Problem von Hannah - 21 Jahre

Die Mutter ist gestorben

Hallo Kummerkasten
Ich sitze hier, und ich weiß nicht mehr weiter.
Irgendwie haben sich die Ereignisse plötzlich überschlagen. Vor über zwei Wochen rief mich die Mutter von den Kindern an, die ich ein-, bis zweimal in der Woche betreue und erzählte mir, dass sie schwanger ist. Sie rief mich extra an, weil wir uns drei Wochen nicht sehen sollten, weil die Kinder bei ihren Großeltern sein sollten. Ich freute mich mit ihr.
Vier Tage später schreibt der Mann mir eine Sms mit folgendem Inhalt: "Hannah, ich brauche deine Hilfe. Lucy ist tot." Ich habe erst gedacht, er macht einen schlechten Scherz und habe ihn sofort angerufen, aber er weinte und wollte, dass ich sofort die Kinder aus dem Kindergarten abholen (war Freitag und ab Samstag sollten sie bei den Großeltern sein). Seine Frau ist bei einem Verkehrsunfall tödlich verunglückt. Ein LKW - Fahrer hat sie, die mit dem Fahrrad unterwegs war, übersehen.
Ich habe dann die Kinder abgeholt, was ich sonst auch öfter gemacht habe und bin mit ihnen nach Hause gegangen. Der Mann erzählte ihnen dann, was passiert ist und die Kinder sahen so geschockt aus. Ganz viele Verwandten kamen, aber ich habe mich um die Kinder (die sind 2 1/2 und fast 6 Jahre) gekümmert. Die fragten mich immer wieder, ob das wirklich wahr ist und die Kleine, verstand dann garnicht was wirklich los ist.
Die Tage danach war ich nicht da und die Kinder bei ihren Großeltern. Seit Mittwoch bin ich wieder da. Für die Kinder hat sich alles verändert. Sie müssen jetzt bis 18 Uhr in den Kindergarten und dann betreue ich sie täglich bis 19 Uhr, weil der Mann arbeiten ist. Die Kinder sind sehr ruhig geworden, nicht mehr lebhaft und für nichts mehr zu haben. Ihr Vater ist komplett das Gegenteil, er versucht immer sehr lebhaft zu wirken und tut so, als sei alles normal. Aber ich merke, dass es nicht so ist. Ich passe seit fünf Jahren dort auf, damals war der Große vier Monate. Ich kenne die Eltern wirklich gut und so war er noch nie.
Die Kinder wirken zerstört. Der Mann hat mir erzählt, dass er sie zu den Eltern der Frau geben wird, nach Genf. Das ist weit weg, von da wo sie jetzt wohnen. Ich würde sie dann nicht mehr sehen. Er könnte sich nicht mehr um seine Kinder kümmern und seine Frau hätte es sonst immer gemacht. Er sagte das, als sei das völlig normal, dass er seine Kinder abgibt. Es ist fast wie eine Abschiebung. Wenn seine Kinder eines jetzt brauchen, dann ist er das. Sie begrüßen ihn abends immer ganz herzlich, sind total lieb zu ihm und lachen, wenn sie ihn sehen. Sie lachen kaum mehr, nur wenn er da ist.
Ich würde die Kinder dann garnicht mehr sehen, nach über fünf Jahren tut das weh. Ich habe den Großen doch groß gemacht und die Kleine doch auch. Ich kenne die Kinder wirklich gut, und ich glaube, dass sie unbedingt bei ihrem Vater bleiben müssen, weil alles andere sie schaden würde. Ihre Eltern sind ganz anders als er und seine Frau hat die Kinder auch immer nur zwei Wochen im Jahr dort hin gegeben und mehr nicht, weil sie es nicht wollte. Eine Begründung habe ich nie von ihr dazu gehört, hab auch nicht nachgefragt, aber ein Grund muss es doch gehabt haben. Die wollten nämlich die Kinder immer gerne haben, aber sie wollte es nicht. Ihm war es teilweise egal, aber eigentlich war er auch dagegen. Ich kann garnicht verstehen, warum er jetzt dafür ist. Er ist das einzige, was die Kinder noch haben, doch er sieht das nicht.
Was kann ich nur machen? Sollte ich gleich kündigen, damit der Schmerz für mich nicht zu groß wird? Sollte ich dem Vater davon überzeugen, als Papa für die Kinder zu sorgen? Wenn er sie weggibt, sieht er sie nur noch zwei Wochen im Jahr. Das kann es doch nicht sein. Er kann nicht jedes Wochenende nach Genf fahren. Über 600km trennen ihm dann von seine Kinder und das kann er doch nicht wollen. Er wirkt überhaupt nicht so, als sei ihm sein Beruf sehr wichtig oder die Karierre. Eher im Gegenteil, er hat sich immer für seine Kinder Zeit genommen und auch oft frei, damit er Zeit mit ihnen vebringen konnte. Frau und Kinder stand immer an erster Stelle, das wurde richtig deutlich. Und jetzt? Jetzt gibt er alle auf. Das kann nicht sein und ich habe das Gefühl, er ist nicht mehr sich selbst. Was soll ich nur tun? Ich muss schnell was tun, denn ab Mai hat der Große einen Vorschulplatz in Genf und die Kleine ab August einen Kindergartenplatz. Die Großeltern sind aber zu Hause und können sich somit auch ganztags um sie kümmern. Bitte helft mir.

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich, Hannah!

Ich weiß nicht, was jetzt richtig ist... Auf der einen Seite teile ich Deine Meinung absolut, dass die Kinder durch den Tod íhrer Mutter schon viel Sicherheit verloren haben und es könnte schlimmer werden, wenn sich jetzt auch der Vater zurückzieht und sich das Umfeld, die Bezugspersonen so ändern. Auf der anderen Seite weiß ich nicht, wie gut sich der Vater kümmern kann und ob sie in Genf nicht doch sehr viel mehr Sicherheit, Geborgenheit erfahren können. Eine sehr schwierige Entscheidung, mit vielen Fragen und großer Tragweite. Allein deshalb vermag ich nicht zu sagen, was ich für den richtigen Weg halte.

Wie wäre es mit einer Familienberatung oder -therapie? Ich denke, dass es der Familie mehr als gut tun würde und auch Entscheidungen so gemeinsam gefällt werden können; die Tragweite besser abgeschätzt werden kann. Das wäre mein Weg. Gemeinsam mit einer Kinder- und Jugendpsychologin besprechen, wie es weitergehen kann und sollte, damit die Kinder den Tod der Mutter und die vielen Veränderungen leichter und gut verarbeiten können.

Alles Gute!
Dana