Problem von Helen - 19 Jahre

Besser ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende

um ehrlich zu sein fällt es mir nicht leicht mich an euch zu wenden, aber ich habe sonst niemanden mit dem ich reden könnte.

Man sagt doch immer was uns nicht umbringt macht uns stärker, aber ich bin mir nicht sicher ob mich diese Sache nicht umbringen wird. Denn den Boden unter den Füßen sowie jeglichen Lebenswillen hat sie mir schon geraubt.

Seit jeher war es mein sehnlichster Wunsch Medizin zu studieren. Und ich hatte es auch schon fast geschafft, aber leider habe ich schlußendlich die Zusage um einen Punkt verpasst. Für die meisten Leute ist es nur ein Studium und es gibt keinen in meinem Umfeld der versteht dass die Medizin mein Baby meine große Liebe ist. Ich weiß, dass sehr viele in meiner Situation sind aber das tröstet mich kaum.
Ich muß zugeben ich bin ein Pessimist aber ich glaube sogar der positivste Mensch würde depressiv werden wenn er oder sie einmal in meiner Haut stecken müßte. Mein Leben ist ein einziges Tief, aber trotzdem hab ich mich immer wieder durchgekämpft, alle Schicksalsschläge hingenommen und bin immer wieder aufgestanden weil mich der Traum vom Medizinstudium am Leben erhalten hat.
Die Sache ist die....mein Vater ist schwerer Alkoholiker. Seit ich denken kann macht er mir das Leben zur Hölle. Er beleidigt mich, droht mir mit dem Tod...schlägt mich. Leider hat meine Mutter nie die Kraft besessen ihn zu verlassen. Meine Mutter selbst hat immer von mir verlangt perfekt zu sein und wenn ich es nicht war hat sie mich genauso psychisch fertig gemacht wie mein Vater. Es ist schwer zu erklären wie sie das gemacht haben, aber wie gesagt deren Druck war immer enorm. Anstatt mich so anzunehmen wie ich bin war ich etwa das Walrossbaby oder die Drecksau. Wenn mein Vater einmal nüchtern war hat er mich mit Essen vollgestopft(da war ich noch jünger) und daher war ich auch immer übergewichtig....meine Mutter hat mich derart dragsaliert und schikaniert, dass ich magersüchtig wurde. Und immer war ich allein. Hatte nie Freunde weil ich es einfach nicht wert bin. Aber alles war nicht so schlimm, da ich immer noch die Medizin hatte. Seit mir das genommen worden ist r**** ich mir die Arme auf und der erste Gedanken in der Früh ist: ich will sterben, ich will sterben , ich will sterben, ich will sterben.

Ich hab einfach keine Kraft mehr, ich bin so müde von der ganzen Kämpferei.Ich frag mich nur warum mich Gott so vergessen hat.

Wilhelm Anwort von Wilhelm

Hallo Helen,
du schreibst, was uns nicht umbringt, macht uns nur stärker. Dieser Spruch stimmt nur, wenn du in den Abgrund geschaut hast und in dir eine Stimme laut wird, ich will leben! das ist der wichtigste Schritt zur Transformation. Nur wer weiß, wie seine eigene Hölle aussieht erhält die Kraft, sein ganzes Leben umzukrempeln. Bis es soweit ist, kostet dich das Leben immer mehr Kraft, wie du selber erlebst. Du schreibst auch, du bist müde von der Kämpferei. Diesen Kampf kannst du nur verlieren, denn letztendlich kämpfst du gegen das Leben und das Leben in letzter Konsequenz bist du selbst. Auch Gott hat dich nicht vergessen. Wir alle sind Abbilder Gottes, jedoch nicht im äußeren, sondern im Inneren. Wir können positiv fühlen und handeln, mit ständiger Freude leben, wenn wir es zulassen. Uns ist der Wille dazu gegeben, wenn wir es zulassen können und zwar völlig gleichgültig wie die bisherigen Lebensumstände waren. Dafür gibt es viel zu viele positive Beispiele.
Dein bisheriges Leben, so wie du es schilderst, wirkt wirklich sehr düster. Du hast dein Glück in die Zukunft projiziert, mit dem Gedanken, wenn ich dieses Ziel erreiche, geht es mir besser. Ob das wirklich so gekommen wäre, kannst du nicht wissen. Das ist lediglich ein Gedankengebäude welches du dir aufgebaut und mit Leben gefüllt hast. So lange du diesen Gedanken glauben schenkst, wirst du dir einer Verbesserung deiner Lebensqualität selber im Wege stehen. Es gibt schließlich viele Möglichkeiten, z.B. im Gesundheitswesen tätig zu werden. Ich kenne auch einige Leute, die zuerst eine therapeutische Ausbildung gemacht und anschl. Medizin studiert haben. Vielleicht ergeben sich auch Möglichkeiten in anderen Bereichen. Lasse alles zu, lehne nicht alles kategorisch von vorn herein ab. Lasse andere Möglichkeiten zu. Die gibt es bestimmt auch für dich. Ja, du hast den Wunschstudienplatz nicht bekommen, na und? wer weiß wofür es letztlich gut ist.
Wichtig wird es für dich sein, das du im Hier und Jetzt lebst, Vergangenheit und Zukunft ruhen lässt. Dein Leben zu verändern und Entscheidungen zu treffen kannst du nur im jeweiligen Augenblick, nicht gestern und nicht morgen. Du kannst lediglich lernen, die Vergangenheit mit anderen Augen zu betrachten. Für deine Vergangenheit kannst du nichts, aber für den Umgang mit ihr sehr wohl.
Für dich ist mit Sicherheit ein fester Platz auf dieser Welt vorgesehen. Oft ist die Reise dorthin allerdings mühselig kann sehr lange dauern und auch Irrwege sind nicht ausgeschlossen.
Alles Gute!