Problem von Anonym - 39 Jahre

Dramatischer Ehestreit meiner Eltern

Hallo liebes Kummerkasten-Team,

nach langen überlegen, möchte ich mich heute an Sie wenden, da mir die Sorgen um meine Eltern langsam über den Kopf wachsen.
Meine Eltern sind über 40 Jahre verheiratet und je länger diese Ehe dauert, so dramatischer sind die Streitigkeiten. Es werden sich aus meiner Sicht an Kleinigkeiten hochgezogen und daraus entsteht ein Streit, der derzeit mit Handgreiflichkeiten gegenüber meiner Mutter endet. Die Streitigkeiten meiner Eltern sind eigentlich jahrelang bekannt und kommen nur dann, wenn mein Vater, welches er bereits ebenfalls jahrelang macht, Alkohol trinkt und am anderen Tag nicht mehr weiß, was er gesagt oder gemacht hat. So war es auch diesmal. Es ging darum, das meine Mutter den Abendbrotstisch NICHT gedeckt hat und daraus machte mein Vater ein Drama, der dann mit Vorwürfen, wie: er wird bevormundet, man bestimmt über ihn usw. kurz endete. In seiner Wut legte er die Hände um den Hals meiner Mutter und meinte nur: "Ich will dich leiden sehen". Er ließ dann doch davon ab, weil er vielleicht in seinem Suffkopf wußte was das für Folgen hat.
Über die ganzen Jahre hinweg gab es Streitsituationen, die aber NIE so endeten. Als kleines Kind, so kann ich mich noch genau erinnern, habe ich mich mehrmals zwischen meinen Eltern gestellt, damit nichts passiert.
Die o.g. Aussagen habe ich von meiner Mutter!
Ich weiß, man sollte beide Parteien zu diesem Streit hören, jedoch kann man mit meinem Vater nicht vernüftig reden, er rastet gleich aus und gibt sowieso immer den anderen Schuld. Zum Streit gehören immer zwei, denn ohne Fehler ist keiner, jedoch ist es auch schwer mit den "Macken" meiner Mutter umzugehen, aus meiner Sicht. Diese kennt er jedoch bereits seit Jahren. Über die Macken zu reden, gibt es nicht, da der andere, egal wer, gleich beleidigt ist. Ich bin auch verheiratet und manchmal stört einem die Fliege an der Wand, ABER ich kann meinem Ehemann auch mal meine Worte sagen, ohne das er ausrastet und ich finde das sollte auch sein. ODER?
Mein Vater teilt mit seinen Worten immer aus, aber einstecken kann er keine Kritik.
Ich liebe meine Eltern sehr, da ich eine glückliche Kindheit eigentlich hatte und leide daher sehr unter der jetzigen Situation. Ich möchte den beiden helfen, da sie mir sehr wichtig sind und kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass sie getrennte Wege gehen.
Meine Eltern können nach "aussen" hin so tun, ob alles i.O. ist, aber in wirklich ist es eben nicht so und damit kann ich nicht umgehen.
Bei meinen Eltern ist derzeit totale "funkstille", kein einziges Wort, der Vater sitzt in der Stube, die Mutter im Gästezimmer. Gemeinsames Essen gibt es nicht mehr. Meine Mutter ißt seit Freitag, den 16.1. NICHTS mehr, habe das Gefühl das sie sich aufgegeben hat.
Andererseits denkt meine Mutter über eine Trennung nach, jedoch akzeptiert mein Vater dieses nicht, auch nicht wenn es für kurze Zeit wäre, danach wäre es noch viel schlimmer für meine Mutter. Eine Therapie für beide ist aus Sicht meines Vater nicht nötig, denn ändern müßte sich nur meine Mutter.
Liebes Kummerkasten-Team, ich habe Angst, das irgendetwas passiert und dann ???? Hilfe meinerseits nehmen beide nicht an! Letztes Jahr war eine ähnliche Situation und da habe ich meinen Eltern einen Brief geschrieben, um beiden zu sagen, was sie evtl. falsch machen bzw. evtl. besser machen könnten. Leider hat dieser Brief nichts genützt. Es kann so nicht weiter gehen, aber ich weiß auch nicht, wie es weiter gehen soll!!!
Vielleicht können Sie mir einige Tipps geben, wie ich mit der Situation klar kommen soll.

Mit freundlichen Grüßen
eine Altmärkerin

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Eine sehr schwierige Situation... und das aus vielerlei Gründen. Zum einen die Ehesituation an sich und zum anderen eben auch, weil Du das Problem letztendlich nicht lösen kannst. Du kannst die Ehe Deiner Eltern nicht verändern; das können nur sie selbst. Natürlich verstehe ich, dass Du es nicht einfach laufen und passieren lassen kannst.

Eltern nehmen von ihren Kindern (egal, wie erwachsen sie inzwischen sind) nicht immer gerne einen Rat an. Vielleicht hat deshalb Dein Brief keine Früchte getragen? Hast Du es mal über den Weg versucht, ihnen zu erzählen, wie sehr Du selbst leidest? Wie sehr Dich ihr Streit und ihr Verhalten verletzen und belasten? Das kommt bei Eltern viel eher an; denn sie bleiben Eltern, die sich wünschen, dass es dem Kind gut geht.

Dein Vater ist absolut gegen eine Therapie und fachliche Hilfe, weil sich ja nur Deine Mutter ändern müsste? Sicher ist diese Sicht falsch; denn Streit entsteht so gut wie immer auf beiden Seiten und jeder hat dazu seinen Beitrag. Aber es kann ein guter Anfang sein, wenn Deine Mutter sich entschließt, erst einmal etwas für sich zu tun. Sie kann die erste sein, die die fachliche Hilfe in Anspruch nimmt, um für sich zu sorgen. Ob Dein Vater später in dieses Boot einsteigt (z.B. durch Paargespräche, die in einer Therapie sehr häufig angestrebt werden) bleibt offen. Aber sie wird für sich wieder einen festen Stand bekommen und für sich Entscheidungen treffen.

Wenn diese Entscheidung lautet, dass sie sich trennen will, um wieder glücklich zu sein, dann tut das sicher auch weh. Aber wenn es der Weg ist und kein anderer möglich ist, ist es auch ein guter. Auch Du würdest damit aus dem Strudel gezogen werden. Ich weiß, es ist nicht das, was Du Dir wünschst - aber wie gesagt, die Entscheidungen und Veränderungen liegen bei Deinen Eltern.

Alles Gute!
Dana