Problem von Vera - 15 Jahre

Ritzen & Religion

Hallo,
also ich habe schon mal hier was geschrieben, damals kam nie eine Antwort, aber ich versuchs nochmal...

Zu erst will ich mal kurz "meine Geschichte" etwas erzählen, damit Sie verstehen, was los ist.
Es fing an, als meine Eltern sich getrennt haben, damals war ich gerade 12, es war furchtbar und ich dachte / denke immer das es meine Schuld war!
Meine Mum hat es uns am 10.1.2006 gesagt, einen Monat später habe ich mich dann zum ersten Mal geritzt, nur leicht, ganz oberflächlich, es tat sehr weh, und ich habe es nicht wieder gemacht.

Aber es ging mir immer schlechter, ich wurde regelrech depressiv.
Ich kam mit den Veränderungen nicht klar, vor allem mit dem Umzug (ich wollte bei meinem Dad bleiben, MUSSTE aber mit zu meiner Mum).
Ich hatte nie gewollt das es SO wird!

Es ging mir immer schlechter, und im nachhinein weiß ich wirklich nicht, wie ich solange überlebt habe.
Ich weiß das es in der heutigen Welt total normal ist, das Eltern sich scheiden lassen, aber ich komme damit trotzdem nicht klar...

Ich zog mich immer mehr zurück, meine Noten wurden schlechter und ich bekam starke Schlafstörungen ( konnte abends nich einschlafen, und war morgens dann total übermüdet).

Dennoch schaffte ich es irgendwie bis Herbst 2007 klarzukommen.
Doch dann, als wir aus dem Urlaub mit meinem Dad und seiner neuen Freundin zurückkamen, ging es los.
Ich wollte nicht, dass alles wieder so wird wie vorher, es hatte mich alles so fertig gemacht, ich war total müde, weil ich auch in den Ferien nicht schlafen konnte...

Nach den Ferien fing ich dann an mich "richtig" zu ritzen, und es tat gut, es half mir durch schwierige Situationen, es war als wenn man Luft aus einem vollgepumpten Reifen lässt, es war so beruhigend.
Es tat so gut, dass ic hes 4-5 Mal pro Woche machte.
Ich hätte es auch öfter gemacht, aber ich bin Schwimmerin, also so mit Wettkämpfen etc. da war das Risiko zu groß, das jm. die frischen Wunden sah.
Aber es ist NIE jemandem aufgefallen, was mich in meiner Annahme, das ich unwichtig und allein war bestärkte.

In den Ferien machte ich 5-6 Mal pro Woche.
Am Anfang half es mir, aber es wurde zur Sucht, auch wenn es mir Mal nich ganz so schlecht ging, musste ich ritzen, weil ich dachte das es meine Pflicht ist.

Ich machte es die ganze Zeit, und in den Sommerferien 2008 wurde es dann ganz schlimm.
Mir ging es so schlecht, ich hatte durchgehend Kopfschmerzen, konnte nicht schlafen, und es ging mir einfach nur schlecht...obwohl doch Ferien waren!!
Da fing ich an, mir zu überlegen mich umzubringen, ich konnte einfach nicht mehr!

Ic hfing in den Ferien an Abschiedsbriefe zu schreiben, an meinen Dad, Mum, meine Schwestern, meine Freunde etc.
Und dann, als die Schule ca. 2 Wochen wieder angefangen hatte, versuchte ich es.

Es war ein Freitag, meine Mum war arbeiten und ich in meinem Zimmer.
Ich hatte mir zwei Packungen Schmerztabletten geholt, legte die Abschiedsbriefe zurecht und schluckte die Pillen ( ca eine Hand voll).
Ich war so dumm, ich hatte nie geguckt wie so was funktioniert, ich legte mich in mein Bett und wartete darauf zu sterben.
Mir wurde schlecht und das wars dann...ich lebte, abends kam meine Mum wieder und alles war wie immer.

Ich hasste mich so sehr, dafür das ich mich nicht mal töten konnte...
Ich konnte nicht mehr, ich hielt mich für so unfähig.
Ich schmiedete einen neuen Plan, ein paar Wochen nach meinem 15 Geburtstag versuchte ich es nochmal, diesmal versuchte ich mir die Pulsardern aufzuschneiden.
Es war wieder ein Freitag, ich hatte neu Abschiedsbriefe, und fing an direkt über der Ader zu schneiden, es tat nicht weh, ich kanntedas schon vom ritzen.
Und es blutete, so stark, ic hdachte ich hätte es geschafft, aber nach einiger Zeit hörte es auf.

Als meine Mum undmeine Schwestern nach Hause kamen, war alles wie immer.

Durch einige glückliche Zufälle las ich etwas später etwas im Internet, dort erzählte ein Mönch, das es ihm auch mal sehr schlecht gign, das er dann aber den Glauben gefunden hatte usw.

Also versuchte ich das auch, ich fing an zu beten, keine Gebete, ich erzählte Gott einfach was mich so fertig machte und bat ihn um Hilfe.
Das war die Nacht, in der ich das erst Mal wieder schlafen konnte, es tat so gut, das ich es von da an immer tat, und ich fing auch an in der Bibel zu lesen.

Es half mir, nach einem Gespräch mit einem Pfarrer fing ich auch an in die Kirche zu gehen, um mehr über den Glauben herauszufinden.
Ich bin evangelisch und auch konfirmiert, aber vorher hat mich das nie interessiert, und ich habe Gott oft verleugnet.
Es hat sich einiges geändert, und zu Zeit denke ich darüber nach, nach dem Abi Nonne zu werden....
Ich lernte mehr über den Glauben, ging in eine kath. Kirche und betete sogar den Rosenkranz, für den Pfarrer war das Okay.

Es hat mir sehr geholfn, 3 Monate lang ging es mir wirklich gut, aber seit Anfang Januar, sind die Gedanken ans Ritzen wiedergekommen.
Ich fühle mich wieder müde, also kann nicht schlafen und habe vor 3 Tagen wieder angefangen mich zu Ritzen, beten hilft mir zu Zeit auch nicht, und die Bibel auch nicht.

Es ist i.wie wieder wie früher...
Aber ich will das nicht mehr! Ich habe meiner Mum vor 2 Monaten alles erzählt, auch das ich nun an Gott glaube etc., ic hkann ihr nicht sagen das es wieder losgeht, das würde sie nur entäuschen weil ic hihr versprochen habe, so was nie mehr zu machen...
Ich habe echt niemanden dem ich das sagen kann, ohne das er enttäuscht sein würde, also bitte helfen Sie mir!
Ich will nicht das es wieder SO wird!

Zu dem habe ich Angst, auch wenn es doof klingt, das Gott auf mich "sauer" ist, zum einen weil ich versucht habe mich umzubringen, aber auch, weil ich mich wieder ritze und dem Verlangen danach nicht standhalten konnte,...ich will doch eine gute Christin sein....

Bitte helfen Sie mir!

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Vera!

Zum Thema Ritzen findest Du unzählige Beiträge im Archiv; daher werde ich speziell darauf jetzt nicht eingehen. Ich würde mich ohnehin nur wiederholen...

Der Gott, an den Du glaubst, ist er ein guter, lieber, gütiger Gott? Meiner ist es; er ist nicht nachtragend und kann leicht verzeihen. Horch einmal in Dich hinein, ob Dein Gott wirklich sauer und böse auf jemanden sein kann, dem es eine Zeit lang sehr schlecht ging und der keinen Ausweg gesehen hat. Kann man das jemanden vorwerfen? Kann Gott das Dir vorwerfen? Wie gesagt, ich denke nicht.

Ich finde es sehr mutig und stark, dass Du all das Deiner Mutter erzählen konntest. In Dir scheint ein starkes Mädel zu stecken; auch wenn Du es in letzter Zeit nicht so ganz wahrgenommen hast. Es muss da sein. Und auch jetzt solltest Du wieder diesen Mut sammeln und Deiner Mutter erzählen, dass die Gefühle zurückkommen, dass es Dir wieder so schlecht geht und dass Du Hilfe brauchst. Es wird sie nicht enttäuschen. Vielleicht wird es sie ängstigen und sorgen; sie wird sich vielleicht fragen, ob sie es hätte erkennen müssen. Aber das ist weit weg von jeder Enttäuschung. Sie bekommt Dein Vertrauen geschenkt; das kann nicht enttäuschen. Und die Sorge ist in diesem Fall normal, oder? Denn sie ist berechtigt. Wenn es jemanden, der einem so fest im Herzen ist, schlecht geht, sind Sorgen und Gedanken darum normal und sogar wünschenswert.

Du wirst Hilfe und Unterstützung bekommen, um wieder voll und ganz glücklich zu sein. Und genau das wünsche ich Dir.

Alles Gute!
Dana