Problem von Anonym - 17 Jahre

Mein Dad hat sich umgebracht & ich will nicht mehr!!

Hallo,
vor 3 Jahren hab ich meinen vater verloren, er hat sich an seinem geburtstag erschossen! gute 2 wochen davor hatte ich mega stress mit ihm, er wollte mir eine scheuern, hats dann aber doch nicht gemacht. ich war total sauer auf ihn und hab ewig nicht mit ihm geredet dann kam sein geburtstag, er hatte sich freigenommen. als ich früh kurz in das schlafzimmer meiner eltern schaute lag er noch im bett und schlief. ich wollte ihn nicht stören, also ging ich in die schule. als ich heim kam war mein vater nicht da,er blieb den ganzen tag, den ganzen abend, die ganze nacht verschwunden. wir machten uns sorgen. als ich am nächsten tag von der schule heim kam stand ein polizei auto vor unserem haus. meine mutter hatte eine vermissten anzeige augegeben. am nachmittag hatte ich einen arzt termin. als ich heim kam dauerte es nicht lange da klingelte es an der tür. irgendwann rief meine mutter dass meine schwester und ich runter kommen sollten. wir kamen ins wohnzimmer da waren zwei fremde männer. ich konnte dem gespräch nicht richtig folgen, was sie sagten. schließlich fragte ich meine mutter was denn los sei, da sagte sie :"er hat sich erschossen". ich höre sie jetzt noch in meinen gedanken diese worte sagen. ein bauer hat ihn gefunden, er hat sich in einem wald das leben genommen. tage später hab ich den abschiedsbrief bekommen den er mir schrieb, nicht einmal ein "hab dich lieb" stand drinnen. viele leute sagen er konnte seine gefühle nicht zeigen, aber ich bin doch seine tochter! meine eltern lebten die letzten jahre nur noch nebeneinander mein vater schrieb in einem seiner letzten briefe:"eine scheidung mit all dem hick hack wäre zu aufwendig". als der tag der beerdigung kam wurde das ganze noch viel realler. doch ich wurde mit meiner trauer allein gelassen. meine mutter ging zu meiner älteren schwester, doch bei ihr war doch schon ihr freund. ich lief also allein zum grab. seitdem hasse ich meine mutter das weis sie zwar nicht aber ich mag sie seitdem nicht mehr. ich kann nicht mehr. niemand versteht mich, ich will aber auch mit niemanden darüber reden auch nicht mit meinem freund und meiner besten freundinn, selbst sie (meine beste freundinn) hasse ich manchmal weil sie nicht sowas durchmacht, glücklich vergeben ist& ihr eltern sich gut verstehen. ich hasse mein leben, ich will zu meinem vater, ich liebe ihn so sehr. ich bin genauso wie er, hab die grünen augen, liebe die natur, bin dickköpfig, stur & ich vermisse meine oma (die mutter von meinem vater) sie war so eine liebe frau. meine mutter schleifte mich nach seinem tod zu psychatern aber ich will nicht reden. ich denke nur daran dass ich sterben will, ich will mich ritzen aber meistens breche ich davor in tränen aus & kann nicht mehr. ich hasse die welt, das einzige was mich noch am leben hält ist mein pferd und mein freund. aber ich will nicht mehr! als ich bei einer ärtzlichen untersuchung war meinte der arzt, du musst dich in psyachtische behandlung geben sonst erschiest du dich auch eines tages, damals hätte ich ihn für diese antwort töten können doch mittlerweile glaube ich auch daran. ich kann mit dieser trauer nicht umgehen sie frisst mich innerlich auf. aber ich will nicht reden. ich war doch sonst auch immer das starke mädchen... ich vermisse meinen vater so sehr! warum ist die welt so ungerecht? wieso haben manche leute so glück in ihrem leben und ich erlebe dauernd nur schicksals schläge? ich kann nicht mehr....er schrieb mir, er würde mich immer beschützen, er würde immer in meiner nähe sein. doch wo ist er? ich kann ihn nicht fühlen. ich hasse ihn dafür was er gemacht hat. aber ich vermisse ihn so unendlich!! versteht ihr nicht ich liebe ihn, ich will zu ihm....

Anwort von Shanina

Hallo du,

ich lese aus deiner Mail soviel Schmerz heraus, fühl dich erstmal gedrückt wenn du das hier liest.
Die Welt wirkt oft "ungerecht" und du hast einen schweren Schicksalsschlag erlitten. Und ich verstehe dass du zu ihm willst.
Dein Vater ist tot, du hast das Gefühl er ist weg. Obwohl er dir doch versprochen hat immer bei dir zu sein und auf dich aufzupassen. An was glaubst du, was passiert nach dem Tod? Denkst du wirklich, Tote sind einfach "weg"? Ich denke die Antwort findest du in deinem Herzen. Du wirst deinen Vater nie vergessen, und deswegen ist er in meinen Augen auch nicht "weg".
Stelle dir die Situation vor, du beobachtest ein Schiff dass das Meer hinausfährt. Es verschwindet am Horizont. Aber ist es weg? Nein, du siehst es zwar nichtmehr, aber dafür sehen es andere. Andere, die sich darüber freuen es zu sehen. Das Schiff ist nicht "weg". Vielleicht segelt es an einen schönen Platz, an einen ruhigen Ort. Ich bin überzeugt dass Tote Menschen irgendwie "da" sind, auch wenn man sie nicht immer spürt oder sieht. Wie ist das wenn man immer knapp einem Unglück entkommt, oder diese Situationen "Heute habe ich wieder einen Schutzengel gehabt", wer sagt - dass diese "Schutzengel" nicht vielleicht gestorbene Menschen sind? Vielleicht kannst du dich mit diesen Gedanken anfreunden, vielleicht kannst du daran glauben?

Dein Vater hat keinen anderen Ausweg mehr gesehen als den Selbstmord. Und er hat einen sehr hohen Preis dafür gezahlt - sein Leben. Er wird kein Glück mehr verspüren können, keine Freude. Keinen Spaß, kein Lachen, kein Weinen, keine Gefühle. Aber du kannst das alles noch haben, du kannst dein Leben leben und glücklich werden. Auch wenn es für dich im Moment so "weit" weg klingt oder du nicht daran glaubst - es wird alles wieder gut.
Du sagst die Welt ist ungerecht, andere haben Glück, du selbst nur Schicksalsschläge. Aber was ist schon gerecht, und ungerecht? Denkst du es ist gerecht dass andere Kinder verhungern, während wir hier viel zu viel zu essen haben? Seh das nicht als Maßstab, komm weg von diesem Bild "Die Welt ist ungerecht zu mir". Denn vielleicht kannst du aus deinen Schicksalsschlägen auch lernen? Vielleicht kannst du aus diesen Steinen die dir in den Weg gelegt wurden etwas bauen wozu andere die keine Steine haben - nie in der Lage sein werden?

Es ist wichtig zu trauern, und es ist auch unendlich wichtig zu reden. Ich weiss es fällt so schwer, aber glaub mir auch dies - es tut gut. Du solltest dir die Chance nicht selbst nehmen - zu verarbeiten was gewesen ist. Lass den Kopf nicht hängen wenn du schon bis zum Hals im Wasser stehst, sondern schwimm. Raff dich auf und versuch Hilfe anzunehmen. Geh zu einem Arzt, sortiere dein Leben und schaue wieder in die Zukunft. Es stehen soviele Wege offen, soviele Möglichkeiten, du kannst es beeinflussen.

Du hast ein Pferd, einen Freund, Dinge die dir helfen dich aus dem Loch herauszureissen. Versuch mit deinem Freund darüber zu reden. Und hasse nicht deine Mutter, sie trifft keine Schuld, denn diese Entscheidung hat dein Vater alleine gefällt. Er hätte auch einen anderen Weg gehen können, aber er hat sich für diesen Weg entschieden. Keiner hat Schuld. Deine Mutter hat ihren Mann verloren, und sie hat ihn auch mal geliebt - irgendwas hat die beiden verbunden, dass sie sich entschieden haben zu heiraten, Kinder zu bekommen. Das geht aus meiner Sicht nie verloren. Lass nicht zu dass sie auch noch dich verliert - ihr Kind!