Problem von J. - 19 Jahre

Ich hasse meine Mutter.

Hallo,
ich hab das Gefühl, dass unsere "Familie" immer mehr zerbröckelt. Ich lebe zur Zeit mit meinen Eltern und meiner Schwester zusammen und besuche die 13. Klasse eines Gymnasiums.
Seit ich zurück denken kann, hasse ich meine Mutter. Unser Verhältnis war nie ein besonders gutes. Meine früheste Kindheitserinnerung ist, dass sie mich in Ohmacht geschlagen hat. Jeden einzelnen Tag laufen diese Bilder wie ein Film vor meinem inneren Auge ab und jeden einzelnen Tag habe ich das Gefühl, daran mehr und mehr niederzugehen. In der Grundschule war ich oftmals eines der letzten Kinder, das vom Hort nach Hause ging, obwohl ich nur 10min Fußweg von meiner Schule weg wohnte. Meiner Mutter erzählte ich, dort gäbe es tolles Spielzeug, das ich zu Hause nicht hätte. Fakt war, dass ich eine unheimliche Angst vor meiner Mutter hatte (und teilweise auch noch habe). Diese immer weiter anwachsende Antipathie zieht sich durch mein Leben wie ein roter Faden. Ich wurde von meiner Mutter gezwungen, die "Christenlehre" und den Konfirmantenunterricht zu besuchen. Schon sehr früh habe ich die Existenz eines möglichen Gottes negiert und ihr gesagt, ich möchte nicht dorthin, weil ich mich mit dem Christentum nicht indentifizieren könne. Dieser Konflikt wurde mit der Androhung von Sanktionen schlichtweg im Keim erstickt. Ich hatte nie eine andere Option. Heute sehe ich die Dinge anders. Es muss einen Gott geben, der für mich einen Plan hat, den ich selbst noch nicht verstehe, sonst hätte er mir nicht diese unendlich schwere Last zu Schultern gelegt. Ich bete oft für bessere Zeiten und dafür, dass ich dieses Schicksal irgendwie durchstehen kann.
Unsere Beziehung verschlechterte sich im Zuge meiner Pubertät immer mehr. Probleme und Dispute wurden nicht konstruktiv aus der Welt geschafft, sondern durch Demütigung und Schreien unterdrückt. Ich habe oft am Abrotstisch weinen müssen, während mich meine Mutter anschrie und mein Vater und meine Schwester sahen tatenlos dabei zu. Damals redete ich mir ein, es läge tatsächlich an der Pubertät. Doch ich bin der Ansicht, wenn einem so etwas bewusst wird, kann dies nicht der Grund sein. Meine Aversion bestand ja schon vor der Pubertät und sie besteht noch heute.
Meinen ersten "Selbstmordversuch" hatte ich mit 4 Jahren im Kindergarten. Ich hatte damals gehört, eine verschmutzte Wunde würde in eine letale Blutvergiftung müden, woraufhin ich mir Dreck in eine Verletzung gerieben habe. Natürlich passierte nichts, es war nur eine kleine Schramme gewesen. Seitdem ist kein Tag vergangen, an dem ich nicht an Suizid gedacht habe. Der Gedanke an den eigenen Tod weckt in mir positive und wärmende Gefühle und eine Art Bauchkribbeln. Schwer zu beschreiben.
Ich habe oft beobachten müssen, wie meine Freunde mit ihren Eltern (speziell ihren Müttern) sehr gut auskommen, sich regelrecht mögen. Wenn ich mir dann meine Mutterbeziehung vor Augen führe, werde ich umso trauriger. Auch an die Zukunft denkend, werde ich nie behaupten können, mein Leben wäre "normal" gewesen. Mein Wunsch ist es seit jeher, ein normales Leben führen zu können. Ich fühle mich selbst so krank und anders.
Zu Hause rede ich kaum ein Wort. Obwohl ich eigentlich sonst ein recht kommunikativer Mensch bin, habe ich zu Hause zu viel Angst, ich könnte irgendetwas falsches sagen, was meine Mutter verärgert und sie ihren Zorn wieder an mir entlädt.
Die letzten Tage wurden umso schwieriger. Während meiner Musterung, die bestimmt schon 2 Monate zurückliegt, wurde mir die Tauglichkeitsstufe 5 attestiert. Physisch wäre ich durchaus zum Wehrdienst tauglich, während die Psychologen in mir ein zu großes Potential sahen, ich könnte mich oder andere während des Grundwehrdienstes schädigen. Dies führte mir erneut vor Augen, dass ich nicht normal sein kann, dass ich krank und für die Gesellschaft nutzlos bin.
Zur Zeit fange ich wieder an verstärkt zu trinken. Oft sitze ich Freitags allein zu Hause und trinke so viel Bier, bis mich die Müdigkeit übermannt und ich wenigstens im betrunkenen Schlaf all das vergessen kann.
Ich habe mir vor ein paar Tagen ein Seil gekauft (den Henkersknoten beherrsche ich, seit ich 14 bin). Mir macht es Angst, dass ich nunmehr nichts mehr dabei fühle, weder Angst noch Freude, wenn ich an meinen Tod denke. Der Gedanke ist so neutral und omnipräsent geworden, dass ich ihn als "Routine" akzeptiert habe. Ich hasse mein Leben, ich hasse mich selbst und ich hasse mein Mutter, die ich für mein Schicksal verantwortlich mache. Ich wollte eigentlich alsbald studieren, empfinde aber so einen Ekel davor, weitere 3 Jahre von meinen Eltern abhängig zu sein und bei ihnen finanziell in der Schuld zu stehen. Mich in Gänze loszulösen, traue ich mich nicht. Ich bin seit jeher ein Feigling. Und sollte ich mich selbst töten, werde ich auch als ein solcher sterben.
Ich weiß einfach nicht mehr weiter.
J.

Anwort von Marius

Hallo,

zunächst einmal musst du verstehen, dass dein Bewusstsein auf mehreren Basen aufgebaut ist. Die unterste Basis die du darstellst ist das nichts. Nur zu erlanngen durch jahrelange Meditation und das ist kein Mythos.
Danach kommt bei dir die Angst vor dem Tod (denn du schreibst uns hier)
Die Angst vor dem Tod entsteht durch die Identifikation mit deiner Außenwelt. Daher haftest du an ihr.
Danach kommt der Teil des Bewusstseins, der dir schlimmes Leid zufügt in Gestalt deiner Mutter.

Die Angst vor dem Tod und die Angst und das Leid deiner "Mutterstimme" drängen dich quasi in die Enge. Das nennt man Verzweiflung, da man zwischen 2 Möglichkeiten gefangen ist. Wenn du genau überlegst sind Zweifel nichts anderes. Man muss sich zwischen zwei Gefühlen entscheiden.

Was bringt dir nun dieses Wissen über dich? Du solltest dich wirklich fragen, ob es Sinn macht aufgrund einer jahrelangen Ausseneinwirkung von deiner Mutter ständig in Leid zu leben.

Das einzige was dich daran hindert ist das was wir "der Glaube" nennen.
Manche Menschen glauben sie seien super cool andere sie seien schlechte Menschen. Die Menschen verstehen dabei nicht, dass dies alles in ihren eigenen Köpfen entsteht durch Gedachtes und Erlebtes, worauf hin sie glauben dies zu sein.

Zur Behandlung deiner leidvollen Gedanken gibt es nur einen Weg und der muss konsequent durchgezogen werden.

1. Du musst da du weisst, dass alles in deinem Kopf ist die SCHULD nicht mehr weiterhin auf andere schieben, denn sonst fühlt sich der Verstand nicht verantwortlich für die ENTWICKLUNG, er schiebt die Bearbeitung der Probleme auf das AUßEN

2. Du musst den Punkt in dir finden der glücklich leben will und wenn du denkst ihn gefunden zu haben, musst du diesen fördern. Durch den Versuch Mitgefühl für diesen Kern zu entwickeln der ein glückliches Leben fordert. Das bist DU. Du bist Lebensqualität.

3. Du darfst deiner Mutter nicht weiterhin die Schuld geben und sie hassen. Sobald du sie hasst, entsteht Hass in dir. Das ist ein Kreislauf der nur durch neue Gedanken und so auch nachkommende neue Gefühle durchbrochen werden kann. Das schaffst du nur indem du anfängst mit deinen Gedanken verstehen zu wollen warum deine Mutter so handelte und handelt wie sie es nun mal eben tut. Liegt es nicht auch daran, dass sie viel Leid erfahren hat und die Dinge sich so entwickelt haben? Ist sie nicht genauso durcheinander psychisch wie du es bist?
Lebt jeder Mensch so? Ist das wirklich Schicksal oder konnten Menschen sich ändern? Sieh sie dir an deine Mutter und empfinde tiefes Mitgefühl für sie denn das ist genau das gegenteilige Gefühl wie die Wut und der Hass. Eine Schuld zu geben bedeutet: nicht genau genug gedacht zu haben. Es bedeutet verallgemeinert zu urteilen. DAS IST SCHULD GEBEN. Verallgemeinern. Man projeziert Erfahrungen die man gemacht hat auf Dinge und gibt ihnen die Schuld.

Ein Beispiel: Du wirst von türkischen Menschen aufs schärfste angegriffen. Manche Menschen werden danach auf alle türkischen Menschen einen Hass haben.

Wo ist da der logische Gedanke? LOGISCH zu denken bedeutet genau zu denken und das bedeutet kontrollierte Gefühlsentwicklung.
Sobald man innerlich sagt: "Scheiss drauf" schiebt man die Entwicklung seines eigenen selbst auf die Ersatzbank.

DU BIST VERANTWORTLICH für deine Entwicklung. Früher waren es deine Eltern und die haben versagt nun musst du richtig denken und richtig Handeln um alles zu verändern.

Handle mitfühlender, spreche mitfühlender und denke mitfühlender dann wirst du Mitgefühl empfinden und das wird dir sehr helfen.

Tu es nicht aus Eigennutz auch wenn ich dir es erzähle, sondern entwickel die Motivation es für andere zu tun. Du WIRST so werden wie du agierst.

Was eine große Hilfe sein kann ist die Meditation.
Es ähnelt der Hypnose-Therapie nur dass das Subjekt selbst die Entwicklung bestimmt. Hypnosen sind keine Hirnwäschen solange es nicht
Manipulativ eingesetzt wird.

Es hilft dir dabei auf einen Nullpunkt zu kommen, der dir "zeigt" was dir so viel Leid zufügt. Welche Gedanken dies sind usw.

Im Laufe der Jahre ist man in der Lage ohne Gedanken zu leben die einen überfallen, sondern alle selbst zu bestimmen.

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Gerade weil eine Therapie von den meisten Menschen nie in Angriff genommen wird ist dies eine gute Möglichkeit neben einer psychologischen Behandlung. Dabei solltest du immer eine eigene Psychoanalyse im Hinterkopf entwickeln, die dir zeigt WOHER das alles kommt was du empfindest.

Leb Wohl
Marius