Problem von Anonym - 16 Jahre

Soll ich kämpfen?

Hallo, ich bin 16 Jahre alt. Ich hatte bis vor einem monat einen freund (18).
Wir waren ein halbes Jahr zusammen. Es lief eigentlich immer recht gut und wir haben super gut zusammen gepasst. Wir haben auch den sleben Freundeskreis sind zusammen in Urlaub gefahren und es war eigentlich immer schön. Klar es gab hier und da ein paar kleine Streitigkeiten und verschiedene Meinungen aber das ist ja normal. Als er dann vor einem Monat schluss gemacht hat waren unsere Freunde und Familie total geschockt, weil damit keiner gerechnet hatte. Ich konnte es anfangs auch nicht begreifen und bin ihm ein paar Tage hinterher gelaufen doch das hat er mehr oder weniger ignoriert. Es gab in unserer Beziehung nie große Schwierigkeiten. Es ist keiner fremd gegangen oder hat etwas schlimmes gemacht. Er sagte mir er möchte keine beziehung mehr weil ihm alles zu viel wird und das er mehr Zeit für sich möchte. ( Er steht oft unter druck wegen Schule, Hobbys, Arbeit,...) Mir war das zu wenig wenn man sich nur 2 mal die Woche sieht aber ich habe gesagt das wir schon nen Weg finden, aber er wollte nicht mehr. Er sagt er liebt mich nicht mehr jedoch bin ich ihm wichtig. Dann hatten wir ca. 2 Wochen keinen Kontakt und in der letzten Woche haben wir wieder ofter geschrieben und wieder was mit unseren Freunden gemacht. Damit kommen wir auch beide gut klar. Er meldet sich auch von sich aus hin und wieder mal. Wenn er nüchtern ist gehen wir eher normal miteinander um, doch sobald er etwas getrunken hat (nicht besoffen) fängt er an mich zu necken und er sucht Nähe bei mir. Wir sind dauernd im Blickkontakt. An einem abend ist es sogar soweit gekommen das er mich geküsst hat. Am nächsten Tag hat er dann gesagt das hätte nichts zu bedeuten und er wüsste auch nicht warum er sich so verhalten hat. Jetzt weiß ich nicht was ich denken soll.. normalerweise ist er garnicht der Typ der Frauen hinhält oder verarscht. Das traue ich ihm ehrlich gesagt auch nicht zu, weil er sehr schüchtern ist. Bis jetzt hatte er auch noch nichts mit Anderen. Er schreibt zwar hin und wieder mit einer aber als ich ihn darauf angesprochen habe sagte er das sei nur Freundschaft und da würde auch nichts draus werden. Zu mir hat er jedoch gesagt, das er keine Lust habe sich immer melden zu müssen und das er manchmal keine Lust hat zurück zu schreiben wenn er grade im Stress ist. Sein bester Freund weiß auch nicht genau was er davon halten soll aber das liegt wohl auch daran das mein Ex mit niemandem über unsere Beziehung spricht und wenn man ihn darauf anspricht blockt er immer ab. Ich weiß einfach nicht was ich davon halten soll. Ich liebe ihn noch sehr und ich glaube das er mich auch noch lange nicht vergessen hat. Soll ich um ihn kämpfen? Ich möchte nichts erzwingen. Oder macht alles keinen Sinn mehr? Danke im vorraus ;)

Bernd Anwort von Bernd

Hallo liebe Unbekannte,

Zuerst einmal scheint Dein Freund Dich noch zu mögen! Ich denke schon, dass Du ihm noch viel bedeutest.

Du hast zwei Dinge geschrieben, die mir der richtige Ansatz für Euer Problem zu sein scheint:

"Er steht oft unter druck wegen Schule, Hobbys, Arbeit,..." und
"Mir war das zu wenig wenn man sich nur 2 mal die Woche sieht".

Versuche es doch einmal so zu sehen:

gegen den Druck aus Schule und Arbeit kann sich niemand so richtig wehren. Dazu ist beides zu wichtig, um es zu vernachlässigen.
Ein Hobby stellt in der Regel keine Anforderungen: man kann ihm nachgehen, wenn man gerade Zeit und Lust darauf hat. Wenn nicht, dann läßt man es eben "für heute". Morgen ist auch noch ein Tag!
Das erzeugt keinen Druck! Das macht Spaß!

Eine Beziehung zu einem anderen Menschen stellt ganz eigene Anforderungen. Und die empfindet jeder unterschiedlich und damit geht jeder anders um.
Dein Freund scheint mir zur Zeit zu demonstrieren, dass er jede Verpflichtung aus einer Beziehung als zusätzliche Belastung, als "Einengung" empfindet.
Für ihn ist das wohl die einzige Verpflichtung, vor der er sich "entlasten" kann. Du machst ihm die Entscheidung um so einfacher, je mehr Du von ihm erwartest.

Wenn Du um ihn kämpfen willst, gibt es nach meiner Meinung nur einen Weg:
Du solltest versuchen, nachzuempfinden, in wie weit Deine "Anforderungen" an Eure Beziehung Deinem Freund eher zusätzliche Belastung, als "Glückseeligkeit" bedeutet haben.
Frage Dich selbst ehrlich, was Du von ihm erwartet hast.
Wo Du eventuell Druck aufgebaut hast.
Wo Du den Druck unter dem er so schon steht zwar erkannt hast, aber trotzdem Deine eigenen Ansprüche durchsetzen wolltest.

Wenn Du hier Anzeichen dafür erkennst, dass Du ihn evtl. überfordert hast: kämpfe um ihn, indem Du ihm die Brücke baust. Zeige ihm, dass die Beziehung zu Dir keine zusätzliche Belastung, sondern eine Bereicherung bedeutet.

Zum guten Schluß ein Schwank aus meiner eigenen Jugend (wir haben das ja fast alles bereits selbst erlebt). Hier natürlich eher aus der Sicht Deines Freundes:
Mit 20 Jahren war ich das erste mal verlobt (und habe sie wirklich auch geliebt). Mein Studienort war 160 km von unserer Wohnung entfernt => Wochenendbeziehung.
Als ich gemerkt habe, dass ich für das Vorexamen einiges zu lernen hatte, was mich auch für einige Wochenenden in Aachen festhalten würde, antwortete meine Verlobte (nach langer Diskussion):

"Du liebst mich nicht mehr!"

Da ich mir sicher war, ihr meine Gründe genau genug dargelegt zu haben (dass die längere Trennung ja für unsere gemeinsame Zukunft wichtig war), und ich auch nicht ausgeschlossen hatte, dass sie mich ja mal besuchen könne, habe ich jede weitere Diskussion durch eine äußerst knappe Antwort beendet:

"Stimmt"!

Legte den Verlobungsring auf den Tisch und ging.

Warum erzähle ich Dir das?

Vielleicht sieht ja auch Dein Freund in Schule und Arbeit die Grundvoraussetzung dafür, für und mit einem Partner eine gemeinsame Zukunft aufbauen zu können.
Vielleicht braucht er ja gerade jetzt einen Partner, bei dem er sich "fallen lassen kann". Keinen, der ihn zusätzlich fordert.

Wenn Du um Deinen Freund kämpfen willst, kämpfe zuerst gegen Deine eigene Erwartungshaltung.

Ich denke, Ihr habt eine reele Chance.

Es liegt an Dir, es Deinem Freund zu beweisen.

Herzlichst,

Bernd