Problem von Carsten - 31 Jahre

Ich komme von meiner Frau nicht los

Hallo, ich möchte hier, auch wenn ich gar nicht weiß, ob es jemand lesen wird oder überhaupt jemanden interessiert, meine derzeitige Situation schildern. Ich bin unheimlich traurig, weil ich in der Welt, in der ich zurzeit lebe einfach nicht glücklich sein kann. Zunächst einmal möchte ich euch wissen lassen, dass ich seit 10 Jahren in einer festen Beziehung bin und seit 10 Monate stolzer Papa einer wunderbaren kleinen Tochter bin. Leider, und das ist nicht erst seit gestern so, habe ich immer wieder Schwierigkeiten mit meiner Frau. Aber die Liebe zu ihr hat mich immer wieder auf bessere Zeiten hoffen lassen. So ist es seit vielen Jahren - ein auf und ab. Leider in den letzten Jahren mehr ab wie auf. Ich versuche es ihr wirklich so angenehm wie möglich zu machen. Da ich zuletzt im Ausland gearbeitet habe, haben wir die Wahl getroffen, dass sie arbeiten geht und ich mich in der "Mutterrolle" betätige, da ich in meinem Beruf in Deutschland nur schwer arbeit bekomme und die Löhne in der Zeitarbeit nicht zum Überleben reichen. Aber nun bekomme ich die Vorwürfe, dass ich daran schuld bin, dass sie unsere Tochter so selten sieht. Dabei habe ich die Entscheidung nicht alleine getroffen - es war eine gemeinsame und lange vor der Geburt getroffene Entscheidung. Aber das ist nicht das einzige Problem. Mein Frau hat schon seit vielen Jahren mit depressiven Verstimmungen zu tun. Sie weiß das, ist aber nicht bereit sich von einem Arzt oder Therapeuten helfen zu lassen. Als Angehöriger ist das sehr schwierig. Gerade in Phasen, wo "die Welt zusammenzubrechen droht". Man vernachlässigt sehr viel. Freunde, Familie, sich selbst. Und wenn man dann einmal den Weg nach draussen findet und sich mit Freunden trifft, dann gilt das gleich als Egoistisch, da man mehr Zeit für seine Freunde aufbringt wie für die Familie. Ich liebe meine Familie. Mein Kind, meine Frau aber ich muss gestehen, dass ich, noch bevor wir erfahren haben, dass meine Frau schwanger ist, meine Frau verlassen wollte. Auch in dem Wissen, dass sie mit ihrem labilen Zustand alleine sehr viel Schwierigkeiten haben wird. Ich fühlte mich gefangen und sah, wie mein Leben sich für meine Frau aufopferte. Ich weiß, wenn man jemanden Liebt, dann muss man auch opfer bringen. Aber ich spürte, wie ich immer tiefer in diesen Sumpf der Selbstaufgabe rutschte und wollte einfach wieder "leben". Doch es gab immer wieder die Tage, wo die Welt in ordnung zu sein schien. Ich denke, es waren genau diese Tage, die mich bei meiner Frau hielten. Und dann kam unsere Tochter. Ein Ereigniss, was schon vor Jahren gewünscht war. Wir wollten immer ein Kind. Ich hoffte, dass sich dadurch die Situation änderte und meine Frau endlich bereit war, sich helfen zu lassen. Aber da irrte ich mich. So sehr ich meine Tochter liebe - und ich liebe sie wie nichts auf der Welt. und auch meine Frau noch liebe, möchte ich nicht mehr mit Ihr zusammen sein. Aber ich weiß, und das mag jetzt böse klingen, dass sie nicht in der Lage sein wird sich alleine um das Kind zu kümmern. Aber ich kann es ihr auch nicht wegnehmen, da sie damit nie fertig werden würde. Also stehe ich wieder einmal vor der Tür und kann nicht hindurch. Ich werde bei ihr bleiben müssen um meiner Tochter willen. Aber das ist so anstrengend und tut weh - ich weiß manchmal gar nicht wie es weiter gehen soll. Ich kann nicht einmal mit ihr darüber reden, denn dann fängt sie immer wieder an Streit hervorzurufen. Diese ständige Streiterei umgehe ich, indem ich bei gebe und wieder versuche eine heile Welt vorzutäuschen. Ich bin unzufrieden - schaffe es aber nicht zu gehen. Was soll ich tun? Wo soll ich hin? Ich möchte einfach nur weglaufen.... Ganz weit weg.

Tanja Anwort von Tanja

Hallo!

Danke, dass du dich öffnest und mit deinem Problem zu uns kommst!

Durch deine Tochter ist es jetzt umso schwieriger für dich, dich von deiner Frau zu lösen. Aber so wie sich das aus deinem erzählten anhört, gibt es für dich persönlich keinen anderen Weg glücklich zu werden, wenn du bei deiner Frau bleibst bzw. wenn sie sich nicht ändert. Mehr oder weniger schluckst du die Probleme, welche du gerne ansprechen möchtest, aber es nicht tust aus Angst vor Streit, einfach hinunter. Und das ist zum einen nicht der Sinn einer Beziehung/Ehe und auch nicht unbedingt für dich selbst fördernd, ein zufriedenes, harmonisches Leben mit deiner Partnerin führen zu können.
Wegen den Depressionen deiner Frau, gibt es vielleicht engste Freunde von ihr, welche sie vielleicht dazu bringen könnten, einen Therapeuten wegen ihrer Depressionen aufzusuchen? Ich glaube, dass die Depressionen bei deiner Frau unter anderem ein Hauptproblem in eurer Beziehung/Ehe sind. Es ist schwer, mit so etwas umzugehen. Solche Menschen tun und sagen Dinge, welche unsereins keiner nachvollziehen kann und wir dadurch auch unglaublich verletzt werden. Es tut nichts zur Sache, wenn wir wissen, dass sie unter dieser Krankheit leidet, denn irgendwo im Innersten tut es uns doch unheimlich weh. Depressionen sind keine Erscheinung, welche kommen und wieder gehen. Sie sind eine ernstzunehmende Krankheit! Und ich denke, es geht mehreren so wie dir, die in dieser Situation feststecken und hin und her gerissen sind, weil sie nicht wissen, was das Beste ist. Ich glaube auch, dass viele Beziehungen durch Depressionen eines Partners zerstört werden, weil der Betroffene nicht einsieht, dass er krank ist. Depressionen sind nicht etwas, wofür man sich schämen muss und es ist unheimlich wichtig, dass sie therapiert werden!
Ich glaube aber, dass du daran zerbrichst, wenn du so weitermachst wie bisher. Sprich dieses Thema mit deiner Frau zusammen mal an und sage ihr, wie du dich fühlst und mit welchen Gedanken du mittlerweile spielst (Trennung). Mache ihr klar, dass es für dich so nicht weitergeht und unter keinen Umständen du länger dich selbst zurückstellst. Du musst auch mal dein Leben leben und nicht immer aus Rücksicht auf deine Frau zurückstecken und deine Träume und Wünsche hinten an schieben oder gar aufgeben! Vielleicht lässt sie sich ja doch dazu bewegen, dass sie einen Arzt oder Therapeuten aufsucht, der ihr vielleicht helfen kann. Und wer weiß, vielleicht wird dann auch eure Beziehung/Ehe wieder besser!
Wenn sich deine Frau allerdings unter allen Umständen wehrt, fachliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, dann ist es vielleicht das Beste für dich, wenn du dir eine Auszeit suchst und dir klar wirst, was du willst und ob du überhaupt noch einmal zu deiner Frau zurück willst. Ich sehe ansonsten keinen Ausweg aus deiner schwierigen Situation.

Ich hoffe, ich habe dir ein wenig helfen können! Gerne kannst du auch noch einmal an uns schreiben, wenn es weitere Fragen gibt.

Alles Gute und viele Grüße, Tanja