Problem von Anonym - 20 Jahre

Bald Fernbeziehung

Hallo,
ich weiß, dass ich wahrscheinlich schon ein bisschen Alt bin für dieses Forum, aber ich brauche mal einen guten Rat.
Mein Freund, mit dem ich jetzt ziemlich genau 3 Jahre zusammen bin, zieht in 2 Wochen in eine andere Stadt (wegen FSJ). Es ist eine Entfernung von 150 Kilometern. Danach wird er wahrscheinlich auch nicht wieder kommen, weil er im Anschluss studieren will. Ich bin durch eine Ausbildung an unseren alten Wohnort gebunden.
Ich will einfach mal wissen, wie realistisch es ist, dass so etwas gut gehen kann. Wir haben beide keinerlei Erfahrungen mit Fernbeziehungen und sind auch eher Menschen, die sich oft gesehen haben. Wir haben uns mehrmals wöchentlich gesehen und es ist uns schon schwer gefallen, wenn wir uns mal ein Wochenende nicht sehen konnten. Ich habe Angst, ihn zu verlieren, denn nun merke ich, wie sehr ich ihn liebe.

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo,

eine Fernbeziehung muss noch lange nicht das Aus einer Beziehung sein. Es gibt so viele Leute, die eine solche Beziehung führen und glücklich dabei sind. Natürlich müsst ihr euch erst mal daran gewöhnen. Aber wenn man sich liebt, dann nimmt man auch mal solche Trennungen in Kauf. Wie lange diese Trennung dauern wird, könnt ihr heute noch nicht sagen, das muss erst die Zeit zeigen. Wenn du mit deiner Ausbildung fertig bist, findet sich ja vielleicht ein Job in der Stadt, in der dein Freund jetzt wohnt? Und 150km sind ja auch nicht sooo weit.

Schau doch mal hier, vielleicht ist das ja was, was euch beiden hilft:
http://www.gelingende-fernbeziehung.de/

LG Jeanett

Hier ein Beitrag vom SWR:
"Flexibilität und die Bereitschaft, wegen des Jobs an einem Ort weit entfernt vom Partner zu wohnen, gehören heutzutage fast zum Standardprogramm. Eine Fernbeziehung zu führen, das ist für viele Paare trotzdem nicht selbstverständlich und stellt eine große Herausforderung dar. Menschen mit Fernbeziehung entwickeln daher ihre eigenen Strategien, um die Situation gut zu bewältigen. Einige "Tricks" von Fernbeziehungserprobten haben wir für Sie gesammelt - vielleicht helfen Sie auch Ihnen. Wichtig ist: Probieren Sie aus, womit Sie sich selbst am wohlsten fühlen. Denn nicht für jedes Paar gelten dieselben Regeln.

Egal, ob man sich jedes Wochenende sieht oder nur zweimal im Jahr, weil der Partner im Ausland arbeitet - kleine Rituale oder Aufmerksamkeiten können der Fernbeziehung helfen: eine Kleinigkeit, wie etwas Süßes oder einen Liebesgruß, in die Reisetasche packen, regelmäßig eine Postkarte oder einen Brief schreiben, hin und wieder ein Päckchen mit Knabbereien, Fotos oder Ähnlichem schicken und für besondere Gelegenheiten auch mal Blumen organisieren. Für viele ist der kurze Guten-Morgen-Gruß per Telefon oder das Gute-Nacht-Telefonat ganz wichtig.
Erinnerungszettel mit Stichworten

Das richtige Maß an Kommunikation sollte jedes Paar selbst austesten. Wenn es für einen der Partner entscheidend ist, jeden Tag miteinander zu sprechen - wenn auch nur, um kurz "Hallo" zu sagen - ,dann sollte der andere diesem Bedürfnis möglichst entgegenkommen. Falls man nicht jeden Tag telefoniert, kann man sich beispielsweise einen Zettel mit Stichpunkten neben das Telefon legen, um nichts Wichtiges zu vergessen. Denn den Anderen am Leben teilhaben zu lassen, damit er jederzeit auf dem Laufenden ist, was Gedanken, Gefühle und Erlebnisse betrifft, kann die räumliche Distanz überbrücken.

Wenn man weiß, dass man in nächster Zeit eine Fernbeziehung führen wird, kann man sich schon vorab um den günstigsten Telefontarif kümmern. Wer eine Flatrate hat, kann über Skype beispielsweise kostenlos telefonieren - auch ins Ausland. Und mit einer Webcam an jedem Computer ist es sogar möglich, sich dabei in die Augen zu schauen. Allerdings kann es auch schmerzhaft sein, ständig den oder die Liebste vor sich zu haben, wenn man in Wirklichkeit tausende von Kilometern voneinander entfernt ist. In diesem Fall kann man die Kamera ja einfach mal ausgeschaltet lassen.
Für Vieltelefonierer

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Gegenseitiges Vertrauen ist entscheidend, denn sonst kommen vielleicht unangenehme Phantasien auf, wenn der Partner spätabends das Telefon nicht abnimmt. Unkende Mitmenschen, die der Beziehung aufgrund der Ferne nichts Gutes prophezeien, sollte man einfach ignorieren, wenn man selbst fest davon überzeugt ist, dass der Partner es wert ist, zunächst auf Vieles zu verzichten. Der feste Glaube an die Chance, dass beide irgendwann jeden Tag beieinander sein können, stärkt meist das Durchhaltevermögen.
Fetzen fliegen lassen

Probleme sollte man immer gleich ansprechen und nicht vertagen, weil die Stimmung darunter leiden könnte. Trotz wenig gemeinsamer Zeit können ruhig auch mal am Telefon oder am Wochenende die Fetzten fliegen. Vielleicht ist man beim Streiten aber auch nachsichtiger, weil die Zeit so kostbar ist.

Wer sich selten sieht, könnte darüber nachdenken, die wenige wertvolle Zeit mit dem Partner möglichst von Haushaltsverpflichtungen freizuhalten. Man könnte beispielsweise bereits donnerstags den Hausputz erledigen. Das steigert die Vorfreude: Der letzte Countdown, bis er oder sie kommt, wird damit eingeleitet.

Mit den Erwartungen ist es allerdings manchmal schwierig: Man reist an mit einer riesigen Vorfreude, kommt aber aus einer stressigen Woche und ist oft - trotz erfreuten Herzens - erschlagen, müde, und gestresst. Deshalb ist es manchmal sinnvoll, etwas Übergangszeit einzuplanen und tolerant zu sein, wenn der Partner auch mal abgeschlagen oder schlecht gelaunt ankommt.
Ein neutraler dritter Ort

junge Frau telefoniert mit Handy in einem Café vor Plakaten mit chinesischen Schriftzeichen

* "Ich wollte dir noch sagen ..."

Wenn man sich dann sieht, sollte man die Zeit nicht zu voll mit Unternehmungen packen, sondern auch noch ein bisschen gemütliche Zeit zu zweit einplanen. Das fällt manchmal schwer, ist aber wichtig, denn sonst hat man am Ende der gemeinsamen Zeit zwar viel gesehen, aber nicht unbedingt viel voneinander gehabt. Sich gegenseitig vom Bahnhof oder Flughafen abzuholen und auch wieder hin zu bringen, gibt der verbrachten Zeit einen gemeinsamen Rahmen.

Um der Diskussion entgegenzuwirken, wer wann, wie oft "dran ist" mit Besuchen, kann man sich hin und wieder an einem neutralen dritten Ort treffen, bei dem beide anreisen müssen. Das mag zwar kostspieliger sein, aber viele "Fernbezieher" können es verschmerzen, weil oft beide einen Job haben.
Kitschig schöne Sehnsuchts-SMS

Grundsätzlich hilft es sicher, wenn man optimistisch bleibt und nicht ständig betont, wie schlimm die räumliche Trennung ist, sondern sie annimmt. Wenn das "Räumlich-getrennt-sein" eine vorübergehende Phase bleibt, kann man ihr sogar etwas Positives abgewinnen: Man lernt dabei viel über sich selbst. Und wenn man auch alleine bestens zurecht kommt, gibt das der Beziehung Balance. Manchmal führt die räumliche Trennung sogar zu einer bewussteren Wertschätzung des Anderen, als wenn man in der Alltagsroutine nebeneinander her lebt und die ständige Verfügbarkeit längst zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Also nicht zu viel jammern - lieber kitschige Sehnsuchts-SMS schreiben. Das ist viel schöner.

Autorin: Inga Räuschel "