Problem von Jule - 26 Jahre

nach der Entgiftung kifft mein Freund weiter

...ich weiß nicht warum ich das noch alles mitmache?
Im april 2007 habe ich meinen jetzigen freund kennengelernt. Er war genau das was ich mir immer gewünscht habe. Dann erzählte er mir recht schnell, dass er im januar 2007 in einer suchtklinik zur entgiftung war, weil er extrem viel gekifft hat und sein leben nicht mehr auf die reihe bekommen hat....den anschließenden eigentlichen entzug hat er dann aber nicht gemacht, weil er der meinung war das die entgiftung schon ausgereicht hat. Ich war geschockt und irgendwie auch erleichtert....ich hatte vorher noch nie Kontakt mit drogen gehabt und wollte es auch in zukunft nicht, aber scheinbar war sein problem ja vergangenheit...so dachte ich. Aber sehr schnell habe ich gemerkt das er das kiffen nicht aufgegeben hat. Zwar war es nur gelegentlich (soweit ich das mitbekommen habe), aber ich konnte das einfach nicht mit mir vereinbaren....ich hatte einfach angst das es wieder mehr wird und er irgendwann wieder jeden tag zugedröhnt sein leben verpfuscht (so weiß ich aus erzählungen, war es vor unserer beziehung und der entgiftung)
Also habe ich ihn vor die wahl gestellt: entweder ich oder die drogen...beides geht nicht, sonst bin ich weg. Unter Tränen hat er mir versprochen das er nur mich will, weil er mich über alles liebt. Etwas später dann aber wieder das gleiche....er hat es immer heimlich gemacht, aber ich habe es trotzdem oft rausgefunden, weil irgendwo gras-krümmel rumlagen oder ich seine "bestellungen" in seinem sms-speicher gefunden habe. Wenn ich ihn dann zur rede gestellt habe, hat er mir noch solange eiskalt ins gesicht gelogen (obwohl ich handfeste beweise hatte), bis er sich so sehr mit seinen lügen verstrickt hatte das er nur noch die wahrheit sagen konnte.
Wie gerne hätte ich dann gesagt: da ist die Tür! Aber ich habe es einfach nicht geschafft.
Ich habe mir überlegt, es ist ja ´ne sucht also mußt du ihm dabei helfen. und habe ihn gebeten, ab jetzt immer ehrlich zu mir zu sein....er sollte mir sagen wenn er das bedürfnis hat etwas zu rauchen...dann würden wir drüber sprechen und schauen ob es wirklich sein muß...ich habe ihm versprochen nicht zu schimpfen...er war damit einverstanden, aber er ist kein einziges mal zu mir gekommen um über sein bedürfniss zu sprechen, sondern hat es weiterhin heimlich gemacht.
Ich dachte, das einzige was unsere beziehung jetzt noch retten kann, ist wenn er sich professionelle hilfe holt. Er ist dann ca. 3 mal zu so einem anonymen-Treffen gegangen und war einmal bei einem psychiater. Aber das hat er jetzt auch schon wieder abgebrochen weil er der meinung ist das er nun stark genug ist "nein" zu sagen und er das ganze zeug nicht mehr braucht. Ich war da sehr skeptisch und konnte nicht glauben das jetzt alles gut werden sollte und so ist es auch... ich bin die letzten zwei tage wieder fündig geworden (gras-krümmel usw.). Ich bin nun echt am ende. Ich kann mich auf der arbeit nicht mehr konzentrieren, bin nur noch traurig und niedergschlagen....am vernünftigsten wäre es, einfach schluss zu machen, aber er ist doch eigentlich genau so wie ich mir meinen Partner vorstelle, wenn da nicht dieses drogenproblem wäre. Ich würde so gerne mit ihm eine kleine familie aufbauen, aber macht das einen sinn wenn man absolut kein vertrauen mehr zum partner hat? Gibt es überhaupt noch eine chance für uns? Ich bin bereit ihm bei seinem problem zu helfen (wenn er sich helfen lassen würde und ich wüsste wie) aber ich bin nicht bereit das kiffen zu akzeptieren!
Bitte bitte helft mir

Michelle Anwort von Michelle

Hallo Jule,

du hast schon Recht. Dein Freund ist süchtig. Und da ist auch schon das Problem. Wie so viele süchtige denkt er, dass er sein Problem selbst in den Griff bekommen kann. Das schafft er aber nicht. Eine Entgiftung allein macht einen süchtigen noch nicht stark genug der Versuchung zu wiederstehen. Allerdings kannst du ihm dabei nicht sehr viel helfen. Er muss allein erkennen, dass er süchtig ist und die professionelle Hilfe wirklich braucht. Er muss die Hilfe annehmen können und verstehen, dass er eine langjährige Therapie braucht. Da kannst du leider nicht viel machen. Du kannst nur für ihn da sein, wenn er dich braucht.
Für dich allein musst du jetzt entscheiden, ob du das Leben so mit ihm weiterleben kannst oder ob du es für dich jetzt lieber beenden möchtest. Wenn du ihn unterstützen möchtest kannst du auch mal bei der Suchtberatung anrufen. Die haben auch noch Tipps wie man als Angehöriger besser damit umgehen kann.

Ich wünsche Dir alles Gute
Michelle