sich das Höchste als Ziel setzt, eine 1, und erreicht nur eine 3, dann ist logischerweise der Erfolg so nicht vorhanden und somit die Freude auch nicht.

Was war denn z.B. ein realistisches Ziel in dieser Englischarbeit? Wie gut bist du da normalerweise, wie leicht war es für dich eine bessere Note als die 3+ schreiben zu können? Weißt du, es ist wichtig, dass deine Ziele realistisch und umsetzbar sind - anonsten wirst du nie ein Erfolgsgefühl erleben können, weil deine Ziele zu weit entfernt liegen.

Hörst du denn manchmal in dich hinein, überlegst einmal für dich, wie du etwas findest? Es ist wichtig, dass du auf dich hörst, auf deine Gefühle, denn demnach weißt du auch nur, wie du etwas findest!

Bei dir scheint die Schule einen sehr hohen Stellenwert zu haben und das Leistugnsmotiv ist extrem ausgeprägt, so dass Schule und die Leistung alles andere, was sonst noch wichtig sein könnte, überschatten - kann das sein?
Warum ist nur das Beste gut genug? Was ist daran besser? Gibt es überhaupt das Beste, geht es nicht immer weiter - unerreichbar weiter? Wo ist ein Ende, wo ist es gut genug? Und denk mal nach, wie findest du Menschen, die alles können, die perfekt sind - würdest du solche mögen oder würdest du dir nicht unvollkommen im Vergleich mit ihnen vorkommen?

Vermitteln dir deine Eltern nur dieses Leistungsgefühl? KLingt für mich so, vielleicht wäre es gut, dass du ihnen mal erklärst, was dass in dir für einen Druck auslöst und du das eigentlich so gar nicht möchtest, sondern dass dir Durchschnitt gut genug wäre.

Man muss auch Gefühle mal raus lassen dürfen - sonst staut sich zu viel an! Du darfst weinen, wenn dir danach ist! Man kann es lernen für Gefühle offen zu sein und sie auch zulassen zu dürfen! Und Menschen, die ihre Gefühle nie zeigen, gelten oft als kalt und unnahbar, man weiß einfach nicht, wie sie wirklich fühlen und was sie denken - aber ganz erhlich: man kann es lernen Gefühle zuzulassen. Wichtig dabei ist, dass du es willst, dass du offen bist, auch mal unangenehme Gefühle zuzulassen!
Wenn du das Gefühl hast, alleine kannst du das nicht lernen, dann könntest du z.B. bei einer Beratungsstelle Hilfe bekommen.

Lg Andrea
und frohe Weihnachten!