Problem von Sammy - 18 Jahre

Beziehung noch zu retten?

Mein Problem ist ein wenig umfangreicher, obwohl ich das Wort "Problem" in dem Zusammenhang nicht wirklich gut finde.
Ich bin seit 2 Jahren mit meinem Freund zusammen und in letzter Zeit läuft es nicht so toll.
Es fiel mir schon immer schwer anderen zu vertrauen und ich bin, was meinen Freund angeht, ziemlich eifersüchtig. Dazu kommt, dass er vor mir ebenfalls 1,5 Jahre eine Beziehung hatte und dieses Mädchen des öfteren betrogen hat.
Sein Freundeskreis besteht außerdem zu 90% aus Mädchen.

Leider versteht er mich in dem Fall überhaupt nicht und ich rede bei dem Thema immer mit einer Mauer - wenn nicht schlimmer. Er gibt mir, wenn ich ihm sage was mich stört, immer das Gefühl als würde ich völlig überreagieren und ist total genervt. Das macht mich nicht nur wütend sondern auch sehr traurig und ich fühle mich unverstanden. (wenn er zu mir sagt er hat keine zeit und ich ihn nachmittags anrufe und das mädchen bei ihm im zimmer sitzt, mit der er seine ex zig-mal betrogen hat, finde ich mein mißtrauen nicht unberechtigt, vor allem wenn er seit 2 jahren [angeblich] keinen kontakt zu ihr hatte.)
ich hatte noch nie so eine lange beziehung und sonst keine engen freunde, weil mir eben das vertrauen so schwer fällt, und deswegen habe ich große angst ihn zu verlieren. ich sage ihm das auch, aber er meint, diese angst wäre unberechtigt.

er geht auf oft abends weg, schon auch mal unter der woche. in den letzten 2 jahren hat er mich aber höchstens 5 mal mitgenommen. ich weiß, dass er jedes mal sehr viel trinkt, soviel dass er sich übergeben muss. jedes mal übergeben ist nicht übertrieben und das versteh ich überhaupt nicht. er wird immerhin bald 20. natürlich sind seine begleitungen beim fort gehen mädchen. er wohnt auf dem land und das fort gehen passiert dann in der stadt. 2 std von seinem zu hause entfernt und ein heim kommen is da nachts nicht mehr. kein heim kommen > nur mit mädchen unterwegs > wo schlafen!?
es spielen also immer viele faktoren mit, die mich verunsichern und ich sitze dann jedes mal zu hause und bange die ganze nacht, weinend, was er da wohl tut. ich weiß es nicht, ich werde ja so gut wie nie mitgenommen.

in letzter zeit ist er nur noch schlecht gelaunt. er hat ziemlich stress in der schule, weil er heuer maturiert und ich gebe mir größte mühe, ihn zu unterstützen und mir seine launen nicht zu herzen zu nehmen. ich verwöhne ihn mit massagen, höre ihm zu und mache ihm mut, dass er das alles schaffen wird. bei den kleinsten kleinigkeiten tickt er aber schon aus. letztens war er total sauer, weil ich beim musik hören im auto ein lied weiter gedrückt habe, das er hören wollte und ist richtig laut und aggressiv geworden (nicht körperlich aber in worten). er hat dann auch gesagt, dass ich ihn ständig provozieren würde und ich bin mir vorgekommen wie im falschen film. wir küssen uns auch viel seltener und seine sexuelle lust, die sonst immer stark da war, ist auch geschwunden ? müdigkeit sagt er ? aber fort gehen kann er.

ich war immer, trotz streitigkeiten zwischendurch, überglücklich mit ihm aber seit 2-3 monaten kann ich nicht mal mehr mit sicherheit sagen, ob wir in 3 wochen noch zusammen sein werden. ich will die beziehung nicht beenden, aber ich halte es so einfach nicht mehr aus.
ich bemühe mich so sehr, auch was meine eifersucht angeht, aber ich bekomme einfach nichts zurück. ich fühle mich, als würde ich gleich platzen. ich könnte immer einfach los heulen, weil ich den druck nicht mehr aushalte und er so reizbar ist. ich wünsche mir nur ab und zu etwas liebe, aber wenn ich ihm das sage, meint er ich bekomm sie eh, würde es aber nicht merken. ich glaube er sieht mich als selbstverständlichkeit an und das verletzt mich sehr. ich versuche mich immer extra schön für ihn zu machen, damit ich wenigstens ein kleines kompliment bekomme, aber er nimmt das gar nicht wahr. ich habe ihm gesagt dass das das so nicht mehr geht, aber er hat gesagt es is doch alles ok und er würde mich lieb haben/lieben. nächste woche haben wir unseren 2.jahrestag und ich würde so gerne positiv in die zukunft schauen. ich schaffe es nur einfach nicht mehr.
seit gestern versuche ich ihn jetzt auf abstand zu halten, aber es fällt mir so unglaublich schwer und ich muss mich pausenlos dabei erwischen, wie ich vor meinem handy, auf ein zeichen vom ihm warte. ich weiß auch nicht, ob er überhaupt versteht, dass zwischen uns etwas nicht passt. manchmal kommt es mir vor, als würde er das alles nur verharmlosen.
ich stehe vor einer kreuzung und weiß nicht, welcher weg der richtige für mich ist!

Anwort von Shanina

Hallo Sammy,

ich denke Vertrauen ist das Fundament einer Beziehung, aber du hast viele (meiner Meinung nach berechtigte) Zweifel. Wenn ich mich in deine Lage hineinversetze, würde sich der Weg in zwei Wege aufgabeln, zwischen denen ich mich entscheiden müsste. Links oder Rechts. Aber so weiter wie im Moment - wie du selber sagst - geht es nichtmehr. Eine Entscheidung bringt immer eine Veränderung. Und Veränderungen sind sehr wichtig wenn man nicht glücklich ist. Der Weg nach links wäre vielleicht der Versuch sich selbst zu überwinden und zu sagen "Ok, ich vertraue ihm". Das klingt schwer, ist auch schwer - aber besser als ständig den Zweifeln nach zu hängen und aus seiner inneren Mitte zu geraten. Besser, als ständig die Liebe anzuzweifeln und stückweise zu zerstören. Du scheinst ihn schon sehr oft gefragt zu haben, aber er hat dir versichert dass deine Angst unberechtigt ist und er dich liebt. So oft, dass es ihn scheinbar schon nervt. Glücklich und überzeugt bist du trotzdem (noch) nicht. Es wäre der Weg zu versuchen diese Beziehung zu retten und wieder zu vertiefen. Du hast (wie ich rauslesen kann) Wünsche, z.B. öfters mit ihm weggehen - statt alleine daheim zurückzubleiben, mehr gemeinsame Aktivitäten, mehr gegenseitige Liebe und Zärtlichkeit, Bedürfnisse die in jeder Beziehung vorhanden sind. Daran kann man arbeiten, aber eines ist meiner Erfahrung nach ganz wichtig. Es müssen beide Seiten wollen - beide Partner. Ein einseitiger Versuch die Beziehung zu "retten" funktioniert nicht dauerhaft. Dass solltest du dann deinem Freund klar machen - dass es so nichtmehr weitergeht und du euch die letzte Chance geben möchtest etwas zu ändern, aber dass er mithelfen muss. Wenn ihm diese Beziehung wichtig ist und er dich liebt und er merkt dass alles auf der Kippe steht ist normalerweise der Punkt erreicht wo der Partner aufwachen sollte und realisiert dass eben nicht alles nur "harmlos" ist. Wenn er das bemerkt und mit dir zusammen um eine Zukunft kämpfen würde, hättet ihr bestimmt eine Chance dass ihr beide miteinander glücklich werden könnt.

Der Weg nach Rechts wäre der Weg alleine. Das klingt hart und eine Trennung ist immer wie ein kleiner Tod, aber eines ist sicher nicht zu leugnen - man kann mit der Situation (endlich) abschliessen.. einen Schlussstrich (für sich selbst) ziehen und sagen man findet einen neuen Weg und macht das beste daraus. Je schöner so eine Beziehung war, desto schwieriger fällt es sie zu beenden. Aber glückliche Zeit ist nie ganz verloren - man trägt es immer als eine schöne Erinnerung in sich. Das ist wertvoller als um etwas zu kämpfen, das vielleicht aussichtslos ist und nach und nach an Wert und Schönheit verliert. Denke daran, man ist wieder offen für neues, für Freunde, für Hobbys, für sich selbst. Du könntest deine eigenen Wünsche und Bedürfnisse für dich selbst wieder erfüllen. Du müsstest nichtmehr "kämpfen", nichtmehr auf "Zeichen warten" und Sorgen machen wo er ist - was er macht, nichtmehr weinen und dich nichtmehr sorgen.

Versuche auf dein Herz zu hören und versuche dich zu entscheiden welchen Weg der "Kreuzung" der bessere für dich ist. Diese Antwort kann dir leider keiner geben ausser du dir selbst. Vielleicht hilft es dir, wenn du dir auf Papier eine Art Pro- und Contra Liste erstellst. Versuche dir klar zu werden ob eure Partnerschaft noch eine Chance hat (und ob dein Freund diese Chance nutzen wird) oder ob du "frei" sein möchtest, unabhängig von ihm glücklich werden möchtest, und mit eurer Beziehung abschliessen.

Wege entstehen dadurch, dass man sie geht.


Lieben Gruß,
Shanina