Problem von Jule - 42 Jahre

Tun oder nichts tun?

Liebes Team,

ich, Mutter zweier fast erwachsener Töchter, bin total erschöpft und mit meiner Kraft am Ende. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, versuche mich kurz zu fassen.

Angefangen hat alles vor etwa 3 Jahren, als ich die Scheidung einreichte und ein wahrer Krieg begann. MeinExmann und ich lebten vorher 10 Jahre getrennt und haben uns gut verstanden. Nach Einreichung der Scheidung wandte sich das Blatt allerdings dramatisch.

Ich suchte das Gespräch zu meinem Lebensgefährten, wir leben nicht zusammen. Wir hatten bis dato eine, aus meiner Sicht, sehr schöne, liebevolle Beziehung. Ich bemerkte nach einiger Zeit Veränderungen an ihm, er wich mich häufig aus, war oftmals "pampig" und ein Gespräch wurde immer schwieriger.

Ich kam dahinter, dass er seit einiger Zeit ein Verhältnis hat und mir zog dies nun den Boden unter den Füßen weg. Ich litt wie ein Tier, mir tat alles weh. Jedoch fanden wir wieder zusammen und er versprach mir, er habe sich für mich entschieden.

Die Frage nach dem Grund für seinen Seitensprung beantwortete er mir damals so: "Ich wollte meine Ruhe haben!"

Da ich an mir arbeiten und diese Geschichte aufarbeiten wollte, suchte ich mir professionelle Hilfe, die ich bis heute in Anspruch nehme. Allerdings nur in Form von "Krisengesprächen", keine wirkliche Therapie.

Mein Lebensgefährte sprach nie wirklich über diese Affaire, schwieg sich aus und meint, man muss die Vergangenheit ruhen lassen.

Mein Vertrauen in ihn ist allerdings so gestört, dass ich, wenn ich bei ihm bin, keine wirkliche Ruhe finde.

Anfang diesen Jahre musste ich aus gesundheitlichen Gründen meine Arbeit aufgeben und bin seit dieser Zeit zu Hause. Die Probleme mit meinem Exmann reissen nicht ab, es geht nun um den Unterhalt der Kinder, den er nicht mehr zahlen möchte und ich stehe finanziell am Abgrund. Ich hangele mich Woche für Woche durch und hoffe immer inständig, es geht nichts kaputt oder etwas muss angeschafft werden.

Im Oktober darf ich nun endlich in eine Kur.

Nun hat sich mein Freund total zurück gezogen, meint, alles ginge ihm auf den Geist, mein "Zustand", meine Sorgen...er wolle unsere Beziehung "lockerer" sehen. Ich kann überhaupt nicht damit umgehen, dass er mich in der größten Krise meines Lebens alleine lässt und seiner Wege geht. Beziehungsweise warten möchte, bis ich wieder "normal" bin.

Gespräche finden kaum statt....wenn dann erzähle ich und er hört schweigend zu. Meistens endet das Gespräch nach wenigen Minuten, weil ich resigniere.

Er kann oder will mir nicht erklären, was der Grund für seinen Rückzug ist.
Es gäbe keinen, sagte er mir. Ich befürchte jedoch, dass wieder eine andere Frau dahinter steckt. Frage ich ihn danach, verneint er dies.
Ich hab versucht ihm zu erklären, dass ich ihn sehr brauche, aber nicht warten kann, bis er seine Auszeit genommen hat. Aber loslassen kann er mich auch nicht. Er ist total ambivalent.

Heute abend am Telefon jammerte er "ich brauche dringend Urlaub!" Ich hatte ihn Anfang des Jahres gefragt, ob wir im Sommer mal zusammen verreisen. Er bejahte dies.

"Eigentlich hab ich aber auch keine Lust, wenn ich weiß, dass du dann wieder beleidigt bist!" meinte er, als ich ihm sagte, dass ich bedauere, dass er alleine verreisen will.
Dann sagte ich ihm, dass ich sein Gejammer nicht mehr hören kann und er fahren soll. Meine Güte, ich bin richtig sauer!

Er versteht nicht, dass es mir gut tun würde, wenn er für mich da wäre, ich das Gefühl hätte, da ist jemand, der mit mir kämpft und es mit uns wieder bergaufgeht. Statt dessen sitz ich hier, seit vielen Wochen alleine und fühle mich fallengelassen, wie eine heiße Kartoffel.

Ich würd ihn gern loslassen, habe aber momentan so wenig Kraft, dass mich die Trauer noch zusätzlich belasten würde. Bis ich in Kur fahre, dauert es noch so lange und ich weiß wirklich nicht, wie ich diese Zeit überbrücken soll.

Ich habe liebe Freundinnen, die ihn allesamt nicht verstehen und es nicht fassen können, wie er sich verhält.

Ich bin wahrlich kein jammerndes Etwas, ich versuche hier mit allen Mitteln es mir gut gehen zu lassen. Ich habe nur viel zu lange über meine Verhältnisse gelebt und meine Energie nicht wohl dosiert eingesetzt.

Nun weiß ich wirklich nicht mehr, was ich tun soll...oder lieber nicht tun soll

Danke fürs Zulesen

Jule

Jeanett Anwort von Jeanett

Hallo Jule,

du bist wahrscheinlich im Moment zu sehr unter Druck als dass du noch mehr Stress vertragen könntest, die eine Trennung von deinem Lebensgefährten mit sich bringen würde.

Ich rate dir deshalb, zieh dich einfach ein wenig zurück. Du möchtest mehr Zuwendung und Verständnis von deinem Lebensgefährten. Blöderweise sind Männer dazu oftmals einfach nicht fähig. Wie war das denn früher bei euch beiden? War die Beziehung nur deshalb liebevoller, weil du keine Probleme mit ihm diskutiert hast und alles in Ordnung war?

Ich glaub, in deinem momentanen Zustand ist es nicht gut für dich, dass du herauszufinden versuchst, worauf seine Veränderung zurückzuführen ist. Du solltest erst mal zur Ruhe kommen und dich um dich selbst kümmern. Und dazu kannst du keinen Mann gebrauchen, der ohnehin nicht richtig zu dir steht, egal ob es nur vorübergehend ist oder nicht. Du kannst im Moment einfach nicht auf ihn zählen, also zieh dich von ihm eine Weile zurück, vertrau ihm keine Sorgen mehr an, bleibt reserviert. Das heißt nicht, dass du den Kontakt abbrechen sollst, aber sei einfach reserviert, um dich vor weiteren Enttäuschungen zu bewahren.

Und dann nimmst du deine Kur in Anspruch, kommst vielleicht etwas zum Nachdenken und gewinnst eine völlig neue Sicht auf die Dinge. Mit Abstand betrachtet sieht alles anders aus und es finden sich vielleicht Lösungen, auf die man vorher nie gekommen wäre.

Ich wünsch dir alles Gute!
Liebe Grüße, Jeanett