Problem von anonym (m) - 38 Jahre

Seit 12 Jahren zusammen, seit 7 Jahren verheiratet und kein Sex

Hallo Kummerkasten Team,

irgendwie ein komisches Gefühl, mit meinen Problemen und meinem Anliegen im Internet Hilfe zu suchen, aber daran merke ich selbst, wie schwierig diese Situation, in der ich mich mich schon so lange befinde, ist. Der Anfang war vor fast 13 Jahren, ich verliebte mich in meine jetzige Frau, die ich auch jetzt noch sehr liebe. Würde ich Sie jetzt noch nicht kennen und Ihr neu begegnen, würde ich mich wieder in Sie verlieben. Sie war und ist mein Traum, aber genau das macht mein Problem so schwierig. Wir haben einen gemeinsamen 11-jährigen Sohn. Wir bemerkten damals die Schwangeschaft meiner Frau nicht: das, was man ansonsten nur in Zeitungen liest, war uns passiert: Meine Frau kam direkt von der Arbeit weg ins Krankenhaus zur Geburt. Ich wurde erst 2 Tage später von Ihr angerufen. Dass man mit einem solches Ereignis vor allem als Frau nicht sofort umgehen kann, ist wohl verständlich. Die sonst üblichen (fast) 9Monate "Vorbereitungszeit" hatten wir einfach nicht! Ich konnte schneller damit klar kommen, obwohl es mich im Krankenhaus schon sehr mitgenommen hatte und die Ärzte damit gerechnet hatten, dass ich umkippe. Wir führten damals vor der Geburt eine lockere, aber sehr intensive, auch sexuell wahnsinnig prickelnde Beziehung. Naja, lange Vorgeschichte: Wir lieben unseren Sohn und freuen uns,dass er gesund ist und dass es ihn für uns gibt.
Soweit, so gut. Dass meine Frau nach diesem Erlebnis ( bald werden es 12 Jahre!) so gut wie nicht mehr mit mir schlafen will, habe ich in den ersten 2-3 Jahren noch verstanden, aber mit der Zeit wird es für mich immer schwieriger, damit umzugehen. Ich weiss einfach nicht mehr weiter, wie ich damit umgehen soll, darf, kann..... Ich gab Ihr Zeit, alles zu verarbeiten. Manchmal war ich allerdings sauer, weil ich Ihre Ablehnung als fehlende Zuneigung interpretiert habe. Vielleicht hätte ich noch mehr Verständnis zeigen müssen. Ich kann jedoch nicht mehr Verständnis zeigen. Ich habe solche Sehnsucht, mit meiner Frau zu schlafen und Sie zu berühren, aber Sie will nicht und findet immer Ausreden. Selbst kuscheln geht nicht! Sie denkt, dass ich denke, das sei eine Vorstufe zum Sex. So ein Blödsinn. Ich versuche sehr oft mit Ihr darüber zu reden; auch hier sucht Sie Ausreden, bzw. antwortet nur, dass Sie nicht an Sex denkt, Ihr Kuscheln nicht wichtig ist, Sie nicht darüber reden kann oder ich alles "totrede". Ich kann nicht mit Ihr nicht darüber reden, ich kann mit Ihr keine Zuwendungen erleben, ich kann einfach seit Jahren mit Ihr dieses Thema überhaupt nicht versuchen zu verbessern! Sie kann auch nicht mehr über Gefühle mit mir sprechen. "Ich liebe Dich", oder "Liebst Du mich?" oder "...", kann Sie nicht aussprechen! Das kann sich keiner vorstellen, wie weh das tut, wenn man so viele Jahre damit umgehen muss; wie sehr das auch am Selbstbewußtsein nagt (oder eher schon frisst), kann sich wahrscheinlich keiner vorstellen! Und was langsam dazukommt, ist ein Gedanke, den ich nie vorher hatte und vor dem ich Angst habe: ich überlege, das woanders zu holen, was zu Hause so sehr fehlt. Auf der einen Seite schäme ich für diesen Gedanken, aber ich weiss nicht mehr weiter. Ein Eheleben bis zur gemeinsamen Rente ohne Sex und Gefühle kann und will ich mir einfach nicht vorstellen müssen! Ich weiss schon, man sollte Prioritäten setzen und danach leben: EHE ohne körperliches Verlangen oder sich Trennen?!? Ich weiss einfach nicht weiter.
Bitte helft mir irgendwie! Wird das wieder besser, wenn ich mich weiter bemühe? Ich will doch meine Frau auch nicht unter Druck setzen mit meinem Verlangen, und auch nicht betrügen, aber weitergehen kanns halt so auch nicht mehr.
Danke fürs "Zuhören"
Quinie

Dana Anwort von Dana

Grüße Dich!

Ich kann mir doch gut vorstellen, wie sehr das an Dir frisst. Mit einem Menschen, den man so von Herzen liebt und einem Dach wohnen und die körperliche Nähe nicht erleben zu können, muss eine Sehnsucht wecken, die täglich wächst. Es geht schließlich um kein Verlangen, dass irgendwie schlecht wäre, sondern um das Genießen, dass man sich liebt. Es geht nicht einfach um Sex, den man auch mit anderen haben könnte; es geht darum, dem Menschen, den man liebt, körperlich und damit auch seelisch ganz nah zu sein.

Daher denke ich auch nicht, dass es Dir selbst irgendwie helfen würde, Sex mit einer anderen Frau zu haben. Das lindert 'den Druck' (ich denke, Du verstehst, was ich meine); aber es stillt nicht die Sehnsucht. Und die ist es doch, die Dich so quält.

"Ein Eheleben bis zur gemeinsamen Rente ohne Sex und Gefühle kann und will ich mir einfach nicht vorstellen müssen!" - kennt Deine Frau diesen Satz? Hast Du schon einmal so deutlich gesagt, dass Du es kaum noch ertragen kannst? Natürlich löst so ein Satz auch Druck in ihr aus, den Du eigentlich nicht aufbauen willst. Und sie sollte auch nicht mit Dir schlafen, um ihre Ruhe zu haben. Aber ihr müsst an dieses Thema heran. Und so, wie es in der Mail klingt, wird es nicht ohne diesen Druck passieren. Sie entzieht sich diesem Problem.

Wenn sie Dich nicht mehr liebt, muss sie sich trennen. Harte Worte, die Dir sicherlich einen Stein in den Bauch legen. Aber so sehe ich es. Liebt sie Dich und möchte an der Ehe festhalten, dann muss sie sich diesem Problem stellen und für sich hinterfragen, warum in ihr keine Sehnsucht nach Sex ist; warum sie mit dem Zusammenleben ohne körperliche Nähe zufrieden ist. Dahinter können viele Dinge stecken. Angefangen bei hormonellen Schwankungen, über Alltagsstress oder auch wenig Aufmerksamkeiten von Dir (kann ich nicht beurteilen; aber eigentlich klingt die Mail doch so, als seist Du ein Mann, der auch Komplimente macht, kleine Geschenke mitbringt und einfach für sie da ist). Wenn sie allein nicht an den Grund herankommt, dann sollte sie auch mit einem Arzt sprechen. Nicht, weil es 'krank' ist, keinen Sex zu haben oder haben zu wollen. Sondern weil dahinter ein seelisches Problem stecken könnte, an das sie herangehen sollte. Du siehst den Auslöser in der unerwarteten Geburt - ob es so ist, kann ich natürlich nicht beurteilen. Aber wenn dieses Erlebnis eine Art Trauma ausgelöst hat, dann sollte sie das mit fachlicher Hilfe aufarbeiten.

Alles Gute!
Dana