Problem von Anonym - 17 Jahre

Leben als Model

Erst mal Hallo an das Kummerkastenteam.

Also das ist meine erste Frage an Euch, und ich bin mir fast ganz sicher, dass es sie noch nicht im Archiv gibt (hab schon gesucht).

Also ich hab eigentlich mehrere Fragen, bzw. Probleme.


Ich habe vor ca. 3 Jahren angefangen so Nebenjobmäßig als Model zu arbeiten, so mehr oder weniger erfolgreich. Anfangs fand ich das wirklich super, da das immer mein Traum gewesen ist. Meine Eltern konnte ich nach einiger Zeit auch davon überzeugen, und sie fanden es dann auch ganz klasse.
Ja diese Begeisterung ließ dann irgendwann nach. Und mittlerweile finde ich das ganze eigentlich nur noch belastend.
Ich glaube, dass meine Eltern das alles viel mehr wollen als ich. Sie haben anfangs viel Geld in die ganze Sache gesteckt, um mich nach Mailand, Paris etc. zu schicken, und wollen dieses Geld natürlich Stückchen Weiße zurückbezalt haben, was auch mit dem Modeln klappen würde.
Nur möchte ich das ganze eigentlich nicht mehr. Ich gehöre mir selbst gar nicht mehr, sondern der Modelagentur. Ich muss sie fragen, wenn ich meine Haare verändern möchte (was ich nicht darf), kann in den Ferien nichts mit Freunden unternehmen, und darf eigentlich nichts mehr selber bestimmen.
Dazu kommt noch, dass ich dadurch natürlich auch sehr schlank sein muss. Und daher nur gesunde Sachen essen darf, von meinen Eltern aus. Sogar meine Freundinnen meinen schon, dass meine Eltern es echt übertreiben in der Sache, denn ich muss ständig aufs Essen achten und mich wiegen. Oder abnehmen, wenn ich zugenommen habe.
Nun habe ich schon zweimal mit meiner Mutter darüber geredet, dass ich aufhören möchte. Beim ersten Mal konnte sie mich davon überzeugen, dass ich es noch einmal versuche. Aber beim zweiten Mal habe ich auf meinen Standpunkt beharrt, aber sie wollte mich nicht verstehen.
Was soll ich denn jetzt tun? Ich will meine Eltern nicht enttäuschen, aber möchte auch nicht weiter Modeln, auch wenn es mir manchmal Spaß macht, aber ich glaube, es ist nicht gut für mich.
Dazu kommt noch, dass ich glaube, seit ein paar Jahren eine Essstörung zu haben. Aber ich weiß es nicht genau. Ich habe mich schon über die Formen der Essstörungen informiert, habe aber nie wirklich in eine reingepasst.
Also ich bin 1.79m groß und wiege im Moment ca. 57kg, das ist ungefähr ein BMI von 17.7. Mein Gewicht schwankt aber immer ziemlich, denn ich finde mich definitiv zu dick. Vor ca. zwei Monaten wog ich 62kg und habe mich dann auf 55kg runtergehungert, in wenigen Wochen. Dann hatte ich einen Kreislaufzusammenbruch und habe wieder 2kg zugenommen, auf mein jetziges Gewicht. Dieses rauf und runter geht nun schon seit ein paar Jahren so. Ich bin einfach so unzufrieden mit mir. Mal esse und trinke ich zwei Wochen gar nichts und ekel mich vor dem Essen, und dann liebe ich es zu essen, und esse einfach alles. Dazu kommt noch, dass ich nur und immer an das Essen und Nichtessen denke. Und daran wie ich aussehe.
Mir geht es generell im Moment wieder sehr schlecht. Ich habe immer wieder Probleme in der Familie, da meine Mutter Depressionen hat und sie und mein Vater sich immer nur streiten. Oft geht es mir deswegen wirklich schlecht, und ich würde am liebsten weg rennen. Aber wie gesagt, mit meinen Eltern kann man über nichts reden, und ich will sie nicht enttäuschen.
Vor einem Jahr habe ich mich (leider) sogar einmal wegen meinem Gewicht geritzt. Ich habe zu der Zeit wieder eine Phase gehabt, in der ich nichts gegessen habe, und das ganze endete mit einem ziemlichen Nervenzusammenbruch und einem aufgeritzten Arm.
Und nun habe ich echt Angst, das was mit mir nicht stimmt. Ich möchte doch einfach gesund und glücklich sein. Aber das kann ich im Moment nicht, mir ist immer zum heulen zumute. Ich kann mich über nichts freuen und habe zu nichts Lust.

Ja also das wären meine Fragen und Probleme. Ich hoffe, dass Ihr sie alle beantworten könnt und mir helfen kann, ohne das ich mit meinen Eltern sprechen muss.

Schöne Grüße und ein schönes Fest wünsche ich Euch

Anwort von Sabine

Hallo!

In erster Linie solltest Du doch in dem Beruf als Model auch davon überzeugt sein zu modeln. Model, die den Job nicht lieben, liefern - so stelle ich es mir vor - nur halb so gute Arbeit, wie die Model, die mit Leib und Seele dabei sind und es lieben auf der Bühne zu stehen.

Sicherlich bist Du nicht mehr Bestimmer über Deine Frisuren und Kleidung in dem Job, denn Du sollst ja eine Agentur präsentieren und nicht Dich.

Wenn Du schreibst, dass Du angefangen hast zu ritzen, dann wird es eh bald Schwierigkeiten mit den Vermittlungsagenturen geben, denn wer vermittelt schon gerne ein Model mit vernarbten Armen. Denk mal darüber nach. Da Du aber schreibst, dass Du den Job eh nicht mehr machen möchtest, würde ich sagen, dass Du nochmals dringend mit Deinen Eltern sprechen solltest und ihnen nochmals versuchen solltest zu erklären, dass Dir das Modeln gar nicht mehr gefällt und Du einen anderen Beruf erlernen möchtest bzw. Deine Schule bzw. einen bestimmten Abschluss machen möchtest. Ein Beruf, den man nicht mag, angemessen gut auszuführen, wird super schwer und gerade beim Modeln werden die Chancen der Vermittlung sinken.
Vor allem höre auf Dich oder Deinen Körper dafür zu bestrafen, wenn es ein Problem gibt. Damit schadest Du Dir im Grunde nur noch mehr.

Ich kann Dir wirklich nur ans Herz legen mit Deinen Eltern über Deine Zukunft zu sprechen und ihnen nicht zu sagen, dass Du aufhören "möchtest", sondern, dass Du aufhören "willst". So verstehe ich es zumindest aus Deiner Mail. Sie können Dich nicht zwingen zu modeln und wenn es wirklich um abzuzahlende Schulden geht (falls sie es wirklcih fordern), dann gibt es auch andere Wege und Mittel um diese auszugleichen.

Um glücklich zu sein und Spaß am Leben zu haben, sollte man einen Beruf oder einen Weg wählen, auf dem man glücklich ist und auch Einsatz zeigen kann. Wenn es nicht Dein Wunsch ist dort weiter zu machen, dann sag es ihnen.

LG, Sabine