Problem von Anonym - 23 Jahre

Kein Platz für mich?

Hallo!
Ich bin seit 8 Monaten mit meinem Freund zusammen. Ich liebe ihn sehr und er macht mich eigentlich auch glücklich, aber es gibt dennoch ein Paar Probleme, mit denen ich momentan nicht klar komme. Also er ist geschieden und hat aus dieser Ehe zwei Kinder (4, 6) die er sehr liebt. Er kümmert sich auch rührend, hat sie fast jedes Wochenende bei sich und meist auch eine Nacht unter der Woche. Ich komme mit den beiden Mädels auch wunderbar aus und sie freuen sich auch wenn ich komme. Aber immer wieder schließt er mich aus. Zumindest kommt mir das so vor. Er sagt er liebt mich und er braucht mich und das er die Zeit genießt, zu zweit, zu dritt (er und seine Kinder) aber auch zu viert. Aber jetzt habe ich Urlaub und er auch und ich dachte wir können mal ein paar Tage wenigstens entspannen zu zweit. Aber war total angespannt und hatte ein schlechtes Gewissen seinen Kindern gegenüber weil er wegfährt und war insgesamt irgendwie woanders hatte ich das Gefühl. Ich finde es ja toll das er sich so um seine Kinder kümmert und sorgt, aber ich finde er übertreibt... Klingt das gemein? Soll es nicht. Es ist nur so schwer für mich. Ich habe selbst keine Kinder und möchte momentan auch keine, aber ich war immerhin mal eins (auch Scheidungskind). Ist es denn normal bzw. wirklich so sehr wichtig, dass er so oft mit ihnen allein etwas unternimmt? Gestern z.B. habe ich ihn gefragt ob wir uns heut sehen und was unternehmen (zu viert). Er meinte da sprechen wir morgen noch (was ich eh schon kurzfristig find). Er teilte mir dann lediglich per SMS mit das er mit den Mädels fahrradfahren geht und sich später meldet. Fahrradfahren wollten wir auch. Haben es aber in 8 Monaten noch nicht geschafft. Ich hätte halt auch gern jemanden mit dem ich sowas machen kann. Wär es denn so schlimm wenn ich mit den dreien zusammen Rad fahr? Verstehen Sie was ich meine? Ich fühle mich meistens dann ziemlich ausgeschlossen. Aber ich bin doch nunmal da! Ich gehör doch auch irgendwie dazu! Ich muss vielleicht noch dazu sagen, dass der Freund seiner Ex-Frau mit ihr zusammen wohnt. Vielleicht bin ich auch einfach nur eifersüchtig. Aber ich wünsch mir manchmal auch einfach jemanden der da ist...
Was ich jetzt gern von Ihnen wissen würde ist, inwieweit sollte ich Zeiten, die er allein mit seinen Kindern verbringen will akzeptieren und ab welchem Zeitpunkt hab ich auch ein kleines Recht Ansprüche geltend zu machen? Ich weiß, dass man das sicher nicht pauschal sagen kann, aber vielleicht haben Sie eine kleine Hilfe für mich? Ich wäre Ihnen so sehr dankbar. Es ist wirklich nicht leicht für mich!

Anwort von Sabine

Hallo!

Ich kann verstehen, dass es nicht leicht ist für Dich und kann es ein wenig nachvollziehen. Wie Du festgestellt hast, sind seine Kinder seine Nr. 1 und werden es auch wohl immer bleiben.
Du mußt jetzt aufpassen, dass Deine Angst nicht in Eifersucht umschlägt und so vielleicht einiges kaputt machen könnte. Dein Partner wird es spüreen.
Ich kann es mir natürlich jetzt einfach machen und Dir raten zu lernen damit auszukommen, aber ich weiß selber (als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern), dass es nicht so einfach ist.
Du hast Deinen Partner kennengelernt als Vater von zwei Kindern und das er geschieden ist. Du mußtest irgendwo damit rechnen, dass es so kommen kann und das Du ihn, wenn Du mit ihm eine Beziehung eingehst, Du ihn nie ganz für Dich alleine haben wirst. Ich weiß, dass das keine Lösung ist, aber es sollte Dir ein Gedankenanstoß sein, vielelicht besser damit umgehen zu können.
Wichtig ist, dass Du offen und ehrlich mit Deinem Partner sprichst. Wenn es Momente gibt, wo Du meinst, dass Du hinten anstehst, dann sage es ihm. Es muß nicht als Vorwurf ausgedrückt werden. Einfach zu sagen: "Hey, halt mich mal für einen Moment im Arm", reicht manchmal schon aus, um das Gefühl zu haben, auch dazu zu gehören. Manchmal muß man sich auch ein wenig unter die drei mischen und ihnen zeigen "hey, ich bin auch dabei, darf ich mitmachen". Als er Dir geschrieben hat, dass er mit den Mädels Fahrrad fahren will, hättest Du fragen können, ob es möglich wäre, dass Du mitkommst anstatt zuhause zu sitzen und zu warten, dass sie zurück sind.
Ich zweifel nicht daran, dass er Dich liebt. Er liebt Dich nur auf eine andere Art als seine Kinder. Es ist richtig, dass Scheidungskinder es nicht leicht haben. Sie werden mit Situationen konfrontriert, wo andere Kinder nicht mit zu kämpfen haben. Sie brauchen oft lange um zu verstehen, warum Mama und Papa neue Partner haben. Ihr als Erwachsene könnt sie dabei unterstützen und ihnen zeigen, dass Mama und Papa glücklicher sind, wenn sie so leben, wie es jetzt ist. Versuche Dich daran zu beteiligen und wenn es Dir danach ist mitzumachen, wenn die drei etwas unternehmen, dann lass es ihn wissen. Versuche nicht dagegen anzukämpfen, sondern versuche an der gleichen Seite des Seils zu ziehen. Dagegen zu ziehen, bringt nichts, denn er wird seine Kinder nicht zurückstellen. Kinder sind sehr schnell herangewachsen und wollen schnell nichts mehr von Mama und Papa wissen, weil sie auf eigenen Beinen stehen. Das weiß Dein Partner auch und wird die Momente mit den Kindern genießen solange es geht. Zu lernen, dass er die Kinder seit der Trennung nur noch am We bei sich hat, ist für jeden Familienvater schwer. Oft stürzen sie sich in Arbeit oder Hobbys um sich von dem Schmerz abzulenken. Auch die Väter müssen lernen, wie die Kinder, dass sich alles geändert hat. Selbst wenn die Trennung Jahre zurückliegt. Wie gesagt, den einzigen Rat, den ich Dir vorerst geben kann, versuche an der gleichen Seite des Strangs zu ziehen wie sie es tun und mache auf Dich aufmerksam indem Du Dich meldest und sagst: hey, ich möchte mitmachen.
Es wäre ein Versuch und es braucht mit Sicherheit einige Zeit, bis man es gelernt hat damit umzugehen. Wenn man es auch wirklich will.

Lieben Gruß