Problem von Anonym - 15 Jahre

Ein sinnloses Leben

Hallo liebes Team.
Ich bin erst frische 15 Jahre- so steht es auf meinem Pass. Jedoch fühle ich mich bedenklich älter und habe oft ein Problem mit meinem Alter.
Ich denke, dass Erfahrung alt macht. Und von Lebenserfahrung hatte ich wohl zu viel.
Ich bin ein Scheidungskind, mein Vater ging fremd und wurde zum Alkoholiker. Gewalt war an der Tagesordnung. Ich zog damals mit meiner Mutter und Schwester und ihrem neuen Freund in eine andere Gegend. Meine Mutter bekam Depressionen und war in einem psychisch labilen Zustand, den sie hat mich spüren lassen. Sie sperrte mich in meinem Zimmer ein, untersagte mir jeglichen Kontakt zu Außenwelt- ausgenommen der Schule- und meine eigenen Kleider durfte ich auch nicht tragen. Sie bestimmte meinen Alltag. Es gab Tage, an denen ich in meinem dunklen Zimmer saß, da sie mir mal wieder den Strom abgestellt hatte. Zu dem Zeitpunkt war ich 13, kurz nachdem meine einzige Freundin ausgewandert ist. Ich war einsam, allein. Folglich begann ich, mir Schmerzen durch Schnitte am eigenen Leib zuzufügen.
An jenem Tag, kurz nach meinem 14. Geburtstag schien alles auswegslos. Ich nahm morgens 4 Filme Tabletten zu mir und lag darauf 1 Woche im Koma. Sie haben mich zurück geholt ins Leben. Ein Leben, das ich nie wollte. Anschließend wurde ich zwangseingewiesen für 2 Monate und wurde dort von einem Amateur therapiert, was ich bis heute bedaure. Ich zog zu meinem Vater danach, der mittlerweile vom Alkohol abgekommen war. Es schien alles toll. Ich habe bei ihm viel Freiraum, er ist kaum da. Oft bin ich mehrere Tage sowie Nächte allein. Doch es scheint, als würden meine Gedanken nach mehr Freiheit schreien. Sie wollen frei von der Vergangenheit sein, sie bitten mich darum.
Zu dem Zeitpunkt dachte ich, dass das Leben wieder aufsteigen würde. Dem war auch so, kurze Zeit.
Doch es sollte nicht so bleiben. Eines Tages ging ich mit Freunden draußen feiern. Es war ein schöner Sommertag - ein bisschen trinken, rauchen (ich rauche seit meinem Klinikaufenthalt), reden. Natürlich haben alle viel zu viel Alkohol konsumiert und wir gingen nach Hause. Doch da bin ich nicht angekommen. Ich wurde in eine fremde Wohnung gezerrt und dort hat sich jemand an mir vergangen. Jetzt waren meine Gedanken auch noch vergewaltigt. Schöner hätte es doch nicht kommen können. Doch- ich war schwanger, jedoch habe ich mir das Ungeborene früh genug "vom Hals geschafft".
Meine Freunde verließen mich nach der Geschichte mehr und schneller denjeh. Und wieder war ich allein.
Heute bin ich alkoholabhängig. Ich trinke alle zwei Tage, habe Schlafstörungen, Panikattacken, Depressionen, Suizidgedanken. Ich hasse mich. Nichts habe ich in meinem Leben unter Kontrolle, nichts schaffe ich. Ich versage auf den kleinsten Wegen. Das muss ich bestrafen, nein, es gehört einfach bestraft. Ich schätze auch, daraus hat sich meine Essstörung entwickelt. Ich habe in den letzten zwei Monaten 8 Kilo abgenommen und dabei nciht die gesundesten Mittel eingeschlagen.
Ich kann mich mrogens nicht aufraffen in die Schule zu gehen, obwohl ich die 11. Klasse eines Gymnasiums besuche und befriedigende Leistungen erbringe.

Ich möchte doch nur leben. Lächeln können, ohne in den nächsten Minuten mit einer Flasche Alkohol weinend in einer Ecke zu sitzen und mir von meinen Gedanken sagen zu lassen, dass ich wertlos und viel zu fett bin.

Kann man mir noch helfen?

Mit freundlichen Grüßen.

Anwort von Sabine

Hallo!

Sicherlich kann man Dir helfen, wenn Du wirklich Hilfe willst. Das Leben hat einen Sinn und zwar für jeden einzelnen selber bestimmt. Du bist diejenige, die die Fäden für Deinen Sinn in der Hand hat. Lass nicht zu, dass der Alkohol Dein Leben bestimmt. Alkohol schafft weitere Probleme und löst sie nicht.
Es tut mir leid zu hören, dass Du in jungen Jahren soviel erleben musstest.
Wenn Du aus dieser Situation der Verzweiflung heraus möchtest, dann nimm Hilfe an und zwar fachlich gute Hilfe. Höre Dich um, wer Dich therapieren kann und Dir somit helfen kann. In Deiner Vergangenheit ist soviel geschehen, was Du wahrscheinlich noch gar nicht richtig verarbeitet hast. Deine fehlende Lebenserfahrung lässt Dich verzweifeln und alles mag sich vielleicht wie eine Sackgasse anfühlen. Das ist aber nicht richtig. Es gibt immer einen Weg, wo es weiter geht, wenn man es wirklich will. In Deiner Mail lese ich zwischen den Zeilen, dass Du es willst und ich mag Dir von Herzen raten, dass Du am besten fachliche gute Hilfe z.B. eines Psychologen annimmst. Dich vielleicht ihm erst einmal in einem ganz normalen Gespräch anvertraust, was alles in Dir vorgeht, damit er weiß, wo er Dir helfen kann und dann auch wie er Dir helfen kann. Alleine ist es super schwer damit zu recht zu kommen. Es ist soviel in einer kurzen Vergangenheit geschehen, dass ich sehr gut verstehen kann, dass es Dich verzweifeln lässt. Nimm eine Hand (Hilfe), die Dich vielleicht ein Stück weit begleitet, damit Du wieder einen festen Weg finden kannst. Dann kann es weitergehen.

LG, Sabine