Problem von Anonym - 21 Jahre

Ständiger Innerer Kampf

Liebes Kummerkasten-Team,
Ich fühle mich komisch, das in meinem Alter hier zu schreiben, aber ich bin Im Moment so sehr auf der Suche nach mir Selbst und einer Lösung das ich nichts ungenutzt lassen kann, denn ich habe Angst, das ich mich sonst umbringe, diesen Gedanken habe ich schon seid Jahren.

Mein Problem ist mein Charakter, und ich möchte mich ändern, aber ich weiß nicht wie. und es ist nicht so das mir das erst jetzt einfällt, ich will das sicherlich schon seid 5 Jahren, aber ich verzweifel immer wieder an mir selber, und frage mich ob ich zu bequem bin? Den Titel habe ich gewählt weil ich ständig einen Kampf in mir führe, es ist als ob ich zwei Stimmen in meinem Kopf hätte, die eine sagt mir was das richtige wäre, die andere hindert mich daran es zu tun, denn sie ist stärker. Ich fühle mich blockiert und voller Angst.
Ich muss glaube ich mal präziser werden, ich hoffe es ist in Ordnung wenn ich länger schreibe aber ich glaube nur so kann man vielleicht verstehen warum ich mir so Sorgen um mich selbst mache.
Ich hatte bis auf die Trennung meiner Eltern (die mich heute noch beschäftigt, obwohl es bereits 14 jahre her ist) eine gute Kindheit.
Meine Mutter hat sich total um mich gekümmert, mein Vater war trotz der Trennung so oft er konnte bei uns, solange Er gutes Geld verdient hat, was früher der Fall war habe ich alles bekommen was ich wollte. Ich wurde so verwöhnt das es mir unangenehm war und ich irgendwann anfing zu heulen wenn ich ein Geschenk bekommen habe. Das klingt sehr seltsam, ich weiß.
Ich glaube, ich habe keine Grenzen bekommen. Ich musste nie etwas tun, meine Mutter hat alles gemacht und bis heute weiß ich noch nichtmal wie man richtig putzt. In der Schule war ich eine der besten, hatte aber Probleme mit den Lehrern weil ich nur provoziert habe und rumgetobt bin. Ich habe also auch nie gelernt zu lernen, weil ich es eine ganze Weile nicht musste. Ich habe auch mal gemobbt wurde aber später selber auch gemobbt. ich glaube das hat mich sehr verändert denn früher hatte ich ein sehr großes Selbstbewusstsein und eine schnelle Auffassungsgabe. Mir wurde auch mal ADS diagnostiziert aber meine Eltern glauben nicht das ich das hatte. (Auch wenn ich nie schlafen konnte)
Ich habe irgendwann die Schule gewechselt weil ich mit den Schülern nicht mehr auskam und die Lehrer mich nur noch als Störenfried ansahen, der ich über die Jahre geworden war.
In meiner Pubertät die ziemlich früh kam, entwickelte ich unglaublich starke Aggressionen, vorallem gegen meine Mutter. Das ging so weit das wir gekämpft haben, es wurde immer schlimmer, ich habe sie beschimpft und geschubst und irgendwann bin ich richtig durchgedreht und habe sie mit der Faust geschlagen. Und das schlimmste ist, ich kann es bis heute nicht verstehen, denn ich liebe meine Mutter, sie ist auch aggressiv aber sie ist eigentlich so unschuldig, Ich habe oft das Gefühl, sie beschützen zu müssen und dann das. Danach bin ich erstmal in Therapie gegangen, aber die hat mir nicht viel genützt. Schon was meine Aggressionen anging, aber nicht bei dem rest. Mein Leben verlief des weiteren so: Ich bin ausgezogen, in den 3 Jahren aber 3 mal umgezogen was teils an mir teils an den umständen lag, ich bin in der Zeit sehr oft Zuhause gewesen, hab die Schule total vernachlässigt, konnte nicht mehr hingehen. Hab ein weiteres mal eine Klasse wiederholen müssen. Ich weiß nicht wann es anfing das ich immer müde war. Ich bin im Unterricht immer eingschlafen, ich konnte nichts dagegen tun, und Morgens konnte ich nicht aufstehen. Ich konnte mich sowieso zu nichts aufraffen, einmal im Monat hab ich vielleicht halbherzig mein Zimmer aufgeräumt obwohl ich es liebe wenn es Sauber ist. Ich habe viele Chancen bekommen, da ich vorallem im Künstlerischen Bereich viele Begabungen habe, aber ein Innerer Wiederstand hat mich davon abgehalten. Ich habe zuviel Alkohol getrunken und mir damit viel an zwischenmenschlichen Beziehungen kaputt gemacht.
Sowieso habe ich das Gefühl, keine richtigen Freunde zu haben. Ich erwarte mehr von ihnen, kann mich aber selbst nicht dazu aufraffen So zu sein ie ich es mir wünsche. Das ist alles viel zu viel und zu schwammig aber es tut gerade gut mir das von der Seele zu schreiben. Und jetzt: ich hab das Abitur abgebrochen und wohne jetzt in Berlin, 800 Kilometer von Zuhause, um ein Praktikum zu machen damit ich nach einem halben Jahr mein Fachabitur habe. Das erste Praktikum habe ich nach 2 Monaten abgebrochen. Das 2. langweilt mich auch. Ich komme mir vor, als würde ich immer hilfloser, kindischer und dümmer werden. Ich möchte mich eingraben, oder zu Mama, ins warme Nest und nicht älter werden. ich habe keine Ziele. Ich weiß zum Teil um meine Fehler, schaffe es aber nicht sie zu ändern. Ich habe dieses Fluchtverhalten und schon immer habe ich nur geträumt anstatt zu tun. Ich weiß, man sagt dann: MACH DOCH EINFACH, aber es GEHT nicht. ich habe das Gefühl ich vergeude mein Leben und ich weiß nicht wie ich da rauskommen kann, beziehungsweise woran das liegt. Ich hatte immer so hohe Erwartungen von mir und ich dachte ich werde alles schaffen und reich und berühmt werden (ja ich weiß das ist ein klischeetraum den jeder hat) aber ich war überzeugt, da ich auch nicht dumm war und wirklich talentiert. Aber jetzt, jetzt erwarte ich gar nichts mehr von mir, ich enttäusche mich nur selbst. Ich werde von Menschen entäuscht weil ich mich naiv und offen sofort auf sie einlasse, und wenn jemand nett ist, ist er sofort in meinem Herzen. Ich lerne aus meinen Fehlern nicht. und oft verstehe ich auch nicht wo sie sind.
Ich hab das Gefühl, nein ich WEISS das ich keine Zukunft habe, ich bin unfähig zu arbeiten oder etwas zu lernen, ich habe so große Blockaden und ich weiß nicht wie ich sie loswerden kann.
Ich denke wirklich, ich habe keine Wahl als mich vom Balkon zu stürzen, ich werde alle nur enttäuschen.
Was kann ich tun, woran liegt das?????
Ich bin faul, unpünktlich, unzuverlässig, extrem, emotional. gute Eigentschaften sehe ich nicht.

Kann sein das das alles vie zu viel, viel zu unbedeutend und viel zu schwammig ist um eine Antwort darauf zu bekommen, vielleicht gibt es auch keine, ich brauche irgendwie hilfe. Überlege wieder in eine Verhaltenstherapie zu ghen aber ich bekomme keinen Termin und mir geht es JETZT schlecht. Außerdem will ich Antworten.

Also danke fürs lesen.

Tim Anwort von Tim

Hallo!

So wie ich das lese bist du weder dumm noch lernst du nicht aus deinen Fehlern. Du erkennst deine Schwächen und setzt alles in Bewegung zu ergründen woran das liegt - das ist gut!

Es kann mehrere Ursachen haben, warum man sich nicht aufraffen kann oder den Spagat zwischen Theorie (ich müsste mich bessern) und Praxis (ich bessere mich) nicht hinkriegt.

Als Kind wurde dir jeder Wunsch erfüllt, in der Pubertät hattest du einige Turbulenzen und jetzt stehst du auf eigenen Füßen - jedenfalls dämmert es dir, dass es so sein sollte.

Dieses Gefühl macht jedem Anfang Zwanzig mehr oder weniger Angst. Du bist nicht die Einzige, die sich vom Leben überfordert fühlt. Dazu kommt, dass die Vorstellung, die man als Kind von seiner bunt ausgemalten Zukunft hatte, gar nicht eingetroffen ist.
Es wird nicht leichter, sondern schwerer... wer hätte das als Kind gedacht?

Diese "Zeit des Erwachens" ist eine Krise, aber auch eine Gelegenheit, in der man viel lernen kann um sein Leben aus der aktuellen Situation heraus neu zu positionieren.

Z.B. welche Ziele man im Leben erreichen will. Du sagst, du hast keine. Da liegt meiner Meinung nach das Problem. Nutze die Zeit und begib dich auf die Suche! Du hast auch Ziele tief in deinem Herzen. Entdecke sie! Das ist gar nicht so einfach, aber schau doch mal in einem Buchladen (Abteilung Lebenshilfe), welche Ratgeber dich zu dem Thema ansprechen.

Ich bin sicher, wenn du deinem Leben erst mal wieder eine Richtung gibst, kehrt auch deine Motivation zurück. Das ist kein leichter Weg, aber er gehört für jeden Menschen dazu. Du bist einfach gerade in einer besonderen Phase.

Auch wenn es sich anfühlt wie ein Sumpf - es ist ein nahrhafter Boden. Du musst ihn nur bepflanzen!

Selbstverständlich hilft dir dabei auch eine Verhaltenstherapie.

Ich wünsche dir alles Gute für deine Zukunft!