Problem von Thomas - 29 Jahre

Verlangen nach Einsamkeit

Hallo, schön, dass es sowas, wie den Kummerkasten gibt! Vielleicht könnt Ihr mir einen Rat geben.
Mein Problem ist, dass ich sowohl auf Arbeit als auch zu Hause von mind. 1 Menschen umgeben bin. Ich habe nie Zeit für mich alleine. Ich muss mir ständig die Privatgeschichten meiner Chefin anhören, da wir im gleichen Büro sitzen. Und wenn Sie nicht mit mir spricht, dann eben per Telefon (privat). Ich höre alles mit und dann erzählt sie mir alles nochmal, mit wem sie gerade gesprochen hätte und um was es ging etc. Ich habe schon auf einigen Wegen deutlich gemacht, dass ich mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren kann, aber sie ändert nichts daran und tut es als kleines Problem von mir ab. Selbst wenn ich auswärts was für die Firma erledigen möchte, will sie auch immer mithelfen und dabei sein. Es ist schrecklich, diese Zweisamkeit und der ständige Dialog. Ich kann mich schwer auf meine Arbeit konzentrieren und schaffe nicht sehr viel, was scheinbar nicht schlimm ist, die Chefin beklagt sich ja nicht darüber. Es gibt leider kein Ausweichbüro, wo ich ungestört wichtige Dinge erledigen kann, die für die Arbeit notwendig sind. Soviel zum Beruflichen. Privat sieht es bei mir nicht anders aus. Meine Freundin arbeitet nur halbtags und ist meist schon viel früher von der Arbeit zu Hause als ich. Sie hat die Angewohnheit mit mir über den Tag zu reden, über Probleme, alltägliche Besorgungen. Im Grunde rede ich mit Ihr über das Problem meiner Chefin, aber gleichzeitig habe ich auch mit meiner Freundin das gleiche Problem. Alles gemeinsam unternehmen zu müssen. Ich kann selbst nur am Wochenende für mich einen Spaziergang alleine unternehmen und dabei kommen mir scheinbare Lösungsgedanken wie Kündigung, Trennung, einfach abtauchen, Umziehen, Auswandern... jedenfalls drehe ich mich im Kreis und komme aus der quälenden Zweisamkeit nicht mehr raus. Ich habe schon überlegt, mir eine Zweitwohnung anzuschaffen, um mich wenigstens privat mal zurückzuziehen. Ich bin künstlerisch veranlagt und brauche Ruhe, Stille und Einsamkeit, um mein inneres Kind hervorzuholen, um kreativ mich von Innen heraus zu entfalten. Ich habe es satt, dieses Bedürfnis, durch banale Zweisamkeit ständig unterdrücken zu müssen. Ich habe das Gefühl, ich lebe nicht, wie ich leben sollte. Vielleicht gibt es ja dafür ein Patentrezept?

Anwort von Marius

Hallo,

es gibt kein Patentrezept aber gute Übungen dafür. Ich bin Buddhist und lebe ein Leben in Meditation. Was ich weiß ist, dass alles einen Grund hat und oft ist der Grund banal nur wir können ihn nicht beseitigen. Bei dir ist es so, dass du einen klaren Gedanken gebildet hast, der dich von anderen Menschen unterscheidet. Du denkst, dass du irgendetwas tun müsstest um GANZ allein zu sein. Dabei ist es rein logisch gesehen so, dass du dich ruhig und alleine fühlen müsstest, wenn du alleine bist aber selbst in den Momenten suchen dich diese Gedanken heim. Du bist also mehr damit beschäftigt eine gewisse Einsamkeit zu finden als, dass du sie genießt, wenn du sie mal hast. Du musst an der Einstellung etwas ändern und nicht an deinem Leben, denn du wirst nie ganz alleine leben außer du ziehst in eine menschenleere Gegend aber glaubst du dass du schon nach einer Woche wirklich gedankenfrei wärst? Nein, denn wir müssen unsere Einstellung immer langsam ändern, denn so etwas ändert sich nicht durch die Dinge im außen wie z.B. der Spaziergang von jetzt auf gleich. Manchmal denken wir das, weil sie mal nicht da sind; die Gedanken aber die Grundeinstellung ist immer noch da. Unsere Gefühle bzw. unsere Gedankenmuster die die Gefühle hevorrufen entstehen dadurch, dass wir sie einmal begonnen haben. Daher müssen wir sie durch neue Gedankengänge "umformen". Du solltest jetzt anfangen zu überlegen, ob du jemals die Ruhe finden wirst, wenn du dich nicht von dem Suchen nach Ruhe trennen wirst. Vertreibe genau diese Gedanken in dir und lass deine Chefin machen was sie möchte, sei entspannt und relaxxed und sei in den Momenten wo du alleine bist ruhig. Achte darauf was du denkst und stelle es in Frage, denn das ist der einzige Weg durch den wir uns ändern können.

Gruß
Marius