Problem von Anonym - 19 Jahre

Willenlos

Hallo liebes KuKa-Team,

ich weiß ehrlich gesagt nicht so recht, wo ich anfangen soll und ich komme mir irgendwo auch ein wenig albern vor, mich an euch zu wenden, denn ich habe eig keine "richtigen" Probleme bzw keine, die nicht jeder in meinem Alter hätte. Ich bin 19, habe im Juni mein Abi gemacht, lebe bei meinen Eltern und habe seit 7Monaten einen Freund, der allerdings nicht in meiner Stadt wohnt. Ich bin gerade sehr mutlos, wegen der Situation in meiner Beziehung und weil ich nicht weiß, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Selbstverständlich kann mir niemand diese Entscheidung abnehmen, das erwarte ich von niemandem, aber es ist leider so, dass ich noch nie für irgendetwas hart arbeiten musste. Das mag sich arrogant anhören, so ist es aber nicht gemeint, in der Schule ist mir eben immer alles zugeflogen. Ich habe mich bis zur 10. Klasse auch ein wenig bemüht, aber nie für mich, ich wollte immer die Beste sein, um irgendwie auch an Liebe und Anerkennung zu gelangen. Irgendwann hab ich eingesehen, dass ich durch gute Noten keine Liebe bekomme und bin ins andere Extrem verfallen. Ich hab mich für mein Abi aus unbewusstem Trotz gar nicht mehr angestrengt, es aber mit Glück noch auf einen Schnitt von 2,9 geschafft. Nun stehe ich da. Keine Ahnung wohin, das Gefühl sowieso nichts durchhalten zu können, mir selbst nicht wichtig genug zu sein, um auch mal was für MICH erreichen zu wollen, und nicht nur, um immer Anerkennung von außen zu bekommen. Ich fühle mich, als ob ich gar keinen Willen, keinen Ehrgeiz, keine Motivation hätte. Ich habe mich an einer Uni für ein einziges Fach beworben, weil es das einzige ist, was mich etwas locken konnte und bin an dem NC gescheitert, deswegen erwähnte ich auch meinen Abischnitt...möchte zwar jetzt warten, weil ich mich so darauf eingeschossen habe, aber irgendwie nagen an mir tausend Zweifel. Ob sich das Warten lohnt, ob mir das Studium dann gefällt, ob ich dann nicht zu alt bin, wenn ich ins Arbeitsleben trete, ob ich durchhalte, ob es das ist, was ich WIRKLICH will...Garantien gibt es nicht im Leben...aber wieso haben manche Menschen so eine verdammte Sicherheit mit dem, was sie tun, ein Vertrauen und andere nicht? Ich hab sogar Angst davor, auf der Strasse zu landen, weil ich ganz tief in mir drinnen eine tiefe Resignation und Lustlosigkeit verspüre, eine Unfähigkeit mich für irgendetwas einzusetzen. Das fühlt sich so schlecht an....als ob ich nicht wirklich leben würde. Ich denke oft, dass ich immer irgendwie abhängig sein werde und habe Angst keine Kontrolle über mein Leben zu haben.

Die andere Sache ist mein Freund, und die Situation belastet mich sogar noch mehr als die Orientierungslosigkeit, wie ich etwas beschämt zugebe. Sogar eine Beziehung ist mir wichtiger als mein Leben! Ich mache mich lieber emotional von jmd "abhängig", anstatt mich um mich zu kümmern. Dabei tue ich ihm und mir damit unrecht, denn bis jetzt lief alles super und wir haben uns viel geben können.
Er ist mom mit seiner Diplomarbeit beschäftigt und hat superwenig Zeit für mich. Ich habe ihm schon so oft gesagt, dass ich das aushalte und ich ihn trotzdem liebe, auch wenn er gerade viel anderes im Kopf hat. Bis vor 2 Wochen war das alles super, er hat sich trotz "Gefühlsarmut" (er sagt wenn er so viel Stress hat, kann er sich nicht auf seine Gefühle einlassen) bemüht, mir sehr zu zeigen, dass er mich trotzdem liebt. Naja, letztes WE ist er umgezogen, ich habe ihm dabei geholfen, und dabei ist null Nähe aufgekommen, sexuell war es auch ein Fiasko. Am Sonntag haben wir uns getroffen und uns sehr gestritten. Er hat mich verletzt mit einigen Vorwürfen, die er mir gemacht hat. Er hat gemeint, ich sei ihm zu passiv in der Beziehung und beim Sex. Er hat zwar tendenziell recht, aber vorher hat er so oft gemeint es würde ihm nichts ausmachen, dazu kommt dass ich mich sehr bemüht habe, mich anders zu verhalten, aufgeschlossener zu sein, und er meint das hätte er auch bemerkt und fände es sehr schön. Ich soll seine Kritik nicht so ernst nehmen, weil er sie in Wut gesagt hat...Das eig Problem ist, dass er Angst hat, wir würden uns entfremden, er hat Angst, dass ich ihm gleichgültig werde (davor habe ich ebenfalls große Angst)...er macht sich so viele Sorgen und egal, was ich zu ihm sage, wieso vertraut er mir nicht, dass ich ihn liebe, wieso vertraut er UNS nicht? Es verletzt mich und langsam steckt er mich an...Ich habe wahnsinnige Angst ihn zu verlieren und so langsam vermisse ich doch die Zeit, in der er mir deutlich gezeigt hat, dass er mich wahnsinnig liebt. Ich halte mich eben daran fest, dass der Stress irgdwann vorbei sein und alles beim Alten sein wird. Ich glaube es könnte alles so laufen, aber ich habe Angst davor, dass er mit seiner Angespanntheit und seinen Zweifeln viel kaputt macht, viel Vertrauen, viel Gefühl. Was soll ich da tun? Soll ich ihn in Ruhe lassen? Soll ich alles tun um Kontakt zu ihm zu halten, auch emotional, obwohl von ihm nicht viel zurückkommen kann?
Das war bis jetzt kein Problem, aber jetzt bin ich durch die letzten Treffen und den Streit eben selber verunsichert und verletzt.... :-(

Ich fänds schön, wenn ihr mir helfen könntet....ganz liebe Grüße

Anwort von Sabine

Hallo!

Viel helfen kann ich Dir leider nicht, aber es ist schön, dass Du uns geschrieben hast. Ich denke, durch das Schreiben der Mail hast Du selber auch noch einmal gründlich über die Situation nachdenken können und bist vielleicht schon von alleine auf eine Lösung gestoßen.
Trotzdem möchte ich Dir noch ein paar Worte schicken.
Im Grunde brauchst Du nicht viel tun. Du solltest Deinem Bauchgefühl folgen. Die gemängelst, dass er Deiner Liebe nicht traut oder daran glaubt und im Grunde bist Du es doch (wie es in Deiner Mail klingt) die an sich zweifelt. Er glaubt mit Sicherheit an eure Liebe, denn sonst wäre er fort. Es ist stressig im Moment um euch und ihr braucht beide viel Geduld. Schreibe ihm, rufe ihn an oder besuche ihn, wenn es Dir möglich ist und Du ihn vermisst. Lass ihn wissen, wann Du ihn vermisst und wenn Du das Gefühl hast es ihm sagen zu wollen. Versuche nicht in seine Gedanken einzusteigen. Du kannst nur wissen, was er Dir sagt, aber nicht in ihn hineinversetzen. Wenn Dir danach ist ihm zu sagen, dass Du ihn lieb hast oder ihn in den Arm nehmen möchtest, dann tu es. Dabei kann man nichts falsch machen. Es sind nämlich Deine wahren Gefühle und die sollte man nicht unterdrücken. Was Du fühlst und was Du möchtest, was Dich glücklich macht. Das ist es doch, was zählt und was Dir Stärke gibt. Nur wenn Du an Dich selber glauben kannst, dann kann auch er an Dich glauben.

Lieben Gruß