Problem von D. - 20 Jahre

Drogen verändern meinen besten Freund zum emotionslosen Wesen

Liebes Forum,

ich habe nun seit geraumer Zeit ein ernstzunehmendes Problem mit meinen inzwischen ehemals besten Freund.
Leider weiß ich nicht wo ich anfangen soll. Ich probiers einfach...

Also seit längerer Zeit, in etwa Anfang diesen Jahres (2009) geraten wir des Öfteren in persönliche Streitigkeiten. Mir wird vorgeworfen ihn wie ein kleines Kind zu behandeln und ich bemängele sein Unvermögen seine Versprechen einzuhalten und sich für andere Leute zu verstellen.
Auch gibt er selbst zu, sich anderen Leuten anzupassen und somit nicht 100%ig er selbst zu sein.

Seine Vorwürfe stimmen tatsächlich, dennoch ist er leider zu oft zu betrunken und zu bekifft, sodass er häufig falsche,übereifirge Entscheidungen trifft oder Leute mit seinen Verhalten verletzt.

Das ist das nächste Problem, nämlich dass er meines Erachtens mit dem ganzen Konsum an Zigaretten, Alkohol und Gras in eine Scheinwelt flüchtet.
Laut seinen eigenen Aussagen kann er dann leichter Dinge vergessen und fühlt sich befreiter und kreativer. Ihm zu sagen dass man sich seinen Problemen stellen muss, bedeutet für ihn nur sinnloses "serious talking", da er lieber "Chillen" will .
Er redet nur noch von "Chillen" ( = Relaxen). Alles chillt nur noch (sitz, steht, liegt) oder ist chillig (gut) bzw. ungechillt (schlecht). In jedem zweiten Satz.
Unsere Freunde halten sich da raus und sagen auch nix zu ihm. Wenn ich ihm erzähle, dass ich mir Sorgen mache und das schon meine guten Absichten deutlich macht, wirft er mir trotzdem vor nur Schlechtes zu wollen und ihn unnötig zu stressen.

Fairerweise muss ich eingestehen, dass auch ich 'ne ganze Zeit mit ihm zusammengekifft habe, es allerdings mit der Zeit sinnlos, langweilig und stupide fand. Vor allem weil ich immerwieder bemerkt habe, wie er sich erst dann fröhlich und unbeschwert fühlen konnte. SO wollte ich nicht werden.

Er bezeichnet mich auch immer wieder als seine einzige Bezugsperson. Wenn er drauf ist und es ihm schlecht geht, dankt er mir, dass ich immer für ihn bisher da war und sagt dass er was ändern müsste.
Wenn er allerdings sein Hochgefühl bekommt, dann fühlt er sich immer richtig "Hip-Hop" ( O-Ton) .
Da wir beide sogenannte "HipHopper" sind, will er sich immer in einem Sprachduell/ Battle messen und macht mich dumm an.
Wenn ich dann zurückgifte, ist er dann plötzlich stinksauer und einmal wo ich ihm richtig die Meinung gegeigt habe (mir wurde empfohlen das so zu machen, da ich so wohl eher zu ihn vordringen könnte) ist er so dermaßen ausgerastet, dass er mich schlagen wollte und es sicherlich getan hätte, wäre niemand dazwischengegangen.

Als er sich dann in eine gemeinsame Freundin von uns verliebt hatte, und sie anfänglich auch etwas für ihn empfand, wars kurze Zeit in Ordnung da er seinen Liebeskummer scheinbar an mir ausladen konnte statt seines Frustes.
Da unsere Freundin allerdings ebenso, unabhängig von mir*, feststellen musste wie er sich verändert hat, wollte sie nix mehr von ihm und fand auch bald jemand anderen.
* ( Sie wohnt in einer völlig anderen Ecke Deutschlands)

Da wir jedoch schon seit längerer Zeit ein Treffen auf einem Musik-Festival geplant hatte, wollte er die ganze Geschichte mit ihr dort persönlich klären bzw. "wenns halt nix wird, könnte er sie auch einfach ne Runde knallen und das wars dann halt" ( O-Ton).
Es kam zu nix von beidem da er auch wieder den Großteil des Festivals bekifft war, obwohl er für sie generell aufhören wollte.

Auch fand er das Festival als einziger von uns schlecht, weswegen er auch die ganze Zeit stillschweigend herumsaß und sich zu nix begeistern lassen konnte.

Seit geraumer Zeit beschäftige ich mich nun seinetwegen mit allenmöglichen Medien die mir sein gesamtes Verhalten erklären könnten.
Von A wie Amotivationales Syndrom bis Z wie Zwanghaftes Verhalten. Ich habe versucht über meine Enttäuschungen und Schmerzen hinwegzusehen und mit ihm über sich zu reden aber er blockt nur noch ab.

Um dann irgendwann selbst etwas von der ganzen Sache loszukommen und seine Schnoddrigkeiten weniger ernst zu nehmen, hab ich ihn auch, wie er sich selbst gewünscht hat, die Freundschaft gekündigt.
Dennoch finde ich, dass ich ihn damit irgendwo alleine lasse, da er sonst wirklich fast keine engeren Freunde hat, auch wenn er dies oft beteuert und irgendwelche Namen nennt, die selbst noch nichts davon wissen, dass sie so gut mit ihm befreundet sein sollen.
Da es in seiner Familie bereits Drogenmissbrauch gab, traue ich mich auch nicht mit seinen Eltern darüber zu reden.

Ich weiß nicht mehr was ich noch tun kann um seinen weiteren menschlichen und geistlichen Verfall ( er vergisst sehr sehr viel) zu stoppen.

Auch wenn das jetzt unsagbar dumm klingt, aber wer kann mir helfen, wenn auch nichtmehr die Freundschaft, den Menschen und das was er mal war, in ihm zu retten ?
(Ich hoffe das reicht als "ausführlich" )

Anwort von Sabine

Hallo D.,

innerlich ziehe ich gerade den Hut vor Dir und Deiner Kraft, die Du in eure Freundschaft steckst. Du schreibst zwar, dass Du ihm die Freundschaft gekündigt hast, da er sich so fallen lässt, aber egal ist es Dir trotzdem nicht, sonst hätten wir Deine Mail nicht bekommen.

Ich möchte mal versuchen Dir ein wenig zu helfen zum ersten allein durch den Punkt, dass ich Dir jetzt zugehört habe und mich Deinem Problem angenommen habe. Wie oben schon gesagt, bewundere ich Deine Stärke und Deinen Mut.

Nun aber zu Deinem Freund:
Du beschreibst, dass er sich täglich vollkifft und auch gar nicht mehr ohne Drogen leben will. Du schreibst, dass er gesagt hat,dass er vergessen will und lieber auf einer Wolke schwebt, als am realen Leben teil zu nehmen. Es gibt einigen Möglichkeiten, warum er so handelt und so denkt. A) Er ist vielleicht einfach nur dumm B) Er kennt es nicht anders, weil er damit aufgewachsen ist. Du hast geschrieben, dass seine Eltern auch konsumieren. C) Er hat Schreckliches erlebt und ist nie damit klar gekommen und versucht so zu vergessen. D) Die Sucht hat ihn längst besiegt, was anfangs nur ein Konzum zum Vergessen war. Ich kenne ihn nicht und kann es nicht beurteilen, aber was Du von ihm schreibst, erschrickt mich schon ein wenig, denn inzwischen scheint es ja ein Dauerzustand zu sein und mit der Zeit wird er daran sterben können, denn ein Körper macht es nur einige Zeit mit. Diese Problematik mit ihm zu besprechen scheint - wie Du es beschreibst - völlig aussichtslos, denn das reale Leben scheint er nicht mehr zu erkennen. Seine Eltern können reagieren und für Hilfaktionen aktiv werden. So schwer es Dir auch fällt mir ihnen zu sprechen, aber sie können einiges mit ihrer Zustimmung bewegen, damit ihm geholfen werden kann.
Um zu verstehen, was in einem Menschen vorgeht, der regelmäßig Drogen konsumiert und welche Möglichkeiten man hat um zu helfen, könntest Du Dich mit einer Drogenberatungsstelle in Verbindung setzen (persönlich oder telefonisch) und Dich einmal beraten lassen. Wenn ich es richtig verstanden habe, kannst Du mit Deinem Freund gar nicht sprechen, da sein Konsum zum Dauerzustand geworden ist. Er selber kann wahrscheinlich gar nicht mehr realisieren, was mit ihm passiert, oder dass er sich gerade selber kaputt macht. Er schwebt nur noch und wenn Du ihm sagst, dass Du ihm die Freundschaft kündigst, dann nimmt er es auch leicht, denn er schwebt ja und muss sich nicht mit Problemen befassen. Eine Schwäche, die er nicht verarbeiten kann.

Wie gesagt, versuch es einmal über eine Beratungsstelle. Ich bin kein Fachmann, dass ich Dir sofort eine Lösung bieten kann. Wir sind da um zuzuhören und vielleicht den erstan Anstoß zu geben um etwas zu bewegen.

Trotz alle dem, ich bewundere Deine Stärke und ziehe innerlich den Hut vor Dir. Ich wünsche, dass Du in dieser Sache weiterkommst und gern kannst Du Dich dann wieder bei uns melden.

LG, Sabine