Problem von Anonym - 20 Jahre

Ist es Zeit, sich zu trennen?

Hallo,
ich bin jetzt seit 4 Jahren mit meinem Freund zusammen. Es ist mein erster Freund und er hatte zuvor auch noch nie eine andere Partnerin. Ich war damals sofort in ihn verliebt. Wir wohnen auch ein paar Häuser auseinander und haben uns jeden Tag gesehen, bis wir beide fertig waren mit der Schule. Wir sind dann beide zum´Studieren in 2 verschiedene Städte gezogen (300 km entfernt). Nun führen wir seit 1,5 Jahren eine Fernbeziehung. Aber das ist nicht das Problem an der Sache. Er war schon immer ein sehr schwieriger Typ. Andere Leute, auch viele meiner Freunde finden ihn nicht sehr symphatisch, weil er sich anderen Leuten gegenüber oft mufflig verhält und seine Meinung manchmal zu offen ausspricht. Das hat mich früher nicht gestört. Allerdings ist es so, dass er auch mich nicht immer gut behandelt. Ich verstehe ihn einfach nicht. Ich bin mir sehr sicher, dass er mich sehr liebt und ich vertraue ihm. Trotzdem komme ich mit seinem Charakter zur Zeit nicht mehr so gut klar. Er ist so launisch und kann sehr verletzend sein. Und wenn man sich nicht so oft sieht und nur jeden Tag telefoniert, tut es besonders weh, wenn ´man sich am Telefon streitet. Er macht so oft Dinge schlecht, die ich mache. Ich hab ihm z.b. neulich erzählt, dass ich mit einer Freundin zusammen was koche. Dann kam von ihm: "aha..ist das jetzt deine neue beste Freundin oder was?"....
Ständig solche Kommentare..und jedesmal nach so einem Spruch kommt es zum Streit und er versteht es nicht mal. Dann leg ich irgendwann auf, weil ich einfach keine lust habe auf so einen Kindergarten und dann ruft er mich wieder 5 mal zurück und entschuldigt sich und sagt er will sich nicht mit mir streiten...Von seinen Freunden weiß ich, dass er eigentlich stolz auf mich ist und redet anscheinend nur Gutes über mich....aber mir zeigt er das nicht. Auch, dass ich nebenher als Model arbeite passt ihm nicht..er macht es schlecht, ist aber noch nie bei einer Modenschau dabei gewesen...
Er hat vor ein paar Monaten mit mir schluss gemacht, weil wir uns nur noch gestritten haben.. nach 3 Tagen hat er sich schon wieder gemeldet und alles bereut und zurückgenommen...Es war mal wieder eine von seinen launen..ich wollte daraufhin erst mal 2 Monate nichts mehr von ihm wissen. Er hat aber nciht locker gelassen. Er hat mir versprochen, dass er sich ändert und mich mehr wertschätzen wird...dass ich noch ein nachträgliches Weihnachtsgeschenk bekomme und er gerade dabei ist, den Sommerurlaub für uns zu planen...letztendlich habe ich bis jetzt kein Geschenk bekommen und der Urlaub fällt wahrscheinlich auch ins Wasser, wenn ich mich nicht darum kümmere, was ich nicht tun werde. Es wäre einfach eine Geste gewesen, aber nicht mal das hat er ernst genommen....Auch, dass er seine Launen am Telefon an mir auslässt, hat sich nicht groß geändert. Wenn ich ihm etwas erzähle, hab ich oft das Gefühl, dass es ihn überhaupt nicht interessiert. Er allerdings erzählt die ganze Zeit von seinen Dingen. Ich habe schon mit seiner Mutter, mit der ich mich sehr gut verstehe, gesprochen. Ich weiß, dass er nicht nur bei mir so ist, er verhält sich auch seiner Familie und seinen Freunden gegenüber oft so. Das sind alles Dinge, die für eine Trennung sprechen, das weiß ich. Allerdings ist das Problem, dass wir uns beide noch lieben, nur ich die Befürchtung habe, dass er sich nicht ändern KANN..und es ist einfach so, dass ich immer das Gefühl habe, mehr für ihn zu tun, als er es für mich tut! Auch wenn er mich liebt, er tut mir einfach zu wenig...und wir haben schon soo oft darüber gesprochen. Er sagt immer wieder, wie sehr er mich braucht und es ist auch immer wunderschön, wenn wir uns gegenseitig übers Wochenende besuchen. Wir verstehen uns dann wirklich gut und können über alles reden. Nur bin ich mir eben nicht sicher, ob er auch Verantwortung übernehmen würde, wenn es wirklich darauf ankommt. Wir kennen uns in und auswendig und ich fühle mich geborgen und wohl bei ihm. Er ruft mich jeden Tag an und ist wirklich zuverlässig, was das angeht. Ich bin in einem Jahr fertig mit meinem Studium. Er erst in 3 Jahren. Wir haben schon darüber gesprochen, dass ich dann in seine Stadt ziehe und wir zusammen ziehen. Aber wird das das Richtige sein, wenn ich jetzt schon solche Zweifel habe? Wenn ich mir überlege, ob er das auch für mich machen würde, weiß ich nicht, wie die Antwort aussehen würde...
Seine ewigen Launen und die Tatsache, dass die meisten Freunde und auch meine Familie immer wieder durchblicken lassen, dass ich eigentlich was besseres verdient habe, lassen mich zur Zeit stark an der Beziehung zweifeln. Ich weiß, dass ich das selbst entscheiden muss, würde aber gerne mal die Meinung von einer unbeteiligten Person hören.
Ich würde mich über eine ehrliche Antwort sehr freuen!

Liebe Grüße

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Mir fällt es immer wieder schwer, eine Einschätzung zu ähnlichen Fragen oder Situationen aufzuschreiben. Denn auch, wenn es beschrieben und benannt wird, die Gefühle wie Du sie hast, habe ich dabei einfach nicht, obwohl ich immer versuche, mich in die Schreiber hineinzuversetzen.

Für mich ist die Aussage "Ich liebe ihn und er liebt micht" der größte Grund, der gegen die Trennung sprechen kann. Wenn Du Dich trennst, wie willst Du dann mit dieser Liebe umgehen? Wie kann es nach der Trennung weitergehen, wenn doch die Gefühle auf beiden Seiten immer gestimmt haben?

Er macht Dinge, die Dir wichtig sind, die Du erzählst schlecht und so kommt es immer wieder zum Streit. In diesem Muster muss es etwas geben, was ihr tun könnt, damit es sich ändert. Und da jeder immer nur sich selbst verändern kann und damit Einfluss auf das Verhalten des anderen nehmen kann, schau einmal genau, was Du tun kannst. Er macht es schlecht und was tust Du dann? Wirst Du sauer? Oder sagst Du, dass Dich das verletzt und wie es bei Dir ankommt? Fragst Du nach, ob es so gemeint war, wie es bei Dir angekommen ist? So kannst Du ihm langsam aber sicher deutlich machen, was er da immer und immer wieder anrichtet. In der Situation und nicht später oder im Streit. Es muss bei ihm ankommen, dass er Dich verletzt; und vor allem, womit er das tut, wann er das tut und was für Dich schöner wäre.

Das halte ich ohnehin für das wichtigste Thema: wie wäre es besser? Über Fehler kann man stundenlang streiten und sich auslassen - dabei ist es doch viel wichtiger, dem anderen zu erzählen, was man zum Glücklichsein braucht.

Und noch etwas ist mir aufgefallen: "und es ist einfach so, dass ich immer das Gefühl habe, mehr für ihn zu tun, als er es für mich tut!" Eine Situation, in der der andere sich schnell ein Stück weit ausruht. Er fühlt sich sicher, während Du Zweifel hegst. Vielleicht nimmst Du ihm ein wenig dieser Sicherheit, tust auch mal weniger, um ihn aus seiner festen Position hervorzulocken? Gib ihm Grund und auch den Raum, sich zu sorgen, zu kümmern und Dir zu zeigen, wer Du für ihn bist. Solange Du es in der Hand behältst, sieht er ggf keinen Anlass.

Alles Gute!
Dana