Problem von Anonym - 33 Jahre

mein Bruder macht mir Sorgen

Hallo
Mein Bruder ist 31 und hatte vor genau einem Jahr ein Burnout. Der Auslöser war das Beziehungsaus der damaligen Freundin. Er hatte auf alle einen Hass die ihm während 13 Jahren das Leben schwer gemacht haben. Er wurde als Lehrling gemobt und mit den Beziehungen die zu Ende gingen (er wurde angelogen und betrogen) hatte er auch sehr Mühe.

Meine Mutter geht vor Sorge fast kabutt und ich versuche ein bisschen Abstand zu gewinnen, da ich mir sonst zuviel Sorgen mache. Wenn er ein Tief hat bin ich die erste, die er anruft. Er kann mich auf mich jederzeit verlassen und ich glaube das ist das Problem. Er muss lernen alleine damit klar zu kommen, aber dann fühle ich mich als Egoist und habe das Gefühl ihn im Stich zu lassen. Aber im innersten weiss ich das ich das nicht tu.

Mein Gefühl sagt mir, dass er die Verantwortung für sein Glück und Unglück bei anderen sucht. Er fühlt sich immer nur als Opfer und vielmals sind es die anderen die ihm leid antun. Er kämpft mit Angszuständen, Verlustängste, usw. Er geht schon seit einem Jahr in eine psychiatrische Behandlung und er hat das Gefühl das es schneller helfen sollte.

Bei der Arbeit (Altersheim als Pfleger) kann er sich genug abgrenzen und wird stehts sehr viel gelobt. Aber er sagt mir, dies bedeute ihm gar nichts. Alles was ich versuche zu erklären warum er sich so fühlt kommt bei ihm nicht an.

meine Frage: wie soll ich mit der ganzen Situation umgehen? Ich möchte doch nur das er eine liebe Freundin hat die weiss was sie will. Doch zuerst muss er gesund werden....ich habe auch all dieses Leid erlebt, aber ich habe einen Weg gefunden..(Bücher und Selbstauseinandersetzen durch Schreiben)

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Unbekannte,

Du schreibst, was viele von uns auch in anderen Situationen oft erleben:
Wir haben ein tiefes Gefühl für einen anderen Menschen, stehen aber mit unseren Gefühlen total daneben. Wissen nicht, was für den Menschen, der uns viel bedeutet auch wirklich das Beste ist.

Mein Schlüsselerlebnis dazu war die Depression meiner Frau nach der Geburt unseres 2. Sohnes.
Meine Erkenntnis war, dass uns beiden wohl die gemeinsamen Gespräche mit dem Psychologen geholfen haben:

Ich habe erkennen müssen, dass sich meine Frau in dem Augenblick, in dem ich sie "nur abgeliefert habe" bereits so sehr alleingelassen gefühlt hat, dass mit der Fahrt in die Klinik schon der halbe Behandlungserfolg verspielt war.

Deshalb kann ich nicht anders als Dir zu raten: gehe mit Eurer Mutter gemeinsam zu dem Therapeuten und lasst auch Ihr Euch helfen.

Helfen zu verstehen, was in Deinem Bruder wirklich vorgeht und wie Ihr Ihm wirklich helfen könnt.

Lasst Euch auch sagen, wo Eure Grenzen der Hilfestellung sind. Dann weißt auch Du genau, warum Du Dich nicht als Egoist fühlen mußt.

Von ganzem Herzen wünsche ich Deinem Bruder, Eurer Mutter und Dir

alles Liebe!

Bernd