Problem von Anonym - 15 Jahre

Wie kann ich mich jemals wieder blicken lassen?

Ich habe gestern gefeiert. Naja, ekzessiv gefeiert. Ich habe mal wieder maßlos viel getrunken ich bin in Ohnmacht gefallen. Zum Glück war der Vater vom Gastgeber Arzt, also musste ich nicht ins Krankenhaus. Heute bin ich in fremden klamotten aufgewacht und wusste nicht wo meine sind .

Mir ist das ganze schrecklich peinlich und ich weiß nicht wie ich mich in die Schule wagen kann! Am liebsten würde ich abtauchen in eine Welt wo mich keiner kennt und ich neu anfangen kann, es war immerhin nicht das erste Mal dass mir so etwas passiert ist.
Könntet ihr mir villeicht irgendeinen Rat geben wie ich mein Gewissen beruhigen kann? Ich kriege nähmlich von keinem irgendwelche aufbauenden Worte sondern werde nur runter gemacht : meine Mutter zum Beispiel hasst mich im Moment und macht mir ein noch schlechteres gewissen als ich sowieso schon habe.
ich warte geduldig auf eure Antwort

Bernd Anwort von Bernd

Liebe Unbekannte,

Deine Mutter kann Dich nicht hassen:

sie liebt Dich und sie ist hilflos.

Weil sie nicht weiß, wie sie Dich erreichen kann.
Was soll sie Dir sagen, ohne dass Du es als Angriff sehen wirst?
Das Schlimmste, was Dir bei Deinen Eltern je passieren kann:
dass sie nichts mehr zu Dir sagen! Dann lieben sie Dich zwar immer noch, aber sie haben Dich aufgegeben.
Gegen "Peinlichkeiten" hilft eigentlich immer nur eins:
Du mußt den Anderen um einen Schritt voraus sein.
Bevor jemand über Dich tuscheln kann, mußt Du stark genug sein, auf die Menschen zuzugehen und sagen: "Der Mist den ich da gebaut habe wird mir nicht nochmal passieren!"
Aber davon solltest erst einmal Du selbst überzeugt sein. Dass Du das auch wirklich selber willst.
Vielleicht ist einer der Wege, die Dir nicht zu schwer fallen der Weg zu genau dem Arzt, der Dich bei Deinem letzten "Ausflug" vor dem Koma bewahrt hat?
Vor dem brauchst Du ja offensichtlich keine Angst zu haben. Da mußt Du nur Deine Scham überwinden!
Er wird Dir einiges über den Weg von eher spontanem Alkoholmißbrauch in die Abhängigkeit von dieser Droge erzählen können.
Und als Arzt ist er an seine Schweigepflicht gebunden.

Selber Vater tut es mir immer wieder besonders weh zu sehen, wie schwer wir Alten uns damit tun, Euch Jungen einerseits loszulassen, damit Ihr erwachsen werden und Euren eigenen Weg finden könnt.
Und auf der anderen Seite keine Chance bekommen, Euch unsere Erfahrungen mitteilen zu dürfen, ohne dass Ihr Euch sofort angegriffen, verletzt oder gar gehasst vorkommt.

Gib Deiner Mutter eine Chance, bevor sie die Hoffnung aufgibt.

Von ganzem Herzen,

Bernd