Problem von Anonym - 19 Jahre

Studienwechsel

Hallo,

ich studiere gerade Lehramt Gymnasium für die Fächer Mathematik und Geografie und bin jetzt am Ende des ersten Semesters.
Nach einiger Zeit habe ich jetzt gemerkt, dass es nicht der Job ist, den ich mein Leben lang ausüben möchte. Ich war anfangs wirklich überzeugt davon, zum mindest dachte ich das. Viele Menschen in meinem Umfeld sind Lehrer oder waren es und als ich mich dann auch für einen Beruf entscheiden musste und nicht wirklich wusste, was ich machen möchte, habe ich mich für Lehramt entschieden. Alle waren damit einverstanden. Es ist ein sicherer, solider Beruf mit gutem Gehalt. Da ich in Mathe in der Schule immer sehr gut war und dieses Fach mir Spaß gemacht hat, habe ich gedacht, ich könnte mich mit diesem Beruf anfreunden, weil ich ja auch gesehen habe, dass andere in meinem Umfeld mit Leib und Seele den Beruf ausüben. Die Leidenschaft für diesen Beruf fehlt mir allerdings und ich kann sie auch nicht "erlernen".
Ich merke, dass ich nicht glücklich bin mit meinem Studium. Ich war immer der Typ Mensch, der sich durchgebissen hat, aber der Biss fehlt mir hier einfach, weil ich mein Ziel nicht vor Augen sehe. Auch Mathe macht kein Spaß mehr, weil das Studium gar nichts mehr mit rechnen zu tun hat. Wir führen nur noch Beweise durch und das liegt mir überhaupt nicht. Ich nehme sogar an, dass ich die Klausuren nicht bestehen würde, wenn ich sie schreibe.
Auf der anderen Seite habe ich schon immer eine Leidenschaft für die Tourismusbranche gehabt. Ich war zu Hause immer diejenige, die die Urlaube geplant hat, die sich sachkundig gemacht hat, kalkuliert und durchgerechnet hat. Seit Jahren sammele ich Reisekataloge, egal ob wir dort hinfahren wollten oder nicht. Besonders viel Freude habe ich an Kreuzfahrten entwickelt.
Doch ich hatte immer Bedenken in diese Richtung etwas zu machen, weil meine Sprachkenntnisse nicht so gut sind und ich mich mit 16 bevor die Sek II angefangen hat, nicht getraut habe für ein Jahr ins Ausland zu gehen und danach wollte ich mich auf mein Abitur konzentrieren. Ich hatte bis zum Abitur Englisch und stand immer zwischen 2 und 3, habe aber in der Abiklausur eine glatte 2 geschrieben, jedoch auf Grundkursniveau. Außerdem hatte ich vier Jahre Französisch, aber habe das nach der 10. Klasse abgewählt und seitdem kein Wort Französisch mehr gesprochen, stand aber immer zwischen 1 und 2.
Außerdem wollten meine Eltern, hauptsächlich meine Mutti, nicht, dass ich in dieser Richtung etwas mache. Das hatte verschiedene Gründe:
1. Ich kann keine Familie gründen, wenn ich unterwegs bin und ständig reisen sollte
2. Ich könnte in gefährdete Gebiete geschickt werden
3. In die Richtung gehen viele, die vor allem im Sprachbereich besser qualifiziert sind, als ich. Die Chance dort Fuß zu fassen ist gering und wenn, dann nur als Reisekauffrau oder ähnliches und bei dem Job ist
4. das Gehalt ziemlich gering und ich bin ja ein Typ, der nicht nur arbeiten gehen will, um mal gerade so meinen Lebensunterhalt zu verdienen, sondern mir auch etwas leisten möchte, wie z.B. Reisen oder Kino oder Musical etc.
Das sind natürlich alles berechtigte Einwände und diese habe mich sehr beeinflusst, sodass ich mich damals dagegen entschieden habe.
Jetzt, da ich merke, dass mir der Lehrerberuf nicht wirklich liegt, ist der Wunsch, in diese Richtung beruflich etwas zu machen, groß. Doch jetzt sind noch mehr Probleme da.
Wenn ich den Studiengang wechseln würde, müsste ich hier alles aufgeben. Ich habe mir hier alles aufgebaut, vor allem eine wunderschöne Wohnung, die mein Vater komplett renoviert und ausgebaut hat und in der ich mich sehr wohl fühle. Die Studiengänge sind nur in anderen Städten möglich, die zu weit von hier entfernt sind, um hier wohnen zu bleiben.
Es gibt so viele Unsicherheiten, wenn ich hier alles aufgebe, nicht zuletzt, ob ich überhaupt einen Studienplatz bekomme mit meinen Sprachkenntnissen und das alles auch noch finanzierbar ist. Ich weiß einfach nicht, wie ich mich entscheiden soll.
Ich habe mit meinen Eltern schon über einen evtl. Wechsel gesprochen, aber ihnen gefällt das überhaupt nicht. Seitdem machen sie sich Sorgen, schlafen nicht mehr gut und verkraften das alles nicht. Aber ich wollte ihnen doch damit nicht wehtun, weil ich sie sehr lieb habe. Mein Vater hat sich so viel Mühe gemacht, damit es mir hier gut geht und jetzt kann es sein, dass ich nach gerade Mal einem halben Jahr wieder von hier wegziehe. Ich habe das Gefühl, dass das Glück aller Menschen, die ich lieb habe, von meiner Entscheidung abhängt. Wenn ich diesen Studiengang weiter mache, geht es mir nicht gut und damit auch ihnen nicht, weil sie mich glücklich sehen wollen. Wenn ich von hier weggehe, dann ist es ungewiss, was aus mir wird in dieser Branche. Dadurch geht es meinen Eltern und einer guten Freundin von mir schlecht und ich kann auch noch nicht abschätzen, wie es mir ergehen wird, obwohl ich weiß, dass mir dieser Job viel mehr Spaß machen würde, aber nicht, ob ich damit eine gesicherte Zukunft habe. Ich weiß nicht, ob ich dieses Risiko eingehen kann und ob ich alle so enttäuschen kann. Es war immer so, dass ich das Glück anderer vor meines gestellt habe, weil ich ihre Erwartungen nie enttäuschen wollte. Das hätte mir am meisten wehgetan.
Warum musste das alles so kommen? Wie soll ich mich denn bloß entscheiden?

Lg

Anwort von Andrea

Hi

ich hatte ein ähnliches Problem vor 2 Jahren. Ich hab Mathe, Phyisk und Geographie auf Lehramt (Gymi) studiert aber abgebrochen nach zwei Semester: kein Spaß mehr an Mathe und Physik - obwohl Lehrer immer mein Traumberuf war.
Jetzt studiere ich Psychologie. Dies in einer völlig anderen Stadt, die höheren Kosten decke ich durch Nachhilfe geben bzw. arbeiten, manche Leute können auch Bafög beantragen!

Ich denke für dich ist es wichtig, dass du dich informierst über mögliche Alternativen, dir selbst darüber klar wirst, was du willst und was am Wichtigsten ist, das tutst, worauf die Lust hast, denn weder das Studium noch der Beruf wird dann möglich sein, wenn du es nicht magst! Tu das, was du willst!