Problem von Jens - 30 Jahre

keine Identität mehr

So, ich fang mal einfach an. Meine Kindheit ist im wesentlichen bis zu meinen 5/6 Lebensjahr normal verlaufen. Nichts aufsehen erregendes, aber normal. Aber nach meiner Einschulung hat sich mein Leben irgendwie zum Negativen verändert. In bin immer mehr in mich selber gekehrt geworden. Bis zu meinem Schulwechsel auf Gymnasium bzw. die ersten 2 Jahre danach ist das auch nicht groß aufgefallen, da ich von meinen damaligen Freunden quasi noch mitgeschleppt wurde. Letztendlich haben die sich aber doch von mir abgewandt, da meinerseits keine Erwiderung kam (logischerweise). Meinen Eltern ist die Situation als solche aufgefallen, Sie konnten mir aber nicht helfen, da Sie dazu gar nicht in der Lage waren. Sie haben zu diesem Zeitpunkt selber angefangen sich in Ihrem Eigenheim einzuspinnen und den Kontakt nach Außen abzubrechen. Sie haben ihren Freundeskreis vernachlässigt und das ganze so lange schleifen lassen, bis Sie sich fast komplett selber isoliert hatten und nur noch sich und die Familie (meine Schwester & ich) hatten.

So ist es im Endeffekt dazu gekommen das ich nach Schulende und in den Ferien komplett mir selbst überlassen war (Eltern stark berufstätig). Es war für mich zu diesem Zeitpunkt aber gar nicht schlimm, da ich auch keinen Kontakt wollte. Einerseits weil ich aufgrund meiner Einstellung so wieso oft gehänselt wurde und andererseits so viele Hobby hatte mit denen ich allein glücklich sein konnte. Ich war da vielfältig, Lesen, Modellbau, PC-Spiele, alles Sachen die man alleine machen kann.

Es war zwar im Endeffekt nicht so, das ich komplett keine Freunde hatte, aber ich hatte nur in der Schule 2 Freunde die ich als solche bezeichnen konnte. Bereits damals hab ich das nicht fertig bekommen mich mit den Leuten ?privat? zu treffen (was jetzt im Berufsleben auch nicht anders ist).

Außerdem ist da schon stark zu Tage getreten, das ich einfach nicht in der Lage bin Kontakte, Freundschaften aufrecht zu erhalten. Ich hab das wohl leider so von meinen Eltern übernommen.

Nach der Schule hat sich die Situation zeitweise geändert, da ich über meine Schwester Kontakt zu Leuten bekommen habe. Es war eine schöne Zeit, die sich über fast 4 Jahre ersteckt hat (Party, Disco, Ausflüge, alles was dazu gehört). Es ist nur im Endeffekt immer so gewesen, das ich mir wie ein Anhängsel vorgekommen bin. Ich hab mir das nicht ?nur eingebildet?, es gab leider genug Situationen wo das deutlich zu Tage getreten ist. Ich habe dort auch meine Frau kennengelernt. Aber es war quasi so, das es niemanden gestört hätte wenn ich nicht da gewesen wäre (ich habe mich auf gewisse Weise an die Leute angehängt).

Geendet hat das praktisch dadurch, das meine Frau und ich aufgrund der wirtschaftlichen Lage nach Ende Ihrer Ausbildung nach Hamburg gezogen sind. Auch hier hat sich gezeigt das ich nicht in der Lage bin Brücken aufrecht zu erhalten.

Durch meinen neuen Job bin zu einem totalen Workaholic ?verkommen?. Bei 11-12 Std. täglicher Arbeit hab ich keine Zeit fürs Privatleben gehabt, was im Endeffekt aber nicht schlimm war. Ich hatte auf Arbeit Kontakt zu Menschen die ich mochte, hatte Anerkennung bekommen, ein hohes Selbstwertgefühl. Für mich war es wahrscheinlich auch eine Möglichkeit meinem leeren Privatleben zu entkommen (trotz zwischenzeitlicher Heirat entfernten sich meine Frau und ich uns immer mehr voneinander).

Im Endeffekt ist nun folgendermaßen gekommen:
- den Job hab ich aufgrund der Wirtschaftkrise verloren
- der neue macht mir nicht halb so viel Spass
- meine Frau hat sich emotional soweit von mir entfernt das wir von Scheidung sprechen
- mir macht nichts mehr Spass, meine alten Hobbys interessieren mich nicht mehr
- weiss nichts mit mir anzufangen
- starke Angst meine Frau zu verlieren
- Angst der totalen Vereinsamung, da sämtliche privaten Kontakte in Hamburg über meine Frau gelaufen sind
- Kann nicht in den Schoß der Familie zurückkehren, weil keiner von denen das Problem auch nur ansatzweise versteht

ICH FÜHLE MICH KOMPLETT ALLEIN UND EINSAM, OHNE IDENTITÄT.
Wie eine leere Hülle, eine Puppe die funktioniert weil Sie funktionieren muss.

Ich versuche im Moment in eine Psychotherapie zu kommen, ich weiß das ich dringend Hilfe benötige, aber ich muss noch min. 1-2 Monate warten, bevor ich meinen Therapieplatz bekomme.

Könnt ihr mir vielleicht sagen was ich in der Zwischenzeit machen kann?????
Der Gedanke an Selbstmord drängt sich immer mehr in mein Gedächtnis, aber ich will leben. Möchte Freunde haben, ein soziales Umfeld ? als das was ich bisher nicht hatte.

Das Problem liegt zu großen Teil bei mir, das weiß ich. Aber es reicht nicht aus um eine Lösung herbei zu führen.

Habt schon mal vielen Dank im Voraus
Liebe Grüse
Jens

Anwort von Verena

Hallo Jens,
versuche mit Deiner Frau zu sprechen zeige Ihr das sie Dir noch wichtig ist und Du bereit bist alles zu tun.Macht gemeinsam eine Paartherapie evtl bei einer Einrichtung wie Caritas oder Kirchseelsorge,oder meldet euch erstmal gemeinsam in einem Tanzkurs an nur damit Ihr gemeinsam etwas tut und suche dir neben dem arbeiten schon etwas neues etwas was dir wieder mehr Spaß macht.
Das sind alles Dinge die Du jetzt erstmal tun kannst bis Deine Therapie ist.
Viel Glück und einen lieben Gruss Verena